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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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bei Marathon nach Athen trägt, dabei den Marathonlauf erfindet und dann tot umfällt, ist eine gute Geschichte, aber eine Legende. Wahr ist, dass die Abwehr der Invasionsbestrebungen des Perserkönigs Xerxes dem langen Atem des Heerführers Themistokles zu verdanken ist, der vorsorglich den Bau einer großen Flotte durchsetzt, womit er die attische Seemacht begründet.
    Von 431 bis 404 v. Chr. tobt wiederum zwischen Athen und seinen Verbündeten im attischen Seebund einerseits und andererseits Sparta und dem Peloponnesischen Bund der Peloponnesische Krieg, der Dreißigjährige Krieg der Antike, den Sparta gewinnt. Dass dieser Krieg nicht so blutig ist wie der Dreißigjährige Krieg im Deutschland des 17. Jahrhunderts, hängt unter anderem mit der Wettbewerbskultur der Griechen zusammen. Zwar klingt es etwas beschönigend, wenn der einflussreiche Historiker Johan Huizinga in seinem Buch Homo Ludens (1938) vom »agonalen Charakter« mancher Kriege spricht, von Schlachten als einer Art Wettbewerb (Agon), der wie ein größeres Turnier blutig ist, aber kein Gemetzel. Doch immerhin gibt es die Tradition, dass man mit einer begrenzten Anzahl von Kriegern nach gewissen Spielregeln kämpft, den Gegner nicht einfach abschlachtet und auch sein Gebiet nicht unbedingt erobern will.
    Bei allen Differenzen haben die Griechen doch gemeinsam, dass sie ab 800 v. Chr. zunehmend in sogenannten Poleis organisiert sind, den Stadtstaaten und Urmodellen der Politik und Demokratie. Im Vergleich zu anderen damaligen Kulturen liegt bei den Griechen die Macht nicht so sehr bei einer Priesterkaste, sondern beim Adel. Dieser erste Schritt in Richtung Säkularisierung, der Verweltlichung von Macht, wird historisch die Voraussetzung für eine Demokratie bleiben. Allerdings vollzieht sich der Schritt in Richtung Demokratie auch in Griechenland langsam und auf unterschiedliche Weise. Demokratisch im heutigen Sinn ist die erste griechische Macht Sparta nicht. Dort gibt es drei Schichten: 1.) die herrschenden Spartiaden; 2.) die freien, aber untergeordneten Periöken; 3.) die Heloten, die als unterworfene, abhängige Bauern das Land der herrschenden Schichten bewirtschaften. Anders als die Sklaven, die alle griechischen Gemeinden bei Raubzügen erbeuten, indem sie auch die Frauen und Kinder getöteter Männer mitnehmen, sind die Heloten sozusagen die Ureinwohner von Sparta. Ihnen erklären die Spartiaden jährlich prophylaktisch den Krieg, damit man sie bei Polizeiaktionen problemlos töten kann.
    Immerhin geht die Staatsführung von Doppelkönigen auf fünf jährlich gewählte Ephoren über. Die 28 Ratsmitglieder, die im 7. Jahrhundert v. Chr. den Königen zur Seite stehen, werden kurioserweise durch Akklamation ermittelt: Das heißt, bei der Volksversammlung schreit man, so laut man kann, für seinen Wunschkandidaten; »Juroren« versuchen herauszuhören, wer am meisten Unterstützung bekommen hat. So zählt nicht nur die Stimmenzahl, sondern auch das Maß an Stärke und Entschlossenheit der Anhänger. Derartige Basisdemokratie ist nur möglich, weil die Poleis sehr klein sind, teils heutigen Dörfern ähneln oder mittelalterlichen Rittergütern. Selbst in Sparta wohnen im 6. Jahrhundert v. Chr. nicht mehr als etwa 10 000 Vollbürger (Spartiaden), Ende des 5. Jahrhunderts v. Chr. nur noch 3000.
    In dieser Zeit gewinnt Athen an Bedeutung. Auch hier übernehmen Adelige und Vollbürger die Führung. Die Oligarchie, die Herrschaft der wenigen, löst die Monarchie ab. In Athen geht es sogar noch weiter. So zeichnet Drakon um 621 v. Chr. in Krisenzeiten, in denen Tyrannen nach der Macht greifen, Gesetze zur Einschränkung von Willkür auf, bei denen unter anderem zwischen Mord, Totschlag und fahrlässiger Tötung unterschieden wird und die die Grundlage für einen Rechtsstaat bilden. 594 stellt Solon die Rechtsgleichheit der Bürger durch Aufhebung der Schuldknechtschaft her. Schließlich wird der Rat der 500, besetzt mit freien Bürgern, gegründet sowie das Scherbengericht, bei dem Bürger den Namen eines potentiellen Tyrannen auf Tonscherben einritzen, was dann per Mehrheitsentscheidung zu seiner Verbannung führen kann. Allgemein sind die Grenzen zwischen Adel und Nicht-Adel weniger klar – und wichtig – als jene zwischen Bürgern und Nicht-Bürgern, den Sklaven. Doch gibt es im 5. Jahrhundert v. Chr. immerhin einen Einflussgewinn der mittleren und unteren Schichten. In der Blütezeit Athens unter Perikles (»Perikleisches Zeitalter«) wird ihnen

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