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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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für die Art der Ausführung verantwortlich zu machen. Die Tat ist eine ehrenvolle Tat, dient dem Schutz der Menschheit und der Ehre der Scanner, aber zur Art der Ausführung muss gesagt werden, dass sie auf die bestmögliche Weise erfolgen wird, die in dem entsprechenden Augenblick machbar ist, und nicht mehr. Wer kennt schon die richtige Art, auf die man einen Anderen töten kann, hier auf der überfüllten und wachsamen Erde? Es dreht sich nicht einfach um die Frage, wie man einen Schläfer in seinem Zylinder beseitigt, nicht um die Frage, wie man die Nadel eines Habermanns in die Höhe treibt. Wenn hier die Menschen sterben, ist es nicht so wie im Auf-und-Hinaus. Sie sterben widerwillig. Auf der Erde zu töten gehört nicht zu unseren üblichen Aufgaben, o Brüder und Scanner, wie ihr sehr wohl wisst. Ihr müsst mich erwählen, damit ich jeden Helfer erwähle, den ich für geeignet erachte. Andernfalls entstünde aus dem allgemeinen Wissen allgemeiner Verrat, aber wenn ich allein die Verantwortung trage, kann nur ich allein uns verraten, und ihr braucht euch nicht lange umzusehen, wenn die Instrumentalität erscheint und nach ihm sucht.« ( Was ist mit dem Mörder, den du erwählst?, dachte Martel. Er wird es ebenfalls wissen, wenn nicht – wenn du ihn nicht für immer zum Schweigen bringst. )
    Vomact nahm eine andere Haltung ein: Die Ehrenwerten Scanner werden um Abstimmung gebeten.
    Eine Lampe leuchtete protestierend auf; wieder die von Chang.
    Martel meinte, ein grausames Lächeln auf Vomacts leblosem Gesicht zu erkennen – das Lächeln eines Mannes, der sich im Recht fühlte und seine Selbstgerechtigkeit durch kriegerische Autorität durchgesetzt hatte.
    Martel versuchte sich ein letztes Mal loszureißen.
    Die toten Hände gaben nicht nach. Sie waren wie Schraubstöcke, und sie würden sich erst lockern, wenn es die Augen ihrer Besitzer gestatteten; wie anders hätten sie im Auf-und-Hinaus das Steuer Monat für Monat umklammern können?
    »Ehrenwerte Scanner«, rief Martel deshalb, »das ist ein Justizmord.«
    Kein Ohr hörte ihn. Er war gecrancht und allein.
    Und trotzdem rief er weiter: »Ihr gefährdet die Bruderschaft.«
    Nichts geschah.
    Das Echo seiner Stimme hallte von der einen Seite des Raumes zur anderen. Kein Kopf drehte sich. Keine Augen trafen die seinen.
    Martel bemerkte, während sie sich wieder zu Zweiergruppen zusammenschlossen, um miteinander zu reden, dass die Augen der Scanner ihm auswichen. Er sah, dass es niemanden danach verlangte, seine Worte von seinen Lippen abzulesen. Er wusste, dass sich hinter den kalten Gesichtern seiner Freunde Mitgefühl oder Belustigung verbarg. Und er wusste ebenfalls, dass sie wussten, dass er gecrancht war – dass er absurd, normal, menschlich und vorübergehend kein Scanner war. Aber er wusste auch, dass in diesem Fall die Weisheit der Scanner keinen Wert besaß. Und er wusste, dass nur ein gecranchter Scanner mit seinem Innersten empfinden konnte, wie viel Entrüstung und Zorn ein Mord unter den Anderen hervorrufen würde. Außerdem wusste er, dass sich die Bruderschaft selbst gefährdete und dass das älteste Rechtsprivileg das Monopol zum Töten war. Selbst die alten Nationen, in den Zeiten der Kriege, vor den Bestien, bevor die Menschen in das Auf-und-Hinaus fuhren  – selbst die Alten hatten dies gewusst. Wie hatten sie es formuliert? Nur der Staat darf töten. Die Staaten waren verschwunden, die Instrumentalität war geblieben. Und die Instrumentalität konnte natürlich ihrerseits auch keine Dinge durchgehen lassen, die sich auf den Erden, aber außerhalb ihrer Autorität zutrugen. Der Tod im Weltraum war die Angelegenheit, das Recht der Scanner: Wie konnte die Instrumentalität ihre Rechte durchsetzen an einem Ort, wo alle Menschen, die erwachten, nur erwachten, um in der Großen Qual zu sterben? In weiser Absicht hatte die Instrumentalität den Weltraum den Scannern überlassen, ebenso weise hatte sich die Bruderschaft nicht auf den Erden eingemischt. Und nun war die Bruderschaft selbst dabei, sich wie eine Bande Gesetzloser zu benehmen, wie eine Horde von Lumpen, so dumm und ruchlos wie die Stämme der Heillosen!
    Martel wusste dies alles, weil er gecrancht war. Wäre er ein Habermann gewesen, er hätte nur mit seinem Verstand gedacht, nicht mit seinem Herzen und seinem ganzen Innersten und seinem Blut. Wie hätten dies die anderen Scanner auch wissen können?
    Vomact kehrte zum letzten Mal auf das Podium zurück: Der Ausschuss hat getagt

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