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Was die Tiere im Park erlebten

Was die Tiere im Park erlebten

Titel: Was die Tiere im Park erlebten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Dann
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Füchsin versuchte zwar, sich zu beherrschen, aber als sie von der herrlichen Fischmahlzeit der beiden Reiher hörte, fing ihr der Mund zu wässern an.
    »Es wäre mir wirklich ein Vergnügen, dir ein paar Fische zu fangen«, erbot sich der Pfeifer.
    »Danke«, sagte die Füchsin. »Auch der Fuchs würde sich darüber sicher sehr freuen. Das erinnert mich an ein anderes Mal, als du für uns Fische gefangen hast. Damals kannten wir dich erst ganz kurz.«
    »Ja, richtig«, nickte der Reiher. »Das war im Steinbruch. Diesmal ist es allerdings nötiger als damals.«
    »Wir sollten auf den Fuchs warten und erst dann aufbrechen«, meinte die Füchsin. »Vielleicht möchte das eine oder andere Tier mit uns kommen.«
    »Wie lange bleibt er wohl weg?« fragte der Pfeifer.
    »Das weiß ich nicht so genau«, antwortete die Füchsin, »aber er ist schon ein paar Stunden unterwegs.«
    Während sie warteten, erzählte sie ihm, daß ihre Jagden immer erfolgloser wurden und sie sich nur noch von Aas, Insekten und sogar Schnecken ernährten, die sie in einer Winterschlafkolonie entdeckt hatten. »Aber gut schmeckten sie dennoch«, fügte sie hinzu.
    »Ja, ja«, meinte der Pfeifer. »Ich habe meinen Speisezettel auch etwas umstellen müssen«, und erzählte ihr von den Flußkrebsen, die er gefressen hatte.
    Bald tauchten die vertrauten Umrisse des Fuchses auf, hinter ihm eine kleinere Gestalt, die sie zuerst nicht erkennen konnten. Es war das Wiesel, wie sich herausstellte.
    Der Pfeifer und die beiden Neuankömmlinge zeigten Freude über das Wiedersehen. Aber die Miene des Fuchses verdüsterte sich, als die Füchsin ihn nach dem Ergebnis seines Erkundungsganges ausfragte.
    »Es ist noch schlimmer, als ich erwartet hatte«, sagte er betrübt. »Bei den Wühlmäusen und Feldmäusen gibt es schon starke Verluste, und einige der älteren Kaninchen sind erfroren. Wenn es noch lange so kalt bleibt, dann werden vor allem die Mäuse sterben müssen.«
    Der Pfeifer bekundete seine Anteilnahme, war aber insgeheim vor allem besorgt über das Aussehen des Fuchses. Fort waren Kraft und Geschmeidigkeit seines Körpers, fort aller Glanz seines Fells. Der hilfreiche Anführer, auf den sich die Farthing-Wald-Tiere während des langen Marsches so sehr hatten verlassen können, war schwach und kraftlos geworden. Seine Augen blickten trüb, sein Fell war struppig und ohne Glanz, und er bewegte sich nur langsam und zögernd vorwärts. Er war bis auf die Knochen abgemagert, und im Vergleich zu ihm schien das kleinere Wiesel, das immer gertenschlank gewesen war, in guter Form zu sein. Der Pfeifer erzählte in aller Eile von der geplanten Fischjagd. Ohne allzu großes Interesse stimmte der Fuchs zu. Dann sagte er: »Aber was nützen Fische den Wühlmäusen und Feldmäusen? Sie sind doch auch hungrig.«
    »Natürlich sind sie das«, sagte die Füchsin. »Aber wenn du ihnen helfen willst — und das wird ganz schön schwierig werden — , mußt du dir deine Kräfte erhalten.«
    »Kaninchen und Feldmäuse vermehren sich schnell«, meinte der Pfeifer in einem Versuch, das Gewissen des Fuchses zu beruhigen.
    »Sicher, aber vielleicht gibt es dann keine Feldmäuse mehr, die sich vermehren können«, murmelte der Fuchs. »Sie haben in der vergangenen Woche mehr aus ihrer Verwandtschaft verloren als während des ganzen Marsches über Land. Und den Wühlmäusen ist es nicht besser ergangen.«
    »Hast du den Hasen gesehen?« fragte die Füchsin.
    »Ja, ihm und den Seinen geht es verhältnismäßig gut, obwohl auch sie etwas mager aussehen. Die jungen Hasen sind schon fast so groß wie er und können sich selbst helfen.«
    »Wie geht es dem Dachs?« wollte der Pfeifer wissen.
    »Der war nicht zu Hause«, antwortete der Fuchs. »Aber für ihn befürchte ich nichts. Er ist erfahrener als alle anderen, er wird überleben.«
    »Ich glaube, es taut bald«, meinte das Wiesel optimistisch. »Der Winter ist noch lange nicht vorbei, und eine Kälteperiode wie diese dauert selten länger als ein paar Wochen.« Der Fuchs gab darauf keine Antwort, aber sie alle wußten, daß er darüber nachgrübelte, was zu unternehmen wäre, falls der Frost bis zum Frühling anhielte.
    Der Pfeifer beschrieb ihnen den Weg zum Angelplatz und sagte, er würde sie dort treffen. Als sie ankamen, merkten sie, daß er keine Zeit verloren hatte. Vier schöne große Fische und ein paar Flußkrebse erwarteten sie. Sofort machten sich die drei Tiere darüber her und hatten sie im Handumdrehen verspeist.

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