Was dein Herz nicht weiß
deswegen gekommen?«
»Nein. Stimmt es, dass du wieder nach Pusan gehst?«
»Soo-Ja, hättest du nicht früher kommen können?«, fragte Yul seufzend.
»Es stimmt also. Du gehst wieder nach Pusan.« Das Gewicht ihrer eigenen Worte drückte Soo-Ja nieder.
»Eun-Mee und ich haben uns getrennt.«
»Ich weiß. Genau wie Min und ich.«
»Wirklich?«, rief Yul überrascht.
»Warum willst du wieder nach Pusan?«, fragte Soo-Ja und ignorierte seine Reaktion.
Yul blinzelte und überlegte kurz. »Meine Patienten dort vermissen mich, und meine alten Kollegen haben mich aufgefordert, wieder zurückzukommen. Sie meinten, ich kann meinen Platz in der Gemeinschaftspraxis wieder einnehmen.«
»Aha.« Soo-Ja fühlte sich, als hätte sie einen Schlag in den Magen bekommen. »Dann gehst du also.«
Yul betrachtete sie mit einer Mischung aus Zuneigung und Wut. »Warum hast du mir das mit euch beiden nicht gesagt? Bei unserer letzten Begegnung hast du mir an den Kopf geworfen, dass ich dich vergessen soll. Dass es vorbei ist zwischen uns. War es nicht so?«
»Das hast du mir geglaubt?« Auf Soo-Jas Gesicht lag ein verzagtes Lächeln. Am liebsten hätten sie sich wohl angeschrien, dachte sie; sie hätten sich besser auf einem freien Feld oder unten am Fluss treffen sollen. Jedenfalls nicht in einem kleinen Behandlungszimmer.
»Das hast du mir gesagt. Du hast mir keinerlei Hoffnung gemacht. Und als du nach Amerika gingst, dachte ich, du kommst nie mehr zurück. Was hätte ich denn tun sollen?«, fragte Yul verzweifelt.
»Du hättest auf mich warten sollen«, sagte Soo-Ja und fuhr mit den Fingern über das Metall der Armlehne.
»Auf dich warten? Darauf, dass du zurückkommst und mir erklärst, du kannst nicht mit mir zusammen sein, weil das für Hana nicht gut wäre? Dass ich noch mal zehn oder zwanzig Jahre warten muss?« Er lächelte gezwungen. Seine Worte schienen von den nackten weißen Wänden abzuprallen.
Soo-Ja senkte den Kopf und wünschte sich, das Laminat würde sich in einen Ozean verwandeln, damit sie hineinspringen und zum Meeresboden schwimmen konnte. »Geh nicht«, flüsterte sie.
»Ich glaube, ich habe dich nicht richtig verstanden«, sagte Yul und starrte auf ihre Haare.
Nach ein paar Sekunden schaute sie wieder auf. Ihre Augen waren voller Tränen, als sie Yuls Blick begegnete. Sie brachte die Worte – Sarang-hae – fast nicht über die Lippen, aber sie versuchte es. Sie wiederholte den Satz, erstaunt, dass sie ihn nach so langer Zeit endlich offen aussprechen konnte: Ich liebe dich .
»Was hast du gesagt?«, fragte Yul atemlos.
»Ich habe gesagt, bleib hier, geh nicht nach Pusan. Dort findest du nicht das, was du suchst.«
Yul schluckte. Seine Hände zitterten leicht. »Soo-Ja, was willst du eigentlich?«
»Ich will, dass du mir nicht schon wieder entgleitest. Das würde ich nicht überleben, Yul«, sagte Soo-Ja mit heiserer Stimme.
Sie berührte seinen Arm und spürte die elektrische Spannung, die durch seinen Körper strömte. Sie wusste, sein Herz schlug ebenso schnell wie ihr eigenes.
»Ich habe in meinem Leben so viele Fehler gemacht«, sagte Soo-Ja und kämpfte gegen den Schmerz in ihrer Brust. »Der größte aber war, dass ich dich immer wieder aufgegeben habe, und das passiert mir nicht noch einmal.« Ihre Schultern bebten, und in ihren Augen standen Tränen. »Das heißt natürlich, wenn du mich überhaupt willst. Gott weiß, dass ich dir genug wehgetan habe. Es wäre leichter für dich, wenn du eine andere nehmen würdest.«
»Natürlich will ich dich noch. Ich weiß, beim letzten Mal habe ich furchtbare Dinge zu dir gesagt, aber die habe ich nicht so gemeint.«
»Dann bleib hier. Bitte bleib hier«, flehte Soo-Ja. Sie sah ihn an. Er wirkte älter als bei ihrer letzten Begegnung, und die Fältchen, die er um die Augen herum bekommen hatte, erweckten zärtliche Gefühle in ihr.
»Und was ist mit den Patienten in Pusan, die schon einen Termin haben?«
»Die können warten. Oder einen anderen Arzt finden.«
»Woher kommt deine plötzliche Entschlusskraft?«, fragte Yul liebevoll und beugte sich zu ihr.
»Die kommt daher, dass ich mein halbes Leben lang nicht einmal dein Gesicht berühren durfte«, erwiderte Soo-Ja und streichelte ihm sanft die Wange. Yul schloss die Augen und drehte den Kopf, sodass er ihre Hand küssen konnte.
Soo-Ja berührte seine Beine mit den Knien, und er streckte die Hände nach ihr aus. Sie spürte, dass er nach dem Loch in ihrem Herzen suchte, damit er es
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