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Was der Nachtwind verspricht

Was der Nachtwind verspricht

Titel: Was der Nachtwind verspricht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johanna Lindsey
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sofort zu ihr bringen sollen. Solange er irgendwann im Laufe des Abends bei ihr erscheint, wird ihr das schon recht sein.«
    Serge grinste jetzt. »Es ist gut, dass der alte Max darauf besteht, dass nicht nur wir drei dich beschützen, sonst müsste n wir jetzt dich in die Stadt zurückbegleiten.«
    Der alte Max war Maximilian Daneff, Premierminister von Kardinien und für Stefan wie ein zweiter Vater. Max nahm seine Pflichten sehr ernst und bestand darauf, dass Stefan von mehreren Soldaten begleitet wurde, wann immer er den Palast verließ.
    Die Soldaten warteten jetzt am Rande des Zigeunerlagers, um keine Unruhe zu verursachen. Aber Stefans Erscheinen sorgte trotzdem für Aufregung, denn die Zigeuner erkannten ihn. Obwohl er noch nicht König gewesen war, als die Sippe das letzte Mal durch sein Land gezogen war, hatten sich die Mitglieder der Sippe doch unmittelbar nach ihrer Ankunft über Veränderungen in der Regierung erkundigt und in Erfahrung gebracht, ob sie weiterhin willkommen waren. Solches Wissen war für die Zigeuner überaus wichtig.
    Der Bulubascha war gerufen worden und wartete jetzt voller Argwohn zusammen mit einigen älteren Männern vor seinem Zelt. Aber Stefan wollte sich durch die Ehrerbietungen und das zeitraubende Begrüßungsritual, das mehrere Stunden dauern konnte, nicht aufhalten lassen. Nicht, nachdem seine Tania, die jetzt im Palast auf seine Rückkehr wartete, ihm das verlockende Versprechen gegeben hatte, dass sie heute Abend vielleicht für ihn tanzen würde.
    Er wandte sich Serge zu und sagte: »Sag ihrem Führer, dass es sich hier nicht um einen offiziellen Besuch handelt, sondern nur um eine Familienangelegenheit.« Und mit einem höflichen Kopfnicken in Richtung des Bulubascha, das diesen beruhigen sollte, ritt er auf seinen Cousin zu.
    Daraufhin schien eine Woge der Erleichterung durch das Lager zu gehen. Überall wurde jetzt wieder gesungen und getanzt. Sofort drängten sich mehr als ein Dutzend Frauen, junge und alte, um Stefan. Sie würden notfalls bis in den Tod um die Gelegenheit kämpfen, ihm zu Diensten zu sein, da er bekannt war für seine Großzügigkeit, die so außergewöhnlich war, dass selbst eine zehnköpfige Familie, die in den Genuss dieser Großzügigkeit kam, ein ganzes Jahr lang nicht zu arbeiten oder zu stehlen brauchte.
    Stefan nahm nur am Rande wahr, dass Lazar ihn vor ihren Nachstellungen bewahrte, indem er eine Handvoll Goldmünzen unter die Frauen warf und sie fortwinkte. Er wurde vielmehr vom Anblick Wassilis gefesselt, der sich redlich bemühte, seine Gefälligkeiten gerecht unter den drei Frauen aufzuteilen. Stefan war nahe daran, laut herauszulachen, da es Wassili - soweit er es beurteilen konnte - tatsächlich zu gelingen schien. Er küsste zuerst eines der begierigen Mädchen, dann das nächste, während seine Hände über alle drei wanderten. Die Frauen wetteiferten jedoch nicht miteinander, so wie dies zu erwarten wäre. Wahrscheinlich hatte Wassili ihnen be r eits versichert, dass er sich in dieser Nacht um jede einzelne von ihnen kümmern würde, wenn nicht sogar um alle drei gleichzeitig, wie es momentan den Anschein hatte.
    Wahrscheinlich hatte jede der Frauen-irgendwo im Lager einen Ehemann, aber Wassili lief keine Gefahr, ein Messer in den Rücken zu bekommen, bevor er das Lager verlassen konnte. Ihren Körper für Geld an Männer zu verkaufen, war für die Frauen eine rein geschäftliche Angelegenheit und wurde von allen akzeptiert - solange die Männer keine Zigeuner waren. Aber wenn eine dieser Frauen einem Zigeuner einen lockenden Blick zuwarf, würde sie sehr wahrscheinlich von ihrem Ehemann getötet werden. Zigeuner lebten und starben nach ihren eigenen Regeln, über deren Einhaltung der Bulubascha der Sippe wachte.
    Wassili war so vertieft in sein Liebeswerben, dass er die plötzliche Stille im Lager und das anschließende Wiederaufleben des Lärms überhaupt nicht bemerkt hatte. Auch die herannahenden Pferde seiner Freunde hörte er nicht, so dass Stefan und Lazar nur wenige Schritte entfernt von ihm stehenbleiben und den Anblick genießen konnten. Stefan war immer noch völlig fasziniert, da er niemals zuvor die betörende Wirkung hatte beobachten können, die sein Cousin auf Frauen ausübte - zumindest nicht so ausführlich. Er war immer selbst mit einem Mädchen beschäftigt gewesen, wenn er sich zusammen mit seinen drei engsten Freunden amüsiert hatte.
    Aber Wassili war schon so weit in seinen Bemühungen fortgeschritten - er

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