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Was Farben sagen

Was Farben sagen

Titel: Was Farben sagen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabelle Wolf
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oder patinierte Kommoden im Vintage-Look.
    Da sicherlich die wenigsten in einem gotischen Gemäuer hausen möchten, bei dem, quasi als Bonus, auch der Keller noch etwas hergibt, was zu später Stunde mit seinen Knochen klappert, kann man ein mystisches Dunkelviolett auch in wohnlicheren Stilen umsetzen. Ein Nachtviolett findet sich zum Beispiel in einem » dunklen Boudoirstil« für ein Schlafzimmer, das Sinnlichkeit mit Düsternis paart. Akteure wären dunkle Wände, eine schummrige, indirekte Beleuchtung und Kerzen. Einzelne auffällige Objekte wie dunkle Samtsessel tragen dem Rotanteil der Farbe Rechnung. Räume, die die Qualität von dunklem Violett ausstrahlen, wirken daneben ebenso komplex wie die Farbe selbst – ausgedrückt durch eine Fülle an weiteren Einrichtungs- und Dekorationsgegenständen, um die Dichte und den Facettenreichtum von dunklem Violett abzubilden. – Schon durch die gedrängte, düstere Atmosphäre bildet Nachtviolett den Gegenentwurf zur ätherischen Leichtigkeit von Lavendel.
    13.
    Einem zarten Rosa entspricht ein gefälliger, lieblicher Stil mit kindlichen, romantischen Kleidern und zierlichen Elementen wie Volants oder Schleifen. Besser als Kleider passen allerdings Hosen, da Rosa nichts anderes ist als ein junges (maskulines) Rot. Die Kombinationen sollten dabei nicht sinnlich wirken, denn die feurige Intensität von Rot ist in unschuldigem Rosa kaum noch zu spüren. Der zarten Qualität der Farbe entsprechen leichte, halbtransparente Stoffe wie Tüll oder Crêpe in zarten Blütendrucken oder Pudertönen, die jedoch– als letzte Erinnerung an handfestes Rot– zwar dünn, aber stets griffig sind.
    14.
    Er wäre beispielsweise der klassische Vertreter von funktionalem, strengem Dunkelgrün, das eine klare Struktur braucht, an der es sich orientieren kann. Er muss in einem ordentlichen Umfeld leben, um sich sicher zu fühlen. Auch ein dunkles, strukturiertes Blau wäre in Anteilen denkbar, es würde allerdings weniger nüchtern reagieren, sondern sich eher zurückziehen.
    Sie entspräche größtenteils einem lebendigen Orange, das sich in einem eklektischen Mix wohlfühlt, der seine Kreativität anspricht und dafür die gängigen Standards schon einmal über Bord wirft. Für formales Dunkelgrün legt es allerdings eine zu lockere, verspielte Einstellung an den Tag mit einem sehr ungezwungenen, nicht unbedingt ordentlichen Stil.
    15.
    Eine Farbe reicht selbstverständlich nicht aus, um die beiden Verhaltensweisen zu beschreiben, aber sie können in Farbreihen ausgedrückt werden:
    Unser Mammuterleger ist beispielsweise fokussiert, kompromisslos, bestimmt und schnell, was unter anderem Blutrot, dunklem Blau und leuchtendem Gelb entspricht. Die Frauen der Sippe gehen das Ganze spielerisch, bedächtig und langsam an, was Orange bis Apricot, Grün sowie Goldgelb, das auch die Üppigkeit der Ausbeute beisteuert, entspricht.
    16.
    Der Text umschreibt– überspitzt– einen Aspekt von mystischem Violett. Seine an sich tatsächlich » über-sinnliche« Qualität– entstanden aus körperlichem Rot, das von spirituellem Blau durchdrungen wurde– wird ab und an leicht abgehoben umgesetzt. Insbesondere mit den blaustichigen Nuancen scheinen manche gerne mal die (rote) Bodenhaftung zu verlieren und wirken dann unter Umständen, als seien sie kein Fall für die Couch, sondern gleich für eine ganze Sofalandschaft. Die okkulte Seite von Violett kann sich aber auch in einer tatsächlich medialen oder visionären Veranlagung zeigen– in einem Wandeln zwischen den Welten–, die jedoch leicht in Introvertiertheit und auch übertriebenen Altruismus umschlagen kann.
    17.
    Durch ihren Rotanteil ist beiden Farbtönen, Pink und Magenta, eine unglaubliche Präsenz geschenkt worden. Eindimensionales Pink konzentriert sich jedoch rein auf seine Wirkung im Außen. Es gibt sich vergnügt, frivol und auch ein bisschen dreist. Zwar ist es ein aufgehelltes, kühles Rot, aber ein Pink liegt noch nah am Rot. In ihm schwingt noch die Kraft von reinem Rot mit. Yves Saint Laurent hat daher zu Elsa Schiaparellis Lieblingsfarbe, einem knalligen Pink, gesagt, es habe » die Courage von Rot«.
    Ein Magenta dagegen kümmert sich nicht nur um seine Wirkung auf sein Umfeld, sondern schlägt souverän die Brücke zwischen Innen und Außen. Durch

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