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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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unabhängig.
    Nachdem die Unabhängigkeitskämpfer José de San Martin und Simón Bolívar die Spanier schlagen, will Bolívar neue Länder wie Venezuela, Kolumbien, Peru, Bolivien (nach Bolívar benannt), Chile und Argentinien zu einer Art Vereinigte Staaten von Südamerika zusammenführen. Das misslingt allerdings. Ähnlich kurios wie die Vertreibung von Spaniern durch Kreolen mit spanischen Wurzeln ist die Entstehung des Königreichs Brasilien: Der portugiesische König Johann VI. flieht 1807 vor Napoleon über den Ozean und schafft sich ein neues Reich in den Tropen mit der Hauptstadt Rio de Janeiro. Unter seinem Sohn Pedro I. wird Brasilien 1822 ein eigenes Kaiserreich, erst 1891 Republik. Stärker noch als die Revolutionen Europas sind die lateinamerikanischen jene der Machteliten. Auch weil das Wahlrecht besonders lange auf weiße Grundbesitzer, Beamte und andere Wohlhabende beschränkt bleibt, sind viele Länder dort bis heute von sozialer Ungerechtigkeit gekennzeichnet.
    Daran ändert auch der Einfluss der USA nichts. 1823 verkündet US-Präsident James Monroe in der »Monroe-Doktrin«, dass sich die USA auf ihr Umfeld konzentrieren – und sich umgekehrt die europäische Einmischung in amerikanische Angelegenheiten verbitten. So bauen sie ihren Einfluss in Lateinamerika aus, etwa in Puerto Rico und Kuba nach dem Sieg der USA im Krieg gegen Spanien 1898. Zu Hause verbuchen die USA auch dank Millionen von Immigranten ein enormes Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum. Schon zu Beginn des Jahrhunderts gibt es Gebietsgewinne: Louisiana kauft man für 15 Millionen Dollar von Frankreich (1803); Florida nimmt man 1819 Spanien ab. Ein machtpolitisch großer Verlierer in Amerika ist Mexiko. Dem Land entreißen die USA Texas, New Mexico, Arizona, Nevada, Utah und Kalifornien. Mit der Besiedlung des Wilden Westens durch Pioniere und Goldsucher werden die Indianer auch nach dem Bürgerkrieg noch ermordet und entrechtet. Nachdem Häuptling Sitting Bull als Führer der Sioux 1876 die Kavallerie von General George Custer am Little Bighorn schlagen kann, wird der letzte Widerstand der Indianer, der Jahrhunderte währte, 1890 mit dem Massaker bei Wounded Knee endgültig gebrochen.
    Über Amerika hinaus aktiv werden die USA im 19. Jahrhundert entgegen der Monroe-Doktrin, als man in Liberia eine Republik für ehemalige Sklaven gründet und von Spanien die Philippinen übernimmt. Vor allem aber zwingt Admiral Perry 1853 mit Kriegsschiffen in der Bucht des heutigen Tokyo Japan, sich nach über 200 Jahren Abschottung für den Welthandel zu öffnen. Anders als China kann Japan den Fremdeinfluss regulieren. Es kann westlichen Mächten die Stirn bieten, weil Tenno Mutsuhito sein Land in der Meiji-Restauration ab 1868 nach westlichem Vorbild industrialisieren und aufrüsten lässt.
    Im 19. Jahrhundert wird die Welt immer enger vernetzt; zugleich ist sie von immer größeren Unterschieden und einer Art Ungleichzeitigkeit in Sachen technischer, kultureller und politischer Entwicklung gekennzeichnet. Befreit sich Lateinamerika schon, wird Afrika erst jetzt systematisch kolonialisiert. Dabei gerät Großbritannien im Süden mit den Buren, den niederländischen Siedlern, aneinander; viele von ihnen kommen in britische concentration camps . 1885 einigen sich die europäischen Mächte auf der Berliner Kongokonferenz grundsätzlich über eine friedliche Aufteilung Afrikas. Allerdings beschleunigt und verschärft das Effektivitätsprinzip, wonach mit der Inbesitznahme der rechtliche Anspruch auf die Kolonie einhergeht, den Wettlauf um die afrikanischen Kolonien.

Spätentwickler: Italien und Deutschland
     
    Wenn Russland, Österreich, Italien, Belgien und Deutschland keine solch große Rolle als Kolonialmächte spielen, hat dies damit zu tun, dass die Industrialisierung hier verspätet erfolgt beziehungsweise die Länder mit ihrer nationalen Einigung beschäftigt sind. Italien ist ähnlich wie Deutschland eine Ansammlung von Kleinstaaten, in denen Franzosen und Österreicher regieren. Zur Einigung und zum Risorgimento (Wiederauferstehung) trägt maßgeblich Graf Camillo Cavour bei, der Ministerpräsident von König Viktor Emanuel II. von Sardinien-Piemont. Er deichselt ein Bündnis mit Napoleon III. gegen Österreich. Mit Frankreichs Hilfe schlagen Italiener 1859 Österreich in der Schlacht bei Solferino, wofür Frankreich Nizza und Savoyen bekommt. Cavour unterstützt Giuseppe Garibaldi, der mit Volkstruppen die Bourbonen aus Neapel und

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