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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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stammt von Stieren ab. Er ist intelligent und sehr gewissenhaft. Ihr Objekte werdet auf Shayol freigelassen. Die Dromozoen dort sind eine besondere Lebensform. Wenn sie sich in den Körper eingenistet haben, schneidet S’dikkat – das ist der Wärter – sie unter Narkose heraus, schickt sie zu uns herauf, und wir frieren die Gewebekulturen ein. Sie sind mit fast allen sauerstoffatmenden Lebewesen kompatibel. Die Hälfte aller chirurgischen Transplantationen im ganzen Universum wird mit Teilen durchgeführt, die wir von hier aus verschicken. Shayol ist ein sehr gesunder Ort, soweit es das reine Überleben betrifft. Sie werden nicht sterben.«
    »Sie meinen, dass ich ewiger Bestrafung unterzogen werde.«
    »Das habe ich nicht gesagt. Oder wenn ich es doch gesagt habe, dann stimmt es so nicht. Sie werden nicht schnell sterben. Ich weiß aber auch nicht, wie lange Sie dort unten leben werden. Denken Sie daran, gleichgültig, wie ungemütlich es für Sie wird, die Teile, die uns S’dikkat heraufschickt, werden Tausenden von Menschen auf allen bewohnten Welten helfen. Nun setzen Sie die Kappe wieder auf.«
    »Ich möchte mich lieber noch unterhalten«, erklärte Mercer. »Vielleicht ist das meine letzte Gelegenheit.«
    Der Arzt sah ihn seltsam an. »Wenn Sie die Schmerzen aushalten können, dann sprechen Sie ruhig weiter.«
    »Kann ich dort unten Selbstmord begehen?«
    »Ich weiß es nicht. Es ist noch nie geschehen. Aber wenn man von den Stimmen ausgeht, dann könnte man annehmen, dass sie es gerne täten.«
    »Ist jemals ein Mensch von Shayol zurückgekehrt?«
    »Nicht seit es vor rund vierhundert Jahren zur Sperrzone erklärt wurde.«
    »Kann ich dort unten mit anderen Menschen sprechen?«
    »Ja.«
    »Wer bestraft mich dort unten?«
    »Niemand, Sie Narr«, rief Doktor Vomact. »Es ist keine Strafe. Den Menschen gefällt es nicht auf Shayol, und es ist besser, glaube ich, Sträflinge und keine Freiwilligen hinunterzuschicken. Aber niemand dort unten ist gegen Sie.«
    »Keine Gefängniswärter?«, fragte Mercer, und er schluchzte dabei fast.
    »Keine Gefängniswärter, keine Vorschriften, keine Verbote. Nur Shayol. Und S’dikkat, der auf Sie achtgibt. Möchten Sie noch immer Ihren Verstand und Ihre Sehkraft behalten?«
    »Ich behalte sie. Ich habe es bis hierhergeschafft und werde es den Rest des Weges auch noch schaffen.«
    »Dann lassen Sie mich Ihnen noch einmal die Kappe aufsetzen.«
    Der Arzt setzte Mercer mit einer ebenso leichten und geübten Bewegung die Kappe auf den Kopf, wie es die Schwester getan hatte; nur war er ein wenig schneller. Nichts deutete darauf hin, dass er sich ebenfalls eine Kappe aufsetzen würde.
    Der Ausbruch der Glücksgefühle überkam Mercer wie ein wilder Rausch. Seine brennende Haut trat in weite Ferne zurück. Der Arzt war räumlich nahe, aber selbst er spielte jetzt keine Rolle mehr.
    Mercer fürchtete sich nicht vor Shayol. Das Pulsieren der Glückseligkeit war zu groß, um Platz zu lassen für Angst oder für Schmerz.
    Doktor Vomact reichte ihm die Hand.
    Mercer fragte sich, warum, und dann erkannte er, dass der wundervolle, freundliche, kappenspendende Mann ihm die Hand geben wollte. Er hob seinen Arm. Er war schwer, denn auch sein Arm war glücklich.
    Sie schüttelten sich die Hände. Es war merkwürdig, dachte Mercer, den Händedruck über der Doppelschicht aus zerebralem Glücklichsein und Schmerz zu spüren.
    »Leben Sie wohl, Mr. Mercer«, sagte der Arzt. »Leben Sie wohl und gute Nacht.«

II
    Der Fährensatellit war ein Krankenhaus. Die Hunderte von Stunden, die folgten, waren wie ein langer, gespenstischer Traum.
    Zweimal noch schlich sich die junge Krankenschwester in sein Zimmer, wenn er unter der Kappe lag, und nahm sich ebenfalls eine. Es gab Bäder, die seinen Körper schwielig verhärteten. Unter starker lokaler Narkose zog man ihm alle Zähne und pflanzte ihm stattdessen solche aus rostfreiem Stahl ein. Er bekam Bestrahlungen unter gleißenden Lampen, die den Schmerz auf seiner Haut stillten. Es gab Sonderbehandlungen für seine Finger- und Zehennägel. Langsam verwandelten sie sich in furchtbare Klauen; eines Nachts ertappte er sich dabei, wie er sie an seinem Aluminiumbett schärfte, und er sah, dass sie tiefe Kerben hinterließen.
    Sein Bewusstsein wurde die ganze Zeit über niemals klar.
    Manchmal glaubte er, zu Hause bei seiner Mutter zu sein, als kleiner Junge, und Schmerzen zu haben. Dann wieder, unter der Kappe, lachte er in seinem Bett darüber, dass

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