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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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Sizilien verjagt. So wird Viktor Emanuel am 17. März 1861 zum König eines geeinigten Italien gekrönt.
    Auch der deutschen Einigung geht ein taktisches Geschacher voraus. Treibende Kraft ist der preußische Kanzler Otto von Bismarck (1815 – 1898). Beispielhaft für seine Politik ist, wie er 1862 eine von König Wilhelm I. geplante Heeresreform, eine Aufrüstung, die der Landtag ablehnt, einfach ohne dessen Zustimmung durchzieht, weil das Militär im Zweifel dem König gehorcht. Nach einem gemeinsamen Krieg mit Österreich gegen Dänemark, das Schleswig annektiert, gibt es Streit zwischen den Verbündeten. In der Schlacht bei Königgrätz schlägt Preußen 1866 Österreich dank modernerer Gewehre und besserer Taktik unter General Helmuth Graf von Moltke.
    Preußen annektiert Staaten wie Hannover und Schleswig und gliedert sie in den Norddeutschen Bund ein, der den Deutschen Bund ersetzt. So wird Österreich gewissermaßen aus Deutschland rausgeschoben. Im Gegenzug fusioniert es 1867 zur Doppelmonarchie Österreich-Ungarn.
    Wie ein schlechtes Omen für das Deutsche Reich wirkt schon der Ort seiner Gründung: mitten im Feindesland, im Spiegelsaal von Versailles bei Paris. Dort ruft man am 18. Januar 1871 Wilhelm I. zum Kaiser aus, nachdem der Norddeutsche Bund unter der Führung Preußens Frankreich besiegt hat. Den Krieg hatte Napoleon III. erklärt, nachdem Bismarck ihn mit seinen übertriebenen Ansprüchen in einer Erbrechtsangelegenheit von politischer Brisanz in der Presse schlecht aussehen hatte lassen. Nach der Niederlage muss Frankreich an Deutschland Reparationen zahlen und das Elsass und Teile Lothringens abtreten. Ausgerechnet der Antidemokrat Bismarck wird allerdings zum Geburtshelfer der französischen Republik. Denn nach dem deutschen Sieg in Sedan am 2. September 1870 und der Verhaftung von Napoleon III. nutzt Léon Gambetta das Machtvakuum in Frankreich und ruft die Dritte Republik aus. Ihr Präsident wird Adolphe Thiers. Er lässt im Mai 1871 die sozialistische Revolution der Pariser Kommune niederschlagen und Tausende niedermetzeln.
    Indem Bismarck Stärke demonstriert, zieht er national Gesinnte auf seine Seite – wodurch der Nationalismus antidemokratische Züge bekommt. Einerseits führt Bismarck in den 1880er Jahren die weltweit ersten staatlichen Sozialversicherungen gegen Krankheit, Unfall, Altersarmut und Invalidität ein; andererseits ist er der Schöpfer der 1878 erlassenen polizeistaatlichen Sozialistengesetze. Mit beiden Aktionen will er die Sozialistische Arbeiterpartei Deutschlands (SAP) schwächen. Sie geht 1875 aus der Vereinigung von Ferdinand Lassalles reformistischem Allgemeinen Deutschen Arbeiterverein und der klassenkämpferischen Sozialdemokratischen Arbeiterpartei von Wilhelm Liebknecht und August Bebel hervor. 1890 wird daraus die marxistische SPD.
    Während Historiker Bismarck recht unterschiedlich bewertet haben, wurde von Kaiser Wilhelm II. (1859 – 1941), der Bismarck entlässt, nachdem er 1888 im Dreikaiserjahr an die Macht kommt (nach dem Tod seines Großvaters, Wilhelm I., und seines Vaters, Friedrich III.), ein eher einheitliches Bild verbreitet: Wilhelm II. wird gerne als pubertär im schlechten Sinn beschrieben, als Halbstarker, der aus Unsicherheit durch die Gegend poltert. Zwar gehen auf ihn Fortschritte in der Sozialpolitik etwa bei der Besteuerung und Arbeitszeitbegrenzung zurück. Doch lässt er das Reich, das bis Ende des Jahrhunderts zur größten Industrienation nach den USA aufsteigt, hochrüsten. Mit seinen Großmachtfantasien wird er 1914 zum Ausbruch des Ersten Weltkrieges beitragen.

KAPITEL DREIZEHN
     
    Ideologien und Abgründe
     
    Weltkriege, Russische Revolution, Nationalsozialismus – und die Etablierung der Trash-Kultur
     
     
    Während des Zweiten Weltkrieges sendet die BBC mehrere Reden von Thomas Mann, in denen sich der Literaturnobelpreisträger aus dem US-Exil an Hörer in seiner alten Heimat wendet: Mit getragener Stimme warnt der berühmte Deutsche seine Landsleute übers Radio vor der »scheußlichen Medusenmaske« der Nazis, prangert die Gräueltaten des »dummen Gesindels« an. Im Gegenzug appelliert er an das »bessere Deutschtum« bürgerlich-humanistischer Bildung. Kurios scheint dieses Engagement, wenn man liest, was Thomas Mann 1914 geschrieben hat, zwei Monate nach Beginn des Ersten Weltkrieges. In seinem Essay Gedanken im Kriege hat er Kriegspropaganda betrieben. Die Franzosen seien durch die Aufklärung verweichlicht, durch

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