Was bisher geschah
Heldengeschichten wichtig, die eine gemeinsame Identität stiften. Neue Varianten entstehen auch bei den Olympischen Spielen. Sie finden ab 776 v. Chr. statt und dienen als Grundlage für einen gemeinsamen Kalender. Von historischer Bedeutung sind die Olympischen Spiele, bei denen sich nackte, eingeölte Athleten tummeln, auch als Geburtsort des heute global dominanten Körperkultes. Ursprünglich als Zeus- und Totenkult gefeiert, um die Toten zu besänftigen und mit ihrem Schicksal zu versöhnen, entwickeln sich die Spiele in Olympia zum Sportereignis mit Lauf- und Ringkämpfen, aber auch Trompeter- und Dichterwettbewerben. In mancher Hinsicht nehmen die Spiele Sportveranstaltungen späterer Jahrtausende vorweg. So gibt es bei den Griechen Bestechung, Betrug und Absprachen – die unter anderem durch die Auflage bestraft werden, Zeusstatuen zu stiften. Bei den Wagenrennen ist nicht der Wagenlenker Sieger, sondern der Eigentümer, oft Könige oder Tyrannen, die sich hierdurch einen Imagegewinn versprechen.
Während der Spiele herrscht zwar der Gottesfrieden beziehungsweise Olympische Frieden (ekecheiria) , doch bedeutet das keine allgemeine Waffenruhe, sondern eher, dass die sichere An- und Abreise zu den Spielen gewährleistet werden soll. Bei den Spielen geht es martialisch zu, etwa in der Disziplin des Pankration, dem heutigen Ultimate Fighting vergleichbar, bei dem nur Kratzen, Beißen und Griffe nach den Augen verboten sind und bei denen einige Kämpfer sogar zu Tode kommen. So etwa, als Arrhichion 564 v. Chr. gewinnt, weil er den Gegner zur Aufgabe zwingt, indem er seinen Zeh verdreht und bricht, aber am Ende an den Folgen von dessen Würgegriff stirbt. Sein Trainer soll ihm zugerufen haben: »Welch herrlicher Totenschmuck, in Olympia nicht aufgegeben zu haben!« Demgegenüber kritisiert der Philosoph Xenophanes den Sport mit seinem Körper- und Starkult: »Besser als die Kraft von Männern und Rossen ist unsere Weisheit. Nur ein kleiner Genuss würde der Stadt darum zuteil, wenn einer in Olympia siegte; denn nicht macht dies fett die Kammern der Stadt.«
Zumindest der Athlet kann allerdings nicht nur einen Ölzweig gewinnen, sondern auch lebenslange Steuerfreiheit. Bei den Athenern kommt die dauerhafte Speisung auf Staatskosten in Gesellschaft der stadtstaatlichen Machthaber dazu, später ein Preisgeld, das ungefähr dem Wert von rund 500 Schafen entspricht. Schon damals können Spitzenathleten nach dem Ende ihrer sportlichen Karriere den Sprung zum mittelständischen Unternehmer schaffen.
Sparta und Athen – zwischen Militarismus und Demokratie
Die Vielfalt der griechischen Stadtstaaten ist groß. Theben etwa, eine Macht neben Sparta und Athen, ist der Sage nach die Geburtsstätte von Dionysos und Herkules, Heimat von Ödipus und Antigone – und im echten Leben seit 447 v. Chr. Führungsmacht des Böotischen Bundes, einem Bündnis von Stadtstaaten. Im Korinthischen Krieg kämpft Theben dann mit Korinth, Argos und Athen gegen Sparta, übernimmt 371 v. Chr. die Vormachtstellung, bevor sie 338 v. Chr. an Makedonien verloren geht. Milet, an der Küste der heutigen Westtürkei gelegen, ist lange eine wichtige See- und Handelsmacht, die Insel Lesbos ein Zentrum der Poesie.
Doch eignen sich die beiden bekanntesten Staaten Athen und Sparta am besten zur Darstellung der Unterschiede und Gemeinsamkeiten griechischer Kultur. So gelten die Spartaner – passend zu der von ihnen besiedelten Landschaft Lakonien – als die wortkargen (lakonischen), konservativen, unkultivierten Kampfmaschinen ohne Privatleben. Demgegenüber hat Athen das Image als Wiege der Demokratie und der abendländischen Kultur. Das ist nicht falsch. Aber im 7. Jahrhundert, vor Athens Aufstieg, ist Sparta das Kulturzentrum. Hierher bringt zum Beispiel Thaletas aus seiner Heimat Kreta, der ersten europäischen Hochkultur im 2. Jahrtausend v. Chr., die Tanzkultur und Gymnopaidiai mit, nackt getanzte Reigen. Die festlichen Tänze dienen womöglich auch als militärisches Fitnessprogramm. Im Alter zwischen 20 und 30 leben Spartaner in Männerhäusern zusammen. Dort wird die Homosexualität gefördert, um den Zusammenhalt der Krieger zu stärken und ein Desertieren zu Frauen zu verhindern.
Trotz all ihrer Unterschiede kämpfen Spartaner und Athener im 5. Jahrhundert zusammen mit anderen Bundesgenossen gegen die Perser. Sie feiern Siege bei Marathon im Jahr 490 v. Chr. und bei Salamis 480 v. Chr. Der Lauf des Boten, der die Nachricht vom Sieg
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