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Was Farben sagen

Was Farben sagen

Titel: Was Farben sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Wolf
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ansonsten schlichten Kleidungsstücken und eine verschwenderische Stofffülle, unruhige und sinnliche Oberflächenstrukturen sowie schwere, dunkle Stoffe.

Die beiden Pole: Weiß und Schwarz
    Weiß erkennt man am besten, wenn man Schwarz dagegenhält.
    Sprichwort
    Weiß ist Vollkommenheit – schwerelos und hehr. Schwarz ist Chaos – schwer und abgründig.

Vielleicht wundern Sie sich, weshalb ein Buch über Farben gerade den beiden absoluten Nichtfarben Weiß und Schwarz ein eigenes Kapitel widmet? Weil sie Ausgangs- und Endpunkt sind. Weil sich alle Farbtöne zwischen diesen beiden Polen bewegen. Sämtliche Farben werden über das Aufhellen mit Weiß und das Abdunkeln mit Schwarz beeinflusst, das heißt, sie bestimmen die Qualität der Farbtöne. Der Anteil an Weiß oder Schwarz entscheidet also darüber, ob eine Farbe uns an ätherische Gefilde denken lässt oder uns eher mit ihrer dunklen Komplexität in ihren Bann zieht. Es macht demnach durchaus Sinn, Weiß und auch Schwarz in ein Buch über Farben aufzunehmen. Vincent van Gogh hat es in einem Brief an seinen Bruder so ausgedrückt: » Schwarz und Weiß haben ihren Grund und ihre Bedeutung; und wer sie unterschlägt, kommt nicht aus (…).« 27
    Weiß und Schwarz können weder als männlich noch als weiblich charakterisiert werden; sie sind neutral. Über ihre Gegensätze kann man die beiden » unbunten Farben« allerdings voneinander abgrenzen und so ein klareres Bild von ihnen zeichnen. Weiß ist hoch und hell, Schwarz dagegen dunkel und tief, Weiß ist offen, schwerelos und ätherisch, Schwarz geschlossen, schwer und dicht. Solche Gegenüberstellungen lassen den einen Pol in den meisten Fällen als den hehren und guten, den anderen als den negativen, abgründig-düsteren erscheinen. So sollte es allerdings nicht aufgefasst werden, denn die Farbenwelt ist hier das Abbild der realen Welt, in der wir ebenfalls zwei gegensätzliche Pole als Orientierungspunkte brauchen, mit deren Hilfe wir uns und die Dinge um uns herum einordnen können. Doch deshalb ist der eine davon nicht negativer einzustufen als der andere, sondern schlicht eine Notwendigkeit, um unsere individuelle Mitte zu finden. Genauso sind beide Nichtfarben, Weiß wie Schwarz, weder gut noch schlecht, sondern notwendige Gegensätze, zwischen denen sich sämtliche Farben bewegen und aus denen sie ihre Prägung erfahren. Sie bestimmen ihre Qualität, indem sie zum Beispiel ein forderndes Rot zu bescheidenem Rosa aufhellen oder aber zu souveränem Mahagonirot abdunkeln.
    Im Gegensatz zu Farben wie Orange und Blau kann man Weiß und Schwarz nicht in Einrichtungen oder Mode darstellen, denn beide haben keine Form, in die sie übersetzt werden könnten. Weiß ist reines, gleißendes Licht, in dem sich jeder Farbimpuls bereits aufgelöst hat. Es hat keinen Ton, keine Schwingung mehr. Schwarz auf der anderen Seite ist ebenfalls keine Farbe, es die Abwesenheit von Licht (und Farbe) und dröhnt bedrohlich. In ihm sammeln sich alle Farbaspekte, doch sie bleiben noch unkenntlich– eben noch unge form t, form los. Aus diesem Grund sind Weiß und Schwarz von den Anwendungsbeispielen ausgenommen.
    Es ist davon abgesehen auch nicht ratsam, sich komplett in Weiß oder Schwarz zu hüllen, weder in die reine Farbe noch in ihre Entsprechungen. Denn reinem Weiß – abgetöntes Creme oder Ecru etwa sind nicht damit vergleichbar – fehlt jegliche Schwingung, die Farbe ausmacht, und man fühlt sich sich selbst überlassen und abgegrenzt von seiner Umwelt. In Schwarz dagegen tummeln sich zu viele Impulse, es ist reines Chaos. Zudem ist es, entgegen der Meinung vieler Liebhaber schwarzer Kleidung, keine Schutzfarbe, an der schlechte Einflüsse abprallen. Schwarz saugt vielmehr wahllos alles in sich auf.
    Dasselbe gilt für Einrichtungen: Reinweiße Räume wirken im besten Fall steril, im ungünstigsten leer und unbeseelt. Genauso wird sich niemand freiwillig ganz in Schwarz einrichten, das als Akzentfarbe reizvoll ist und einen Raum wunderbar strukturieren kann. Aber nach absehbarer Zeit in einem komplett schwarzen Raum wäre sicherlich jeder depressiv und ein Fall für die nächstgelegene Psychiatrie.
    Weiß: Alles und nichts
    Vollkommenheit    In Weiß ist kein Streben mehr nötig, das noch jede andere Farbe kennzeichnet. Es vereint vielmehr alle

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