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Was Farben sagen

Was Farben sagen

Titel: Was Farben sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Wolf
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und ihre Kosmetikartikel zuerst thematisch und dann noch einmal der Größe nach zu sortieren (die Faschingsschminke ließ sie komplett verschwinden). Sie hatte gerade die Schranktür der Badezimmerkommode so zugekriegt, dass sie nicht wie üblich traurig an nur einer Angel hing, da stand der Chef aller Ablagebeschrifter auch schon in der Tür.
    Welche Farben entsprechen diesen beiden Persönlichkeitstypen am ehesten? (Hier ist nicht nur eine Antwort denkbar.)
    15.
    Die bislang ausgefeilteste Erklärung, die ich gehört habe, warum Männer zielgerichtet loslaufen und mit genau der einen Jeans oder dem einen Paar Schuhe zurückkommen, das sie sich vorher schon ausgesucht hatten, begründet das mit dem Verhalten in der Steinzeit. Damals musste der Mann noch fokussiert an die ganze Sache rangehen: Da wurde morgens der Knöchelchenvorhang vorm Höhleneingang entschieden zur Seite gezerrt, dass die Knorpelteilchen nur so schepperten. Dann spähte der Mann genau einmal ins weite Rund, traf gekonnt seine Wahl für eines der Mammuts und stürzte sich im selben Moment auch schon panthergleich ins Unterholz, um eben jenem armen Tier den Garaus zu machen.
    Die Frauen der Sippe dagegen, ja, die schlenderten– nachdem sie stundenlang mühsam den völlig zerfledderten Knochenvorhang wieder geordnet hatten– mit ihren Körbchen entspannt von einem Strauch zum nächsten. Pflückten hier mal ein Beerchen, dort eins. Dann gingen sie wieder zurück, um die Beeren am ersten Strauch noch mal zu begutachten und mit den anderen zu vergleichen, und packten am Ende doch alle ein.
    Genauso verhalten sich angeblich Frauen heute noch beim Einkaufen.
    Wie könnte man beide Verhaltensweisen (sehr vereinfacht) in Farbe ausdrücken?
    16.
    Stellen Sie sich ein Bild vor, das jedem Gothic-Fan ein Lächeln auf die schwarz bemalten Lippen zaubern würde: melancholisch gestimmte Heldin, die sich auf einer windumtosten Klippe herumtreibt, dass das viktorianische Nachthemd nur so flattert. Wenn ichvor mir sehe, denke ich auch oft an eine eher entrückte Bekannte, die sich als Wandlerin zwischen den Welten, als legitime Nachfolgerin der altkeltischen Druiden sieht und gern mal mit ernstem Blick das Wetter von morgen aus der Katzenminze auf dem Balkon liest. Dem okkulten, mystischen Charakter der Farbe entsprechend beantwortet sie selbst einfache Fragen nach der Zeit fürs Abendessen schon mal mit einem kryptischen: » Wenn die ersten Vorboten der Nacht mit ihren klammen, dunklen Fingern das Feuer des Himmels berühren.« (Für Normalsterbliche: gegen halb acht.) Überzeugt davon, genug Zeit mit weltlichem Geschwätz vergeudet zu haben, entschwand sie damit auch schon wieder Richtung Garten– ohne Zweifel, um das kalte Händchen bei der Arbeit zu beobachten.
    Auf welche Farbe passt die Beschreibung?
    17.
    Pink und Magenta werden häufig auf eine Stufe gestellt und manchmal sogar einer Farbfamilie zugeordnet. Doch die Herkunft der Farbtöne ist sehr unterschiedlich, auch sind beide in ihrer Wirkung nicht miteinander zu vergleichen. Pink ist als intensiver Rosaton eindeutig die Tochter von Rot. Magenta, ein helles Rotviolett, trägt dagegen die Gene von Rot und Blau in sich.
    Was kann man daraus für die Beschreibung der beiden Farbtöne ableiten?

Schlusswort
    Sind nicht Farben wie Töne und Töne wie Farben und Farben wie Musik. Ich liebe die Musik der Farben.
    Emil Nolde
    Eine blinde junge Frau sagte einst zu Beethoven, sie gäbe alles dafür, einmal das Mondlicht sehen zu können. Er konnte es sie zwar nicht sehen lassen– aber hören. Beethoven vertonte den Mondschein in einer seiner bekanntesten Kompositionen, der Mondscheinsonate, in der die Musik den silbernen Schein des Mondlichtes imitiert. Umgekehrt beschrieb Thomas Mann den fast ätherischen, körperlosen Klang im Vorspiel zu Wagners Lohengrin als » eine blau-silberne Schönheit«.
    Schon Isaac Newton sah eine Entsprechung zwischen Farben und Tönen, weshalb er das Spektrum des sichtbaren Lichtes, obwohl die Farben nahtlos ineinander übergehen und so unzählige Nuancen unterschieden werden können, nur in die bekannten sieben Farben aufteilte – analog zu den sieben Tönen der dorischen Tonleiter. Bekannt sind auch Wassily Kandinskys Texte, in denen er Farben mit Tönen gleichsetzte und die » ruhigen, gedämpften, mitteltiefen Töne der Geige« mit

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