Was dein Herz dir sagt
Jungen die Locken zauste. Sie glaubte, dass sie schwanger war, aber ... allein der Gedanke machte sie so sentimental, dass es schon ein Kampf war, eine normale Miene aufzusetzen und die Glückstränen zurückzuhalten. Nicht jetzt; heute wollte sie die Freuden des Tages genießen. Wenn sie sich dann sicher war, würde sie es Michael sagen - ein Glück, von dem sie nie gedacht hätte, dass es ihr doch noch vergönnt wäre.
Sie wartete, dass er zu ihr zurückkam, mit einem Lächeln auf den Lippen und einem Herzen, das vor Freude überquoll. Sie mischten sich wieder unter die Gäste, bis Therese Osbaldestone sie mit einem herrischen Winken zu sich beorderte.
»Ich werde hier warten«, erklärte Michael. Er nahm ihre Hand von seinem Arm, küsste ihr die Fingerspitzen und ließ sie los.
Sie schaute ihn an. »Feigling.«
Er grinste nur. »Stimmt.«
Lachend ließ sie ihn stehen. Michael sah Lady Osbaldestones scharfen Blick, tat aber so, als hätte er ihn nicht bemerkt.
Gerrard Debbington schlenderte herbei. »Ich wollte fragen, ob du und Caro wohl einverstanden wärt, mir für ein Porträt Modell zu sitzen.«
Michael war seine Überraschung anzumerken. »Ich dachte, du malst nur Landschaften?« Gerrard hatte sich als Maler englischer Landschaften einen bemerkenswerten Ruf erworben.
Gerrard grinste. Die Hände in den Taschen, blickte er zu Caro, die neben Lady Osbaldestone saß. »Das ist meine Hauptliebe; allerdings habe ich vor Kurzem erkannt, dass es eine besondere Herausforderung ist, Paare zu malen - eine, die ich zuvor nicht wirklich erkannt hatte und zu schätzen wusste. Ich bin darüber gestolpert, als ich ein Familienporträt von Patience und Vane angefertigt habe. Für mich ist es wie eine andere Dimension - die es in Landschaften einfach nicht gibt.«
Er erwiderte Michaels Blick. »Ich würde gerne dich und Caro malen - zusammen; ihr habt diese Dimension. Wenn es mir als Künstler gelingt, das einzufangen, werde ich maßlos reich werden.« Er grinste.
Michael sah zu Caro, dachte an ein Gemälde, das das einfangen würde, was zwischen ihnen gewachsen war. Er nickte. »Ich werde es ihr sagen.« Er schaute wieder zu Gerrard. »Vielleicht nächstes Mal, wenn wir in der Stadt sind?«
Entzückt stimmte Gerrard zu. Sie schüttelten einander die Hände und trennten sich.
Michael blieb, wo er war, in der Mitte des Hofes vor dem Haus. Andere kamen zu ihm, um sich zu verabschieden; nach ein paar Minuten stellte sich Caro neben ihn.
Die Sonne ging unter; die nächste Stunde gehörte dem Abschiednehmen. Nur sie, Magnus und Evelyn blieben auf Eyeworth Manor. Die Gäste aus London brachen zuerst auf, dann folgten die aus der näheren Umgebung.
Devil und Honoria waren die Letzten, die abfuhren - sie wollten zurück nach London zu ihren Kindern und dann nach Somersham weiter, wo sie die nächsten paar Wochen bleiben wollten. Natürlich waren auch Caro und Michael zu dem Sommerfest der Familie eingeladen, zu dem sie selbstverständlich kommen würden.
Als die St.-Ives’sche Kutsche zwischen den Torpfosten hindurchrumpelte, seufzte Caro zufrieden, glücklich. Michael schaute sie an, ihr herrliches goldbraunes Haar. Ihre Blicke trafen sich.
Dann lächelte sie und sah zu dem Rasenstück. »Da vorne hat alles angefangen - erinnerst du dich noch?«
Sie ging die paar Schritte zu der Stelle, wenige Meter von dem Gedenkstein entfernt. Michael, der ihre Hand hielt, kam mit.
Mit einem neckenden Blick erklärte sie: »Du hast mich hirnlos genannt.«
Er drückte ihre Hand. »Du hast mir einen Heidenschreck eingejagt. Ich wusste da schon, dass ich es mir nicht leisten konnte, dich zu verlieren.«
Mit voller Absicht sah er den Stein an. Wartete ... aber alles, was er hörte, waren die Vögel, die sich in den Bäumen zur Nacht niederließen, das sanfte Säuseln des Windes. Alles, was er spürte, war Caros Wärme an seiner Seite, als sie sich an ihn schmiegte.
Keine schreienden Pferde. Keine kalte, lähmende Angst.
Die Erinnerung war nicht verschwunden, aber die Folgen hatten nachgelassen, waren überlagert worden.
Von etwas viel Mächtigerem.
Er sah Caro an, fing ihren Blick auf, lächelte. Hob ihre Hand und küsste sie, dann wandte er sich ab. Hand in Hand gingen sie zum Haus.
Er schaute hoch zu den Fenstern, zu der Mansarde direkt unterm Dach, und spürte ein Gefühl von Frieden und Vollständigkeit in sich aufwallen. Ein Gefühl von Zuversicht und Vorfreude - einfach von Glück.
Seine verlorene Familie lag in der
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