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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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Kriegsgottes Ares und der Liebesgöttin Aphrodite wird besonders im gymnásion geehrt – und steht theoretisch als Mittlerfigur zwischen Mann und Jüngling, Weisheit und Torheit, dem Göttlichen und Menschlichen.

Der Streit – Motor für Kulturleistungen
     
    Immer wieder werden Theorien in ein Verhältnis zum echten Leben und zu weniger Wägbarem wie Sexualität und Leidenschaften gesetzt. So kann die Verbindung von Sinnenwelt und Geistesleben ein Motor für das sein, was seit den Griechen als wichtige Kulturtechnik gilt: die Dialektik. Im hitzigen Hin und Her, der Abfolge von Rede und Gegenrede beleuchtet man die Dinge samt ihren Widersprüchen von verschiedenen Seiten und lässt auch extremere Argumente zu. Dabei kommt man auf neue Ideen, oft sogar zur Synthese, der Verschmelzung der Standpunkte auf höherer Ebene.
    Die Dialektik ist einer der wesentlichen Beiträge der Griechen zur Weltkultur – und eine Voraussetzung für einige ihrer Errungenschaften von globaler Bedeutung: etwa Sport, Theater, Pädagogik, Demokratie, Philosophie, Ökonomie, Medizin und Kritik. Allgemeiner gesagt, schenken die Griechen der Welt die Kultur des offenen Meinungsaustausches, der Freiheit, des Wettbewerbs und der Innovation. Wegen der Dialektik sind noch heute in Europa Gespräche eher durch Satzanfänge geprägt wie »Ja, aber …«, asiatische eher durch »Ja genau, und außerdem …«
    Auf welch merkwürdige Art und Weise sich die Streitund Innovationskultur entwickelt, kommt beispielhaft in zwei griechischen Schlüsseltexten des 8. Jahrhunderts v. Chr. zum Ausdruck: Homers Epen Ilias und Odyssee. Das ist zum einen die Geschichte vom Raub der schönen Helena durch die Trojaner und der folgenden Eroberung der Stadt Troja durch die Griechen; zum anderen ist es der Bericht der Abenteuer des Heerführers Odysseus auf dem Heimweg von Troja zu seiner Frau Penelope. Hier geht es zunächst ähnlich blutrünstig zu wie im Alten Testament, das für das Abendland ebenfalls zu einem Schlüsseltext wird; es entsteht auch im östlichen Mittelmeerraum und etwa zur selben Zeit. Bei Homer wird allerdings detaillierter und seitenlang geschildert, welcher Kämpfer welchem Gegner aus welchem niedrigen Beweggrund heraus die Lanze durch die Schulter bohrt oder den Arm abschlägt. Odysseus’ Gefährten werden gar vom Riesen Polyphem gefressen: »blutig entspritzt’ ihr Gehirn und netzte den Boden« ( Odyssee , IX. Gesang).
    Zu den entscheidenden Unterschieden zum Alten Testament gehört allerdings, dass Homer experimenteller ist und witziger als die Autoren der Bibel. Da erläutert Odysseus ein paar übermütigen Jugendlichen, die ihn herausfordern, ausführlich, warum er, sozusagen altersreif, des ewigen Konkurrenzgebarens und Imponiergehabes müde ist – um dann am Ende doch alle mit einem unglaublich weiten Diskuswurf zu verblüffen. Wenn es bei Homer vor offensichtlich eitlem und albernem menschlichen Verhalten wimmelt, ist das aus heutiger Sicht komisch. Damals bedeutet es einen historischen Durchbruch. Sind die Helden und sogar Götter betont neidisch, eifersüchtig und schadenfroh, also menschlich, erinnert dies – dialektisch – daran, dass man im Alltag auch mal ein Auge zudrücken darf. Und wenn sich die Trojaner durch das Trojanische Pferd täuschen lassen, weil sie es als Weihgeschenk an die Göttin Athene akzeptieren, wird angedeutet, dass Götter trügerische Konstruktionen sein können.

     
    Bild 22
    Ein Läufer aus Rhodos auf einer Vase aus der archaischen Zeit um 540 v. Chr.
    Wie das Alte Testament spiegeln auch Homers fiktive Texte wirkliche Zustände. Troja gibt es tatsächlich in Kleinasien, der heutigen Türkei, und es ist ein Beispiel für die Kolonialisierung vor allem des östlichen Mittelmeerraumes durch die Griechen zwischen ungefähr 750 und 500 v. Chr. Die Kolonien erstrecken sich vom Schwarzen Meer bis zu den Küstengegenden Süditaliens – und sie nennen sich stolz Magna Graecia, Großgriechenland. Homers Epen mit ihrer Götter- und Mythenwelt tragen zur Bildung eines griechischen Gemeinschaftsgefühls bei. Das ist auch nötig. Denn »die Griechen« sind diverse Stämme indoeuropäischen Ursprungs wie die Ionier, Dorer, Äolier. In zwei Schüben dringen sie zwischen 2000 und 1200 v. Chr. vom Westen auf ein Gebiet vor, das durch von Bergen, Tälern und Buchten getrennte Kleinlandschaften geprägt ist.
    Da sich die verschiedenen griechischen Gemeinschaften bei Raubzügen um Land streiten, sind Mythen und

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