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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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seinen Arm ließ ihn die Augen öffnen.
    Ein alter, Autorität ausstrahlender Mann stand neben seinem Bett und blickte mit einem spöttischen Lächeln auf ihn herab.
    »Sie hat es wieder getan«, sagte der Mann.
    Mercer schüttelte den Kopf, um dem Mann mitzuteilen, dass die junge Schwester nichts Unrechtes getan hatte.
    »Ich bin Doktor Vomact«, stellte sich der Mann vor, »und ich werde Ihnen jetzt diese Kappe abnehmen. Sie werden dann den Schmerz wieder empfinden, aber ich denke, er wird nicht mehr so stark sein. Bevor Sie uns verlassen, können Sie die Kappe noch oft benutzen.«
    Mit einer flinken, entschlossenen Bewegung riss Doktor Vomact Mercer die Kappe vom Kopf.
    Sofort krümmte sich Mercer unter dem feurigen Schmerz auf seiner Haut. Er wollte schreien und sah dann, dass ihn Doktor Vomact gelassen betrachtete.
    »Es ist … jetzt leichter zu ertragen«, keuchte Mercer.
    »Ja«, nickte der Arzt. »Ich musste Ihnen die Kappe abnehmen, um mit Ihnen zu reden. Sie haben jetzt einige Entscheidungen zu treffen.«
    »Ja, Doktor«, stöhnte Mercer.
    »Sie haben ein schweres Verbrechen begangen, und Sie werden hinunter nach Shayol gebracht werden.«
    »Ja.«
    »Wollen Sie mir Ihr Verbrechen verraten?«
    Mercer dachte an die weißen Palastmauern im ewigen Sonnenlicht und an das leise Wimmern der kleinen Wesen, als er vor ihnen gestanden war. Er spannte Arme, Beine, Rücken und Kiefer an. »Ich möchte nicht darüber reden. Es ist das Namenlose Verbrechen. Gegen die imperiale Familie.«
    »Schön«, sagte der Arzt, »das ist eine vernünftige Entscheidung. Das Verbrechen ist Vergangenheit. Ihre Zukunft liegt vor Ihnen. Nun, ich kann Ihren Verstand zerstören, bevor Sie nach unten gehen – falls Sie es möchten.«
    »Das ist gegen das Gesetz.«
    Doktor Vomact lächelte warm und aufmunternd. »Natürlich ist es das. Ein Haufen Dinge sind gegen das menschliche Gesetz. Aber es gibt auch Gesetze der Wissenschaft. Ihr Körper wird dort unten auf Shayol der Wissenschaft einen Dienst erweisen. Und es spielt für mich keine Rolle, ob der Körper nun Mercers Bewusstsein besitzt oder den Verstand eines einfachen Schellfisches. Ich muss Ihnen nur so viel Verstand lassen, dass der Körper weiter funktioniert, aber ich kann Ihr historisches Ich auslöschen und so Ihrem Körper eine bessere Chance geben, glücklich zu sein. Sie haben die Wahl, Mercer. Möchten Sie Sie selbst sein oder nicht?«
    Mercer schüttelte den Kopf. »Ich weiß es nicht.«
    »Ich gehe ein ziemliches Risiko ein«, sagte Doktor Vomact, »indem ich Ihnen so viel Entscheidungsfreiheit lasse. Wenn ich an Ihrer Stelle wäre, würde ich es tun. Es ist dort unten wirklich äußerst abscheulich.«
    Mercer blickte in das volle, breite Gesicht des Arztes. Er traute dem sympathischen Lächeln nicht. Vielleicht war es nur ein Trick, um die Strafe zu verschärfen. Die Grausamkeit des Imperators war sprichwörtlich. Man brauchte sich nur daran zu erinnern, was er mit der Witwe seines Vorgängers, Lady Da, getan hatte. Sie war jünger als der Imperator gewesen, und er hatte sie an einen Ort verbannt, der schlimmer war als der Tod. Wenn man Mercer zur Einkerkerung auf Shayol verurteilt hatte, warum versuchte dann dieser Arzt, den Vorschriften zuwiderzuhandeln? Vielleicht war der Arzt selbst konditioniert worden und wusste überhaupt nicht, was er ihm anbot.
    Doktor Vomact las in Mercers Gesicht. »In Ordnung. Sie wollen also nicht. Sie wollen Ihren Verstand mit nach unten nehmen. Nun, ich fürchte, Sie werden das nächste Angebot auch ablehnen. Wollen Sie, dass ich Ihre Augen entferne, bevor Sie nach unten gehen? Es wird sehr viel angenehmer ohne sie sein – ich weiß es, von den Stimmen, die wir für die Abschreckungssendungen aufnehmen. Ich kann die Sehnerven so versengen, dass Sie niemals wieder Ihre Sehfähigkeit zurückerlangen.«
    Mercer wand sich auf dem Bett. Der feurige Schmerz war in ein allgegenwärtiges Jucken übergegangen, und die Qual seiner Seele war größer als die Pein, die ihm seine Haut zufügte.
    »Sie lehnen das ebenfalls ab?«, fragte der Arzt.
    »Ich glaube schon«, nickte Mercer.
    »Dann bleibt mir nur noch, alles vorzubereiten. Wenn Sie möchten, dann können Sie noch eine Weile die Kappe tragen.«
    »Bevor ich die Kappe aufsetze«, sagte Mercer, »möchte ich wissen, was dort unten geschieht.«
    »Ich kann Ihnen nur einige Hinweise geben. Es gibt dort einen Wächter. Er ist ein Mann, aber kein menschliches Wesen. Er ist ein Homunkulus und

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