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Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition)

Titel: Was aus den Menschen wurde: Meisterwerke der Science Fiction - Mit einem Vorwort von John J. Pierce (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cordwainer Smith
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er sich selbst meinte. Martel, der Verräter an den Scannern! Das klang seltsam und übel. Aber was war mit Martel, dem loyalen Diener der Menschheit? War das nicht Ausgleich genug? Und wenn er gewann, dann gewann er Luĉi. Wenn er verlor, dann verlor er nichts – nur einen unbeachteten und überflüssigen Habermann würde es weniger geben. Allerdings würde er dieser Habermann sein. Aber im Vergleich zu dem ungeheuren Gewinn für die Menschheit, für die Bruderschaft, für Luĉi, was spielte das schon für eine Rolle?)
    Martel sagte sich in seinem Innersten: »Adam Stone wird diese Nacht zwei Besucher bekommen. Zwei Scanner, die miteinander befreundet sind.« Er hoffte, dass Parizianski noch immer sein Freund war. »Und das Schicksal der Welt«, fügte er hinzu, »hängt davon ab, wer von uns beiden zuerst dort eintrifft.«
    Tausendfach gebrochen in ihrer Helligkeit, begannen die Scheinwerfer des zentralen Erdhafens den Nebel über ihm zu durchdringen. Martel konnte die äußeren Türme der Stadt erkennen und blickte zu der phosphoreszierenden Peripherie, die die Wildnis zurückhielt, die Bestien, Maschinen und Heillosen.
    Erneut rief Martel die Herren über sein Schicksal an: »Helft mir, dass niemand erkennt, dass ich kein Anderer bin!«

V
    Einmal in der Stadt, sah sich Martel weniger Schwierigkeiten gegenüber, als er erwartet hatte. Er warf den Luftmantel halb über die Schulter, so dass er die Instrumente verbarg. Er zog seinen Scannerspiegel hervor und veränderte sein Gesicht von innen her, fügte Hautfarbe und Leben hinzu, indem er seinen Blutkreislauf und seine Nerven anregte, bis die Muskulatur seines Gesichts glühte und die Haut gesunden Schweiß absonderte. Auf diese Weise wirkte er wie ein normaler Mensch, der gerade einen langen Nachtflug hinter sich hatte.
    Nachdem er seine Kleider geordnet und die Tafel unter der Jacke hatte verschwinden lassen, stand er dem Problem gegenüber, was er mit dem Sprechfinger anfangen sollte. Wenn er den Nagel so lang ließ, würde er ihn als Scanner entlarven. Man würde ihm mit Respekt begegnen, aber man würde ihn erkennen. Vielleicht hielten ihn die Wächter auf, die Adam Stone zweifellos von der Instrumentalität zur Verfügung gestellt worden waren. Wenn er den Nagel abbrach … Aber er konnte es nicht! Kein Scanner in der Geschichte der Bruderschaft hatte jemals willentlich seinen Nagel abgebrochen. Das würde Verzicht bedeuten, und dazu gab es keinen Anlass. Die einzige Möglichkeit, alles aufzugeben, war die Fahrt ins Auf-und-Hinaus! Martel führte den Finger zum Mund und biss den Nagel ab. Er betrachtete den verunstalteten Finger und seufzte.
    Er schritt auf das Stadttor zu, wobei er seine Hand unter die Jacke schob und seine Muskelkraft auf das vierfache ihrer normalen Stärke erhöhte. Er begann zu scannen, und dann erst erkannte er, dass seine Instrumente ja bedeckt waren. Ich kann genauso gut alle Risiken auf einmal auf mich nehmen, dachte er.
    Der Wächter hielt ihn mit einem Untersuchungsdraht auf. Die Kugel prallte gegen Martels Brust.
    »Sind Sie ein Mensch?«, fragte die Stimme aus dem Nichts. (Martel wusste, dass seine Feldladung, hätte er sich als Scanner im Habermann-Zustand befunden, die Kugel zum Aufleuchten gebracht hätte.)
    »Ich bin ein Mensch.« Martel war sich sicher, dass das Timbre seiner Stimme einwandfrei klang; er hoffte nur, dass sie nicht für die eines Manshonyaggers oder einer Bestie oder eines Heillosen gehalten würde, die immer wieder versuchten, in unterschiedlichen Verkleidungen die Städte und Häfen der Menschheit zu betreten.
    »Name, Nummer, Rang, Anliegen, Funktion, Zeit der Abreise.«
    »Martel.« Er musste seine alte Nummer erwähnen, nicht seine jetzige, die des Scanners 34. »Sonnenwärts 4234, 182. Jahr des Weltraums. Rang aufsteigender Unterführer.« Dies war keine Lüge, sondern sein tatsächlicher Rang. »Anliegen persönlicher und legaler Natur in den Grenzen dieser Stadt. Keine Funktion bei der Instrumentalität. Abreise im zentralen Außenhafen vor 2019 Stunden.« Alles hing jetzt davon ab, ob man ihm Glauben schenken oder im zentralen Außenhafen nachfragen würde.
    Die Stimme war glatt und routiniert. »Erwünschte Aufenthaltsdauer in der Stadt.«
    Martel benutzte die Standardformel: »Ich bitte um wohlwollende Duldung.«
    Er stand in der Nachtluft. Hoch über ihm, durch ein Loch im Nebel, konnte er das giftige Glitzern im Himmel der Scanner erkennen. Die Sterne sind meine Feinde, dachte er. Ich habe die

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