Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
hatte ungefähr zwölf verschiedene Drogen genommen, so dass ich wild und frei und sehr empfänglich war. Dieser Computer sprach zu mir, Sto Odin. Ihr Computer, nicht meiner. Er sprach zu mir, und wissen Sie, was er sagte? Sie können es ebenso gut erfahren, Sto Odin, denn Sie liegen bereits im Sterben. Sie haben Ihre Vitalität sehr hoch geschaltet, um gegen mich zu kämpfen. Aber ich habe Ihnen Ihre Bewegungsfreiheit genommen. Hätte ich das tun können, wenn ich nur ein Mensch wäre? Geben Sie acht, was gleich mit mir geschieht.«
Mit einem regenbogenartigen Aufschrei von Akkorden und Tönen presste der Tänzer wieder das Congohelium, bis der innere und auch der äußere Raum in tausendfarbigen Lichtern aufblühten und die unterirdische Luft vor Musik nur so troff, eine Musik, die psychotisch wirkte, denn kein menschlicher Geist hatte sie ersonnen. Lord Sto Odin, in seinem eigenen Körper gefangen, mit seinen zwei erstarrten Legionären einen halben Schritt hinter sich, fragte sich, ob er wirklich umsonst gestorben sein würde, und versuchte, sich vorzustellen, ob ihn dieser junge Mann noch vor seinem Tode blenden und betäuben würde. Das Congohelium drehte sich und leuchtete vor ihm auf.
Der Sonnensohn tanzte rückwärts über die auf dem Boden liegenden Gestalten, tanzte rückwärts mit seltsam ruckartigen Schritten, dass es aussah, als setzte er zu einem wilden Wettrennen an, und dann trugen ihn die Musik und seine eigenen Bewegungen zurück in den Mittelpunkt des inneren Raumes. Seine Gestalt verkrümmte sich, sein Kopf war so stark nach unten gebeugt, als würde er seine Schritte auf dem Boden studieren, während er das Congohelium hoch über dem Nacken hielt und die Beine so geknickt waren, dass die Knie hochragten.
Sto Odin glaubte wieder das Mädchen rufen zu hören, aber er verstand ihre Worte nicht.
Die Trommeln dröhnten wieder: ritiplin, ritiplin, rataplan! Und dann: kid-nork, kid-nork, kid-nork!
Der Tänzer sprach, als das Pandämonium verblasste. Er sprach mit hoher, seltsamer Stimme, so dass es klang, als würde eine schlechte Tonaufnahme auf einem beschädigten Wiedergabegerät abgespielt.
»Das Etwas spricht mit Ihnen. Sie können sprechen.«
Sto Odin bemerkte, dass er wieder seine Stimmbänder und Lippen bewegen konnte. Heimlich und vorsichtig wie ein alter Soldat überprüfte er seine Füße und Finger; sie bewegten sich nicht. Nur seine Stimme konnte er benutzen.
Er sagte das Naheliegende: »Wer sind Sie, Etwas ?«
Der Sonnensohn sah Sto Odin an. Er stand aufrecht und gelassen da. Nur seine Füße bewegten sich, und sie tanzten einen wilden, bebenden kleinen Stepptanz, der den restlichen Körper nicht miteinbezog. Offenbar war irgendeine Art Tanz erforderlich, um die Verbindung zwischen dem unerforschten Bereich der Douglas-Ouyang-Planeten, dem Stück Congohelium, dem Tänzer und den gequälten, glückseligen Gestalten auf dem Boden aufrechtzuerhalten. Das Gesicht, das Gesicht selbst war vollkommen glatt und fast traurig.
»Man hat mir aufgetragen«, sagte der Sohn der Sonne, »Ihnen zu zeigen, wer ich bin.«
Er begann um die Trommeln zu tanzen, und es klang: rataplan, rataplan! kid-nork-nork, kid-nork, kid-nork, kid-nork-nork! Er hielt das Congohelium hoch und presste es so, dass ein lautes Stöhnen herauskam.
Sto Odin war überzeugt, dass ein so wildes und hoffnungsloses Geräusch bis an die weit entfernte, über ihnen liegende Erdoberfläche dringen musste, aber seine Erfahrung und Urteilskraft sagten ihm gleichzeitig, dass dies eine Fantasie sein musste, denn jeder Laut, der stark genug war, um die Oberfläche zu erreichen, wäre natürlich auch stark genug, das bröcklige, zerklüftete Gestein über ihren Köpfen einstürzen zu lassen.
Das Congohelium durchlief alle Farben des Spektrums, bis es ein dunkles, feuchtes Leberrot annahm, das fast schwarz wirkte.
Sto Odin wurde in diesem Moment fast absoluter Stille von der Entdeckung überwältigt, dass die ganze Geschichte bereits in seiner Erinnerung vorhanden war, ohne dass sie jemand in Worte gekleidet und ihm erzählt hatte. Die Geschichte dieser Halle hatte sich bei ihm durch ein Hintertürchen eingeschlichen. Hatte er gerade noch das Gefühl gehabt, sie sei ihm völlig unbekannt, so erschien es ihm im nächsten Moment schon so, als habe er die ganze Erzählung bereits seit seiner Geburt mit sich herumgetragen.
Gleichzeitig spürte er auch, dass er wieder frei war.
Er stolperte drei oder vier Schritte zurück.
Zu seiner
Weitere Kostenlose Bücher