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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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und sein Wille soll geschehen. Verbal fügte er hinzu: »Als euer Ältester bitte ich um Loyalität und Schweigen.«
    In diesem Moment ließen die beiden Scanner Martels Arme los. Er rieb seine gefühllosen Hände, bewegte seine Finger, um die Blutzirkulation in die kalten Fingerspitzen zurückzurufen. Wieder frei, begann er darüber nachzudenken, was er tun sollte. Er scannte sich: Der Cranch hielt noch an. Vielleicht hatte er noch einen Tag vor sich. Nun, er konnte als Habermann weitermachen, aber es würde mühsam sein, mit dem Finger und der Tafel zu sprechen. Er suchte Chang. Er sah, dass sein Freund schweigend und reglos in einer stillen Ecke stand. Martel bewegte sich langsam, um nicht mehr Aufmerksamkeit auf sich zu lenken, als sich nicht vermeiden ließ. Er wandte Chang sein Gesicht zu, bewegte sich, bis sein Antlitz von Licht beschienen wurde, und formte dann die Worte mit seinen Lippen.
    »Was sollen wir tun? Du wirst nicht zulassen, dass sie Adam Stone töten, nicht wahr? Erkennst du nicht, was Stones Werk für uns bedeutet, wenn er Erfolg gehabt hat? Es wird keine Scanner mehr geben. Keine Habermänner mehr. Nie mehr die Qual im Auf-und-Hinaus. Ich sage dir, wenn die anderen gecrancht wären wie ich, dann würden sie das alles auf menschliche Art betrachten und nicht mit dieser bornierten verrückten Logik, die sie während der Versammlung benutzt haben. Wir müssen sie aufhalten. Aber wie bringen wir das zustande? Was sollen wir unternehmen? Wie denkt Parizianski darüber? Wer wurde auserwählt?«
    »Welche Frage soll ich zuerst beantworten?«
    Martel lachte. (Es tat gut, zu lachen, selbst jetzt; es ließ ihn sich als Mensch fühlen.) »Wirst du mir helfen?«
    Changs Blicke huschten über Martels Gesicht, als er antwortete. »Nein. Nein. Nein.«
    »Du wirst mir nicht helfen?«
    »Nein.«
    »Warum nicht, Chang? Warum nicht?«
    »Ich bin ein Scanner. Die Abstimmung ist erfolgt. Du würdest ebenso reagieren, wenn du dich nicht in diesem ungewöhnlichen Zustand befinden würdest.«
    »Ich befinde mich nicht in einem ungewöhnlichen Zustand. Ich bin gecrancht. Das bedeutet lediglich, dass ich die Dinge auf die Art der Anderen sehe. Ich sehe die Borniertheit. Die Skrupellosigkeit. Den Egoismus. Es ist Mord.«
    »Was ist Mord? Hast du niemals getötet? Du bist nicht einer von den Anderen. Du bist ein Scanner. Es wird dir leidtun, wenn du das tust, was du vorhast.«
    »Aber warum hast du dann gegen Vomact gestimmt? Hast du nicht erkannt, was Adam Stone für uns alle bedeutet? Die Scanner werden vergeblich leben. Wir sollten Gott dafür danken! Siehst du das nicht ein?«
    »Nein.«
    »Aber du sprichst mit mir, Chang. Bist du mein Freund?«
    »Ich spreche mit dir. Ich bin dein Freund. Warum auch nicht?«
    »Aber was wirst du tun?«
    »Nichts, Martel. Nichts.«
    »Wirst du mir helfen?«
    »Nein.«
    »Nicht einmal, um Stone zu retten?«
    »Nein.«
    »Dann werde ich Parizianski um Hilfe bitten.«
    »Das wäre nicht klug.«
    »Warum nicht? Er ist menschlicher, als du es im Augenblick bist.«
    »Er wird dir nicht helfen, weil er den Auftrag erhalten hat. Vomact wählte ihn aus, Adam Stone zu töten.«
    Martel verstummte mitten in der Bewegung. Dann nahm er die Haltung ein: Ich danke dir, Bruder, und ich ziehe mich zurück. Am Fenster drehte er sich um und warf einen Blick durch den Raum. Er bemerkte, dass Vomacts Augen auf ihm ruhten. Er glitt wieder in die Pose Ich danke dir, Bruder, und ich ziehe mich zurück und fügte eine höfliche Geste hinzu, die erforderlich war bei der Anwesenheit eines Vorgesetzten. Vomact bemerkte das Zeichen und Martel sah, wie sich die grausamen Lippen bewegten. Er meinte, einige Worte zu erkennen. »… achte gut auf dich …« Aber er verzichtete darauf, nachzufragen. Er machte noch einen Schritt rückwärts und stürzte sich aus dem Fenster.
    Sobald er unterhalb des Fensters und außer Sichtweite war, schaltete er seinen Luftmantel auf Höchstgeschwindigkeit. Entspannt schwamm er auf der Luft, scannte sich eingehend und verringerte seine Adrenalinausschüttung. Dann schaltete er seine Kontrollinstrumente frei und fühlte die kalte Luft wie fließendes Wasser über sein Gesicht strömen.
    Adam Stone musste sich im zentralen Erdhafen aufhalten.
    Adam Stone musste einfach dort sein.
    Würde Adam Stone heute Nacht nicht ziemlich überrascht sein? Überrascht, dem seltsamsten Wesen zu begegnen, das denkbar war, dem ersten Renegaten unter den Scannern. (Martel erkannte mit einem Mal, dass

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