Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
mit einem sehr starken antiseptischen Mittel ein.
»Das wird brennen«, erklärte einer der Techniker, »aber es ist nichts Gravierendes oder Schmerzhaftes. Wir untersuchen nur die Festigkeit Ihrer verschiedenen Hautschichten.«
Mercer, verärgert über die unpersönliche Behandlung, sagte, als es über dem sechsten Lendenwirbel zu brennen begann: »Wissen Sie nicht, wer ich bin?«
»Natürlich wissen wir, wer Sie sind«, erklang die Stimme einer Frau. »Wir haben alles in der Akte drüben in der Ecke. Der Chefarzt wird später mit Ihnen über Ihre Verbrechen sprechen, falls Sie darüber sprechen wollen. Seien Sie jetzt still. Wir führen einen Hauttest durch, und Sie werden sich sehr viel besser dabei fühlen, wenn Sie die Untersuchung nicht auch noch verzögern.« Der Ehrlichkeit halber fügte sie noch hinzu: »Und wir werden dann auch bessere Ergebnisse bekommen.«
Ohne Zeit zu verlieren, machten sie sich an die Arbeit.
Er betrachtete sie von der Seite. Nichts an ihnen verriet, dass sie menschliche Teufel im Vorzimmer der Hölle waren. Nichts deutete darauf hin, dass dies der Satellit von Shayol war, des letzten und endgültigen Ortes der Züchtigung und der Schande. Sie wirkten wie die Ärzte aus der Zeit, bevor er das Namenlose Verbrechen begangen hatte.
Sie führten eine Routineuntersuchung nach der anderen durch. Schließlich deutete eine Frau mit einer chirurgischen Gesichtsmaske auf einen weißen Tisch. »Legen Sie sich bitte darauf.«
Niemand hatte mehr »Bitte« zu Mercer gesagt, seit ihn die Wächter vor dem Palast gefangengenommen hatten. Er wollte der Aufforderung schon nachkommen, da entdeckte er, dass am Kopfende des Tisches gepolsterte Handschellen angebracht waren. Er zögerte.
»Bitte«, sagte die Frau. Einige der anderen Ärzte drehten sich um und sahen sie beide an.
Das zweite »Bitte« erschütterte Mercer. Er musste sprechen. Das hier waren Menschen, und er war wieder eine Person. Er spürte, wie sich seine Stimme hob, sich beinahe überschlug, als er sie fragte: »Bitte, Ma’am, beginnt jetzt die Bestrafung?«
»Hier gibt es keine Bestrafung«, erwiderte die Frau. »Das hier ist der Satellit. Legen Sie sich auf den Tisch. Wir werden Ihnen jetzt Ihre erste Hautfestigung verabreichen, und dann können Sie sich mit dem Chefarzt unterhalten. Und ihm alles über Ihr Verbrechen erzählen …«
»Sie wissen von meinem Verbrechen?«, fragte er, fast erfreut, als hätte sie einen guten Nachbarn erwähnt.
»Natürlich nicht«, sagte sie, »aber alle Menschen, die hier durchkommen, müssen ein Verbrechen begangen haben. Man hält sie auf jeden Fall für Kriminelle, sonst wären sie nicht hier. Die meisten wollen über ihre persönlichen Verbrechen reden. Aber halten Sie mich nicht auf. Ich bin Hauttechnikerin, und unten auf Shayol werden Sie die beste Behandlung benötigen, die wir Ihnen zukommen lassen können. Jetzt legen Sie sich auf den Tisch. Und wenn Sie dann bereit sind, mit dem Chef zu sprechen, werden Sie außer über Ihr Verbrechen auch noch über andere Dinge reden können.«
Er gab nach.
Eine andere Person mit Gesichtsmaske, vermutlich ein Mädchen, ergriff mit kühlen, sanften Fingern seine Hände und befestigte sie in den gepolsterten Handschellen auf eine Art, die er noch nie erlebt hatte. Bis jetzt hatte er immer geglaubt, jede Verhörmaschine im ganzen Imperium zu kennen, aber dies hier war etwas völlig anderes.
Die Pflegerin trat zurück. »Alles bereit, Madam und Doktor.«
»Was ziehen Sie vor?«, fragte die Hauttechnikern. »Sehr starke Schmerzen oder einige Stunden Bewusstlosigkeit?«
»Warum sollte es mich nach Schmerzen verlangen?«
»Einige Objekte bitten darum, wenn sie hier eintreffen. Ich glaube, es liegt daran, was die Menschen mit ihnen gemacht haben, bevor sie zu uns kamen. Ich nehme an, Sie haben noch keine dieser Traumstrafen erhalten?«
»Nein, die habe ich wohl bislang versäumt.« Mercer dachte: Ich wusste gar nicht, dass ich überhaupt irgendetwas versäumt habe.
Er erinnerte sich an die letzte Gerichtsverhandlung, während der er durch Drähte und Stecker mit dem Zeugenstand verbunden war. Der Gerichtssaal war hoch und dunkel gewesen. Helles blaues Licht fiel auf die Richter, deren Kopfbedeckungen fantastische Parodien auf die Bischofsmützen längst vergangener Zeiten darstellten. Die Richter unterhielten sich, aber er konnte sie nicht hören. Dann verschwand die Schutzdämmung, und er vernahm eine Stimme, die sagte: »Sehen Sie sich dieses
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