Was die Tiere im Park erlebten
dafür danke ich dir wirklich, Dachs.«
Sie kamen wieder zum Tiefen Grund, und schon die nächsten Worte des Fuchses widerlegten seine vorige Behauptung, der Dachs habe beruhigend auf ihn gewirkt.
»Hier begann im Sommer unser neues Leben«, sagte er und blickte auf den vertrauten Versammlungsplatz der Farthing-Wald-Tiere. »Hoffen wir, daß wir in den nächsten Monaten nicht den Tod einiger von uns beklagen müssen.«
Die Zeichen standen nicht gut für die Tiere, als das alte Jahr sich dem Ende zuneigte. Der Dezember bescherte ihnen einen Schneesturm und in den darauffolgenden Wochen Nacht für Nacht bitteren Frost. Während der kurzen Tagesstunden schien ab und zu die Sonne, aber die längste Zeit des Tages war der Himmel schneeverhangen, und so blieb die Erde gefroren. Der Boden war knochenhart, und fünf Zentimeter dickes Eis bedeckte den Teich der Eßbaren Frösche.
Durch den Hirschpark plätscherte ein Fluß, und dort, etwas entfernt von der neuen Heimat der Farthing-Wald-Tiere, hatte Pfeifer, der Reiher, sich häuslich niedergelassen. Sein Reich befand sich unter tief herabhängenden Erlen, mit vielen Fischen in Reichweite. Jetzt beobachteten er und seine Gefährtin Tag für Tag, wie das Wasser langsamer floß und die Ufer des Flusses zufroren. Bald war nur noch die Mitte des Stromes offen, dort, wo das Wasser flink über raschelnde Kieselsteine plätscherte, und der Pfeifer mußte auf Eis treten, wenn er weiterfischen wollte. Jedoch in der Mitte gab es viel weniger Fische, und der Pfeifer und seine Gefährtin merkten, wie ihre Nahrung weniger wurde.
»Mir scheint, daß wir in unserer Ernährung nicht mehr so wählerisch sein dürfen, meine Liebe«, stellte der Pfeifer in seiner langsamen und präzisen Art fest. »Du kennst doch den Hirschpark besser, weißt du neue Jagdgründe für uns?« Seine Gefährtin nickte. »Ich habe dir doch schon vor langer Zeit von einem Platz weiter stromauf erzählt, wo das Wasser schnell fließt und es viele Flußkrebse gibt. Du hast aber immer gesagt, daß du Schalentiere nicht magst.«
Der Pfeifer zuckte bedauernd mit den großen Flügeln. »Es hat den Anschein, als ob ich meine Abneigung überwinden muß — wenigstens zeitweise. Wenn du mir bitte den Weg zeigen würdest.«
Zusammen erhoben sich die beiden Wasservögel in die Luft, ihre langen, dünnen Beine zogen sie wie ein Paar Stelzen nach. Aus der Luft erschien der Hirschpark als eine weite Fläche von gewelltem Weiß, das durch Gruppen von kahlen, verschneiten Bäumen unterbrochen wurde. Der verletzte Flügel des Pfeifers ließ mit jedem Flügelschlag einen Pfeifton hören, und seine Augen fingen in der frostkalten Luft an zu tränen.
Nach einem kurzen Flug landeten sie, und die Gefährtin des Pfeifers begann sogleich im Flußbett zu suchen. Hier war das Wasser ganz eisfrei. Plötzlich stieß sie zu, und als ihr spitzer Schnabel hochkam, zappelte darin ein Flußkrebs. Mit einer einzigen Kaubewegung hatte sie ihn verschlungen.
Jetzt beteiligte sich auch der Pfeifer am Krebsfang, und das Glück war ihm hold. Seine Gefährtin beobachtete seine Reaktion. »Hm«, murmelte er und schluckte tapfer. »Gar nicht so übel. Wie doch ein leerer Magen selbst ein tiefverwurzeltes Vorurteil überwinden kann.«
Und da es in diesem Flußabschnitt auch Fische gab, fingen sich die beiden Vögel eine köstliche Mahlzeit. Sein wohltuend gefüllter Magen erinnerte den Pfeifer an all die Freunde aus dem Farthing-Wald. Er überlegte, was diese wohl an Schwierigkeiten erleben mochten.
»Wir dürfen nicht egoistisch sein«, sagte er zu seiner Gefährtin. »Diese Nahrungsquelle hier kann auch den anderen dienen. Während du, mein kluges Mädchen, zum Nest zurückfliegst, werde ich den Fuchs aufsuchen und sehen, ob ich ihm irgendwie helfen kann.«
Und so machte er sich zum Fuchsbau auf den Weg. Es war noch Tag, also erwartete er nicht, seinen Freund draußen zu finden. Um so mehr überraschte es ihn, eine sehr magere Füchsin vor einem der Eingänge sitzen zu sehen. Sie schien in trübe Gedanken versunken, bemühte sich aber tapfer um eine fröhliche Miene, als sie den Reiher begrüßte. »Ist der Fuchs unten?« fragte der Pfeifer sie.
»Nein«, erwiderte sie. »Es steht ziemlich schlimm, darum will er jetzt selbst nachsehen, wie alle mit der Situation fertig werden.«
»Das ist auch genau der Grund, warum ich euch aufsuche«, erklärte der Pfeifer und berichtete ihr, welches Anglerglück er am Fluß gehabt hatte.
Die
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