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Was bisher geschah

Was bisher geschah

Titel: Was bisher geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Loel Zwecker
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betrachtet. So können Mönche im Korea des 7. Jahrhunderts in schamanischer Tradition ihre Dienste als Regenmacher anbieten; Myongnang beschwört, so heißt es, einen Sturm herauf und damit den Untergang einer chinesischen Invasionsflotte. Mönche beraten Könige und gründen Mönchsarmeen. Sie kämpfen gegen die Mongolen, die Korea im 13. Jahrhundert angreifen und zum Vasallenstaat machen.
    Buddhistische Klöster haben Latifundien, Großgrundbesitz, und konkurrieren mit dem Beamtenadel. Wie später im Christentum gibt es aber diverse Reformer. Der Mönch Uisang lehnt Geschenke des Königs in Form von Land und Sklaven ab; Wonhyo wendet sich dem Volk zu, um ihm tanzend und singend die Lehre näherzubringen. Ähnlich wie bei der Zwei-Schwerter-Lehre, gemäß der man im christlichen Mittelalter die weltliche und geistliche Macht aufteilt, stellt der Staatstheoretiker Ch’oe Sungno im 10. Jahrhundert klar: Der Buddhismus ist die Grundlage der spirituellen Entwicklung, der Konfuzianismus die Basis der Regierungsarbeit. Real sind sie natürlich eng miteinander verknüpft.
    Von Korea nach Japan kommt der Buddhismus, nachdem Song, der König des koreanischen Königreichs Paekche, dem japanischen Herrscher Mitte des 6. Jahrhunderts den neuen Glauben ans Herz legt. Prinzregent Shotoku Taishi macht den Buddhismus um 600 zur Staatsreligion – und wird ähnlich verklärt wie der indische König Ashoka. Auch in Japan wird nach anfänglichen Kämpfen der ältere Shintoismus, die animistische Naturreligion, neben dem Buddhismus toleriert. Anders etwa als heidnische Kulte in Europa besteht der Shintoismus bis heute fort, und nicht nur in esoterischen Kreisen. Ähnlich wie in Korea stärkt der Buddhismus in Japan die Zentralgewalt. Im Rahmen der »Großen Wende« (Taika-Reform) fordert eine Art Verfassung nach chinesischem Vorbild aus dem Jahr 646 Harmonie in menschlichen Beziehungen: Sie verurteilt Bestechlichkeit und Frondienste von Bauern »zu unrechter Zeit«; Gehorsam gegenüber dem Kaiser und Verehrung des Buddha gehören zusammen. Anders als in China rekrutiert sich die Verwaltungselite aber nicht durch ein Prüfungssystem, das theoretisch allen Schichten offensteht, sondern aus dem Erbadel.
    Ähnlich wie im mittelalterlichen Europa kämpfen Kaiser, Adel und Geistlichkeit ständig um Einfluss. Mitte des 8. Jahrhunderts schafft es der buddhistische Mönch Dokyo als Berater der Kaiserin des Nara-Reiches fast, zum Kaiser ernannt zu werden. Doch dann warnt ein Shinto-Orakel vor der Machtübernahme des Buddhisten; Dokyo wird verbannt, und die ganze Hauptstadt zieht für einen gründlichen Neuanfang nach Kyoto. Im Prinzip erinnert die Aktion an die Manipulationen mittelalterlicher Kirchenfürsten in Europa, die auch mit Hilfe von Wundern, göttlichen Eingebungen und gefälschten Dokumenten in die Politik eingreifen.
    Im 11. Jahrhundert liefern sich Mönchskrieger in Japan erbitterte Schlachten mit dem Adel. Sie sind besonders brutal, weil man ihnen in einer absurden Verkehrung buddhistischer Ideen beim Tod in der Schlacht den Eingang ins Nirwana verspricht. Eine weniger blutrünstige Variante japanischer Religiosität ist die Fortentwicklung des im 12. Jahrhundert aus China eingeführten Zen-Buddhismus (Chan). Da helfen Mönche ihren Kollegen bei der Suche nach dem Satori, der schlagartigen Erleuchtung und dem Erwachen, indem sie ihnen, wenn sie beim Meditieren eindösen, liebevoll eine mit dem Rohrstock überziehen.
    Derartige Disziplin prägt auch Bushido (etwa »Weg des Kriegers«), den Verhaltenscodex der Samurai, der Krieger, die Ende des 12. Jahrhunderts in Japan die Macht übernehmen und das System des Feudalismus ausbauen. Bushido beinhaltet konfuzianische Elemente und solche des Zen-Buddhismus, am Ende zählen aber vor allem die kämpferische Effizienz und unbedingte Treue zum Lehnsherrn; Ideal und Wirklichkeit klaffen ähnlich auseinander wie bei mittelalterlichen Rittern in Europa. An der Spitze der Samurai, die aus Kriegerfamilien mit Landbesitz stammen, steht der Shogun, ursprünglich ein General oder eine Art Herzog des Tenno, nun Herrscher über das Land. Nach innen stellt die Machtverlagerung vom Kaiser auf die Samurai den größten Einschnitt in Japan seit der Einführung des chinesischen Verwaltungssystems und des Buddhismus im 6. Jahrhundert dar. Vergleichbar tiefgreifend ist dann erst wieder die Übernahme westlicher Strukturen im 19. Jahrhundert im Rahmen der Meiji-Reformen samt Nachbildung der preußischen

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