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Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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einmal im Traum eingefallen, sie - wie ihren Boten - an seiner Tür abzuweisen. Schließlich liebte er sie und bemühte sich, ihre Wünsche zu erfüllen, wann immer es ihm möglich war.
    Nur für ihre Standpauken, bei denen sie Einwände von ihm erwartete, wollte sie ihn auf ihrem eigenen Territorium haben: in dem Haus, in dem er aufgewachsen war. Es war egal, dass er schon vor ungefähr zwölf Jahren von seiner Familie weggezogen war - zuerst in den Palast, um schneller für Stefans plötzliche Ausflüge zur Hand zu sein, dann, nachdem er von seiner großen Europa reise zurückgekommen war, in sein eigenes Stadthaus. Seine Mutter war immer noch der Meinung, dass dieses Haus und insbesondere ihr eigener Salon ihre Autorität stärkten. Das Komische daran war, dass es stimmte.
    Der Abend war noch nicht weit fortgeschritten, so dass er die Gräfin antraf, bevor sie ausging, um wie üblich an einer Gesellschaft teilzunehmen. Genau damit hatte er gerechnet. Er wollte es hinter sich bringen und dann den Rest des Abends seinen Vergnügungen nachgehen. Er hoffte, dass es sich um eine wichtige Gesellschaft handelte, zu der sie nicht zu spät kommen wollte. Das würde ihn vor einem langen Gespräch bewahren. Ihre Kleidung gab ihm keinen Anhaltspunkt, und auch nicht die Menge des Schmucks, den sie trug, denn sie begab sich nie zu einem gesellschaftlichen Ereignis, ohne auf das Prächtigste herausgeputzt zu sein.
    Maria Petroff war eine gutaussehende Frau in schon etwas fortgeschrittenem Alter. Sie sah jetzt vielleicht sogar noch besser aus als in ihrer Jugend, denn noch nie hatte jemand sie für eine ausgesprochene Schönheit gehalten. Ihr energisches Kinn und die starke Nase, die nicht gerade sehr feminin wirkte, verliehen ihr viel Ähnlichkeit mit ihrem Bruder Sandor, dem verstorbenen König, und sie war immer eine recht stattliche und untersetzte Erscheinung gewesen, was man jetzt gnädiger Weise als matronenhaft bezeichnen konnte.
    Es war ihr immer ein Rätsel geblieben, wie sie einen Sohn wie Wassili hatte gebären können, aber sie war ungeheuer stolz darauf. Das Aussehen hatte er natürlich von seinem Vater. Von ihr hatte er nur die Augen der Baronys - Augen, die so hellbraun waren, dass starke Gefühlswallungen sie in Gold verwandelten.
    Bei Kardiniens jungem König Stefan mit seinem rabenschwarzen Haar und dem dunklen Teint sprachen die Menschen von Teufelsaugen. Aber bei Wassili mit seinem goldenen Haar und der hellen Gesichtsfarbe waren sie einfach nur schön und eine Vervollkommnung der feinen Knochenstruktur, die ihm sein gutes Aussehen verlieh.
    Wassilis Mutter begrüßte ihn mit den Worten: »Du siehst geradezu erbärmlich aus.«
    Da er sich nicht die Mühe gemacht hatte, nach Hause zu gehen und sich umzuziehen, waren Hemd und Rock natürlich völlig verknittert. Sein Haar sah genauso fürchterlich aus, nachdem an diesem Abend so viele Hände seine Weichheit geprüft hatten, aber das verlieh Wassili nur ein verwegenes Aussehen, das die Frauen unglaublich sinnlich fanden.
    Doch die Bemerkung seiner Mutter machte ihn sofort nervös, denn sie hatte dabei gelächelt. Irgend etwas stimmte hier nicht.
    In seinen Augen funkelte Misstrauen , als er fragte: »Wieso siehst du so selbstgefällig aus, Mutter?«
    Sie lachte. »Was für ein fürchterliches Wort. Du weißt, dass ich das selbstverständlich nie sein würde.« Mit einem Lächeln fügte sie hinzu: »Warum schenkst du uns nicht etwas zum Trinken ein?«
    Auch er lächelte und beschloss , ihr Spiel eine Weile mitzumachen. »Eine ausgezeichnete Idee«, sagte er. Aber als er zu der Anrichte ging, auf der sich die zahlreichen Spirituosen für Gäste befanden, murmelte er vor sich hin: »Offensichtlich werde ich das brauchen.«
    »Schenk mir etwas von diesem exzellenten russischen Wodka ein, den ich nur für dich kaufe«, sagte sie, als er gerade begann, genau diesen Wodka für sich selbst einzuschenken.
    Angesichts dieser Bitte hielt er inne und runzelte die Stirn. »Du magst doch keinen Wodka«, erinnerte er sie.
    »Stimmt«, erwiderte sie mit einem Achselzucken. »Aber heute Abend scheint er ... angebracht zu sein.«
    Sie lächelte wieder. Er brachte ihr ein kleines Glas des starken Wodkas, ging dann aber zurück, um sich die Flasche zu holen, und setzte sich damit auf den Stuhl gegenüber dem Sofa, auf dem seine Mutter Platz genommen hatte. Er muss te sein Glas zweimal leeren, bevor er sich stark genug fühlte und sagen konnte: »In Ordnung, Mutter, raus damit.

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