Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
präkonditioniert – kodierte dem Notaggregat an der Seite des Computers zwei einfache, klare technische Anweisungen ein.
Hinter ihm erklang das Gelächter des Sonnensohns. »Sie verlangen, dass Ihnen ein Stück Congohelium heruntergeschickt wird. Halt! Halt! Unterzeichnen Sie nicht mit Ihrem Namen und der Autorität eines Lords der Instrumentalität. Ihre unsignierte Anforderung wird keinen Schaden anrichten. Der Zentralcomputer wird denken, dass es sich wieder um einen der verrückten Kerle aus dem Bezirk handelt, der sinnlose Anweisungen gibt.« Die Stimme bekam einen drängenden Ton. »Warum hat Ihnen die Maschine jetzt ›Verstanden und erledigt‹ signalisiert?«
Sto Odin log schamlos: »Ich weiß es nicht. Vielleicht schickt man mir ein Stück Congohelium, das zu Ihrem Stück paßt.«
»Sie lügen«, rief der Tänzer. »Kommen Sie an die Tür.«
Flavius führte Sto Odin zu dem lächerlich-schönen gotischen Torbogen.
Der Tänzer hüpfte von einem Bein auf das andere. Das Congohelium glühte in dumpfem, alarmierendem Rot. Die Musik weinte, als ob aller Zorn und alles Misstrauen der Menschheit in einer neuen, unvergesslichen Fuge vereinigt wäre wie ein wahnverzücktes Gegenstück zu Johann Sebastian Bachs Drittem Brandenburgischem Konzert .
»Ich bin hier.« Sto Odins Stimme klang gelassen.
»Sie werden sterben.«
»Das tat ich schon, als wir uns das erste Mal sahen. Ich hatte meine Lebensleistung schon auf maximale Stärke eingestellt, als wir den Bezirk betraten.«
»Dann los, kommen Sie herein«, sagte der Sonnensohn, »und Sie werden niemals sterben.«
Sto Odin hielt sich am Türrahmen fest und ließ sich langsam auf den Steinboden hinunter. Erst als er bequem saß, sprach er weiter. »Ich sterbe tatsächlich. Ich will aber trotzdem nicht hineinkommen. Ich möchte Ihnen nur beim Tanzen zusehen, während ich sterbe.«
»Was tun Sie da? Was haben Sie getan?«, rief der Sonnensohn. Er unterbrach seinen Tanz und näherte sich der Tür.
»Untersuchen Sie mich, wenn Sie wollen«, sagte Sto Odin.
»Ich untersuche Sie gerade«, nickte der Tänzer, »aber ich erkenne nichts außer Ihrem Wunsch, selbst ein Stück von dem Congohelium zu bekommen und wilder als ich zu tanzen.«
In diesem Moment wurde Flavius zum Berserker. Er rannte zur Sänfte zurück, beugte sich darüber und rannte wieder zur Tür. In jeder Hand hielt er eine riesige Kugel aus massivem Stahl.
»Was treibt dieser Roboter?«, rief der Tänzer. »Ich kann Ihre Gedanken lesen, aber Sie befehlen ihm nichts! Er will mit diesen Stahlkugeln Hindernisse ausschalten …«
Er keuchte, als der Angriff kam.
Schneller, als das Auge der Bewegung folgen konnte, wirbelte Flavius’ mit sechzig Tonnen Schubkraft ausgerüsteter Arm durch die Luft und warf das erste Stahlgeschoss direkt nach dem Sonnensohn. Der Sonnensohn – oder die Macht, die hinter ihm stand – sprang schnell wie ein Insekt zur Seite. Die Kugel zerschmetterte zwei der auf dem Boden liegenden zerlumpt gekleideten menschlichen Gestalten. Der eine Körper machte Wuff! , als er starb, der andere gab nicht den geringsten Laut von sich – der Kopf war schon beim ersten Aufprall abgerissen worden.
Bevor der Tänzer etwas sagen konnte, warf Flavius die zweite Kugel.
Diesmal wurde die Tür getroffen – doch die Kräfte, die Sto Odin und die Roboter gelähmt hatten, waren wieder wirksam. Die Kugel sang, als sie auf die Tür prallte, bewegungslos in der Luft hängen blieb und dann von der Tür zurück auf Flavius geschleudert wurde.
Der zurückfliegende Ball verfehlte Flavius’ Kopf, zerschmetterte ihm aber die gesamte Brustpartie. Dort befand sich auch sein Gehirn. Licht flackerte auf, als sich der Roboter ausschaltete, aber noch im Sterben fing Flavius die Kugel zum letzten Mal und warf sie nach dem Sonnensohn.
Der Roboter beendete sein Dasein, und die schwere, ziellos abgefeuerte Kugel traf Sto Odin an der rechten Schulter. Der Lord empfand Schmerzen, bis er nach seiner Ichpuppe griff und allen Schmerz abschaltete. Dann musterte er seine Schulter. Sie war fast vollkommen zertrümmert. Blut aus seinem organischen Körper und Hydraulikflüssigkeit aus seinen Prothesen sprudelten hervor, vermischten sich und liefen an seiner Seite herab.
Sto Odin fragte sich, wie weit das Mädchen inzwischen gekommen sein mochte.
Der Luftdruck änderte sich.
»Was geschieht mit der Luft?«, sagte der Sonnensohn. »Warum denken Sie an das Mädchen? Was geschieht hier?«
»Lesen Sie meine
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