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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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Sinn. So sind Brokatschuhe generell nicht erlaubt, ziert der Brokat aber nur die Seiten der Schuhe, sind sie zulässig. Zerstört man ein Tor im Inneren der Stadt durch Brandstiftung, ist die Strafe der Preis einer Rüstung; ist es das äußere Haupttor, sind es zwei. Das Abrasieren des Bartes und Tätowierungen sind übliche Strafen im Sinn eines Schandmals. Wenn man jemandem im Kampf einen Haarschopf abschneidet, gibt es nur Arbeitsdienst; wer Nase oder Ohr abbeißt, wird obendrein rasiert. Auch wer seine »widerspenstige« Frau verprügelt, wird mit dem Abrasieren des Bartes bestraft.
    Eher als in Shihuangdis Legalismus glaubt man im Konfuzianismus an das Gute im Menschen. Allerdings kennt man Konfuzius (um 551 – 479 v. Chr.), den langfristig einflussreichsten Denker Chinas, nur durch Texte, die meist nicht von ihm selbst und oft aus späteren Jahrhunderten stammen: Zu den »fünf Klassikern«, die man ihm zugeschrieben hat, zählen eine Urkunden- und Liedersammlung, ein Buch der Lebensregeln und der Geschichte. Das bekannteste Werk ist das Buch der Wandlungen , I Ging . Aus heutiger Sicht ist das Orakelbuch eine Mischung aus mythischen, bildhaften Geschichten und allgemein formulierten Tipps, die an aktuelle Ratgeber erinnern: »Man muss die Härte von Metall und die Geradlinigkeit eines Pfeils besitzen, um die Schwierigkeiten zu überwinden.«
    Demgegenüber stehen im Daodejing ( Tao Te King ), dem Handbuch des mit dem Konfuzianismus konkurrierenden Daoismus: »Wer in der Leere wurzelt, den wirft nichts um.« Das Buch wird Konfuzius’ großem geistigem Gegenspieler Laozi (Laotse) zugeschrieben, der womöglich nur eine Legende ist. Seine Tipps sind zu Klischees geworden – aber weiterhin irgendwie wahr: Wasser ist auf die Dauer stärker als Stein; das flexibel Weibliche ist im Zurückweichen dem Männlichen selbst in der Schlacht überlegen.
    Einig sind sich Konfuzianismus und Daoismus im Verzicht auf Götter im strengen Sinn. Die göttliche Verehrung der Gründer der beiden Bewegungen kann das aber nicht verhindern. Bei beiden gilt es, Böses mit Gutem zu vergelten, die Gegensätze des Yin (dunkel, passiv, »weiblich«) und Yang (hell, aktiv, »männlich«) zu verbinden. So findet man das Dao (Tao), den Weg, den Pfad, das Prinzip des ruhenden Seins, des Nicht-Handelns, nicht Ursächlichen, nicht Zielgerichteten. Während aber der Konfuzianismus das Streben nach Ämtern, nach konkreter Verantwortung und Gesetzen betont, geht es im Daoismus stärker um Kontemplation und Sinnsuche. Der ältere Schamanismus schwingt überall mit. So sehen sich Kaiser wie Shihuangdi als quasi-göttlich und wollen mit Hilfe von Ausflügen in göttliche Gebirge und dem Verfassen von Gedichten unsterblich werden. Wie in Indien buhlen die Lehren um Einfluss, stützen brutale Herrscher. Auch Daoismus und Buddhismus bekämpfen einander, hetzen Herrscher gegen die jeweils andere Schule auf. Der Buddhismus wird während der Han-Dynastie (206 v. Chr. bis 220 n. Chr.), die Liu Bang als kleiner Beamter womöglich bäuerlicher Herkunft gründet, nach China importiert. Er ist auch deshalb beliebt, weil es hier keine Heilsprivilegien für die Mächtigen gibt.
    Nicht nur in Sachen Religionskämpfen, auch technisch ist China Europa voraus. Die Han-Dynastie wird wegen des allgemeinen Aufschwungs und der zeitlichen Überschneidung oft mit Rom zu seinen Hochzeiten verglichen; um Christi Geburt herum haben das Römische Reich und Han-China beide rund 60 Millionen Einwohner. Während dieser Dynastie wird das Papier erfunden, das in Europa erst im Mittelalter Verbreitung findet. Politisch geht es im China der nachchristlichen Jahrhunderte hin und her zwischen Zersplitterung und Einigkeit – etwa ab 581 während Kaiser Wendis kurzlebiger Sui-Dynastie – und zwischen mehr oder weniger feudalen Strukturen. Mal herrschen sogar Eunuchen und im 7. Jahrhundert eine Kaiserin – in Zeiten, in denen das in Europa undenkbar ist: Wu Zhao, eine ehemalige Konkubine, dann Frau und Nachfolgerin des Kaisers. Längerfristig geeinigt wird das Reich erst wieder unter der Song-Dynastie (960 – 1279 n. Chr.), einer Zeit der verstärkten Bürokratisierung, Städtebildung, kultureller Debatten und der Verlegung der Armenfürsorge in die Hände des Staates.
    Einen brutalen Einschnitt bedeutet die Invasion der Mongolen im 12. Jahrhundert, die China bis ins 14. Jahrhundert beherrschen. Doch auch diese Zeit werden konfuzianische Traditionen überdauern. Etwa jene der

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