Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)
weiße, teuflische Gesicht an. Ein solcher Mensch ist aller Verbrechen schuldig. Ich bin für die Schmerzstation.« – »Nicht den Planeten Shayol?«, fragte eine zweite Stimme. – »Die Dromozoen-Welt«, ertönte eine dritte Stimme. – »Das wäre das Richtige für ihn«, stimmte die erste Stimme zu. Einer der Gerichtstechniker musste bemerkt haben, dass der Gefangene unerlaubterweise zuhörte. Die Verbindung wurde getrennt.
Mercer glaubte zu dieser Zeit noch, er habe schon alles erlebt, was sich die Grausamkeit und die Intelligenz der Menschheit ausdenken konnte. Aber diese Frau meinte, er habe die Traumstrafen noch nicht erlebt. Konnte es denn im Universum Menschen geben, die noch schlechter waren als er selbst? Unten auf Shayol mussten sich eine Menge Leute befinden.
Und er war dabei, einer von ihnen zu werden. Würden sie vor ihm prahlen, was sie getan hatten, bevor man sie an diesen Ort gebracht hatte?
»Es ist nur ein gewöhnliches Narkosemittel«, sagte die Technikerin. »Geraten Sie nicht in Panik, wenn Sie erwachen. Ihre Haut wird auf chemische und biologische Weise verdickt und verstärkt werden.«
»Wird es wehtun?«
»Natürlich«, nickte sie. »Aber schlagen Sie sich nur gleich aus dem Kopf, wir würden Sie damit bestrafen. Der Schmerz wird lediglich ein gewöhnlicher medizinischer Schmerz sein. Jeder empfindet ihn, der sich einer chirurgischen Operation unterzieht. Die Bestrafung, wenn Sie es so nennen wollen, findet erst unten auf Shayol statt. Unsere einzige Aufgabe ist es, dafür zu sorgen, dass Sie nach der Landung überlebensfähig sind. Auf gewisse Art retten wir Ihnen vorbeugend das Leben. Sie können dafür dankbar sein, wenn Sie möchten. Währenddessen können Sie sich viel Ärger ersparen, wenn Sie sich klarmachen, dass Ihre Nervenenden auf die Veränderung Ihrer Haut reagieren werden. Sie sollten sich lieber darauf einstellen, dass es Ihnen sehr schlecht gehen wird, wenn Sie aus der Bewusstlosigkeit erwachen. Aber dem können wir auch abhelfen.« Sie legte einen Hebel um, und Mercer wurde bewusstlos.
Als er wieder zu sich kam, lag er in einem normalen Krankenzimmer, merkte aber nichts von seiner Umgebung. Er schien in Feuer gebadet zu sein. Er hob die Hand, um nachzusehen, ob sie in Flammen stand. Sie sah so aus wie immer, war nur ein wenig gerötet und geschwollen. Er versuchte sich in dem Bett umzudrehen. Aus dem Feuer wurde sengende Glut, und er hielt in der Bewegung inne. Unkontrolliert begann er zu stöhnen.
Eine Stimme ertönte. »Sie werden jetzt eine Dosis Schmerzstiller bekommen.« Es war eine Krankenschwester. »Halten Sie Ihren Kopf ruhig, und ich gebe Ihnen ein halbes Ampere Glückseligkeit.«
Sie zog ihm eine weiche Kappe über den Kopf. Sie wirkte wie Metall, fühlte sich aber wie Seide an.
Er musste seine Fingernägel in die Handballen graben, um zu verhindern, dass er sich im Bett krümmte.
»Schreien Sie nur, wenn Sie möchten«, sagte die Krankenschwester. »Viele tun es. Es wird nur noch eine oder zwei Minuten dauern, bis die Kappe den richtigen Lappen in Ihrem Gehirn findet.«
Sie ging in eine Ecke und tat dort etwas, das er nicht sehen konnte.
Das Klicken eines Schalters war zu hören.
Das Feuer wich nicht von seiner Haut; er spürte es noch immer. Aber plötzlich spielte es keine Rolle mehr. Sein Bewusstsein war von einem köstlichen Glücksempfinden erfüllt, das aus seinem Kopf strömte und bis tief in seine Nervenenden pulsierte. Er hatte schon Lustschlösser besucht, aber noch nie hatte er so etwas wie das jetzt empfunden.
Er wollte dem Mädchen danken und drehte sich in dem Bett herum, um sie anzusehen. Er spürte, wie bei der Bewegung Schmerz seinen ganzen Körper durchflutete, aber der Schmerz war sehr weit entfernt. Und das pulsierende Glücksgefühl, das aus seinem Kopf strömte, das Rückenmark hinunter und dann in seine Nerven, war so intensiv, dass er den Schmerz nur als fernes, unwichtiges Signal wahrnahm.
Sie stand noch immer reglos in der Ecke.
»Danke, Schwester«, sagte er.
Sie schwieg.
Er sah genauer hin, während das gewaltige Gefühl von Glückseligkeit durch seinen Körper pulsierte wie eine Symphonie, die der Nervenmassage diente. Er konzentrierte sich auf sie und erkannte, dass sie ebenfalls eine der weichen metallischen Kappen trug.
Er deutete darauf.
Die Krankenschwester errötete bis zum Hals. Träumerisch sagte sie: »Sie wirkten auf mich wie ein netter Mensch. Ich dachte, Sie würden mich vielleicht nicht
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