Was Farben sagen
Impulse in sich, die Botschaften aller Farbenâ Weià ist vollkommen. Es ist reine, sublimierte Kraft in vollkommener Ruhe und ohne jede Motivationâ aber mit allen Möglichkeiten. Hier ist es tatsächlich möglich zu sagen: » Ich weië, denn mit Weià kann man auf sämtliche Aspekte zurückgreifen und schöpft aus dem Vollen.
Leer und absolut zugleich   Trotz dieser Fülle wirkt reines Weià auch immer leer, da sich die Farben in ihm bereits vollständig aufgelöst haben. Sie sind nicht mehr sicht- oder gar greifbar, sondern nur noch der reine Impuls, der Geist der Farbe. Weià entsprechen daher tonlose Passagen in der Musik beziehungsweise sphärische Klänge, die zu weit entfernt von uns sind, um sie noch wahrnehmen zu können. Doch sobald sich das Weià wieder verdichtet zu milchigem Gelb über strahlendes Sonnengelb und weiter zu vibrierendem Orange und dynamischem Rot, wird der Klang lauter und lauter. Dann wird deutlich, dass in Weià das Potenzial » zur Geburt aller Klänge« immer gegeben istâ mehr noch, in Weià lebt mit den Impulsen aller Farben ein ganzes Orchester.
Ei und Null als Symbole   Da Weià der Ursprung aller Farben ist, wird ihm häufig das Ei als Symbol zugeordnet. Daneben findet man auch die Null, die das Absolute verkörpert. Sie ist genau wie Weià alles und nichts: Die Null ist der perfekte Kreis, in dem alles enthalten ist, sowie auch die Leere, das Nichts. Zudem ist die Null die Zahl derâ um mit Hajo Banzhaf zu sprechenâ » uranfänglichen Einheit «, aus der alles hervorgeht, was sie mit WeiÃ, der Wiege aller Farben, gemeinsam hat.
Vollkommenes Weià ist eine göttliche Farbe, so werden zum Beispiel weiÃe Tiere häufig als gottnah verstanden: Der Göttervater Zeus zeigte sich Europa als weiÃer Stier, in Indien gelten weiÃe Rinder als gottgleich, und weiÃe Ibisse sind in China heilige Vögel, die Unsterblichkeit verkörpern. Ein Sinnbild des Heiligen Geistes ist die weiÃe Taube, so wie Weià in der katholischen Kirche generell die liturgische Farbe der höchsten Feiertage ist. Auch die Madonnenlilie, die die unbefleckte Empfängnis Marias symbolisieren soll, ist weiÃ: rein und makellos.
Stärke   Weià ist dabei absolut keine schwache Farbe, sondern, wie es der Schriftsteller C. K. Chesterton formuliert hat, » eine scheinende und verstärkende Farbe, so wild wie Rot, so entschlossen wie Schwarz«. 28 Weià als Summe aller Farben steht generell für Stärke und Ganzheitâ eine Nichtfarbe, die fast zu erhaben ist für den alltäglichen Gebrauch, weswegen sie nur gezielt und sehr dosiert eingesetzt werden sollte.
Hartes, gnadenloses Weià   Weià ist blendend, hell, rein, klar, strahlend und hat eine kraftvolle Präsenz. Weià ist auch die ideale Schutzfarbe, an ihm prallt alles ab wie an einer Mauer. Betrachtet man eine weiÃe Fläche längere Zeit, muss man bereit sein für die Konfrontation mit sich selbst, denn Weià bleibt hart und wirft jede Aktion, jede Regung zurück, wenn sie sich nicht nahtlos in seine hehre Welt eingliedern lässt. Anders als bei seinem Pendant Schwarz, das alles kritiklos in sich aufsaugt, muss man sich den Zugang zu elitärem Weià verdienen.
Schwarz: Chaotische Komplexität
Chaotisches Konglomerat   In Weià haben sich alle Farbtöne versammelt und in einem gleiÃenden Lichtblitz zu einer vollkommenen, lichten Brillanz aufgelöst. Allen schwarzen oder den von Schwarz durchzogenen Nuancen haftet dagegen noch etwas Schweres an, das ihnen eine deutlich griffigere, manifeste Qualität verleiht. Schwarz wirkt ausgesprochen dicht, wie ein Konglomerat der verschiedensten Energien. Der Bildhauer Reiner Ruthenbeck hat das Prinzip von Schwarz zusammengefasst als » ambivalente Deutung von Ruhe und Aktivität (â¦) wie ein groÃer Atem«. 29 Denn Schwarz ist nicht tot, es wirkt nur oberflächlich ruhig. Doch unter der Oberfläche tobt das Chaos aus sämtlichen Farbaspekten, die es vorbehaltlos in sich eingesogen hat und die sich in seinen undurchdringlichen, melassezähen Tiefen gegenseitig behindern. Schwarz ist formlos, es wartet noch auf eine ordnende Gestaltung.
Absorbierend   Wo Weià unzugänglich und abweisend wirkt, schluckt Schwarz alle Lichtwellen in seinem Umfeld, zieht sie in seine dunklen
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