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Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund

Titel: Was fühlt mein Hund, Was denkt mein Hund Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nina Ruge , Guenther Bloch
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oftmals eine gemeine Attacke. Auf mich. Lupo nahm Anlauf, rannte auf mich zu und sprang hoch in die Luft, um mich heftig in den Ellbogen zu zwicken.
    Ich schimpfte zurück, und oft gelang es mir, ihn zu packen und auf den Boden zu werfen.
    Was er natürlich gemein fand. Oder ich habe ihn ins Haus gezerrt und ihn erst einmal ins Klo gesperrt. Irgendwann habe ich es dann mit einem kräftigen Wasserstrahl aus einer Kunststoffflasche versucht. Kaum hatte Lupo Anlauf in meine Richtung genommen, zischte ihm ein ordentlicher Strahl Wasser ins Gesicht. Das saß. Denn Lupo war zwar ein kleines Scheusal, aber ein total wasserscheues.

    Ab in die Büsche: In der Pubertät »vergessen« manche Hunde, wie sie sich benehmen sollten.
    Woher kommt diese Aggression?
    Zum Glück sind diese Zeiten lang vorbei. Im Nachhinein bin ich überzeugt, es war der Überschwang der männlichen Hormone.
    Jetzt sind sie offenbar im Gleichgewicht.
    Denn Lupo ist ein Traumtyp geworden. Aber bis es so weit war, habe ich auch viel mit ihm trainiert: Er musste immer an die Leine, wenn wir das Grundstück verließen.
    Das Gleiche galt, wenn wir zurückkamen.
    Denn in der Regel startete sein Anfall, wenn wir den Zaun passierten. Ich schlang seine Leine um einen Baum, ging weg, kam wieder und freute mich ganz arg. Seine Anfälle dagegen ignorierte ich, drehte mich einfach weg und beachtete ihn gar nicht – oder versuchte es jedenfalls. Schließlich hatte ich überall gelesen, dass diese Methode am besten wirkt, um Hunde wieder zu Verstand zu bringen. Doch was geschah?
    Lupo griff mich von hinten an. Ich versuchte also etwas anderes: Deeskalieren, freundlich, ganz leise und beschwichtigend reden, defensiv rumstehen. Doch das stachelte ihn noch weiter auf. Er kläffte wie geisteskrank und sprang wie der Teufel aus der Kiste. Es war einfach schrecklich.
    Alles eine Frage der Zeit?
    Heute ist das Ärgste überwunden. Im Alltag dominiert ganz klar die Harmonie – und im Alltag dominiere ich. Ich habe den Eindruck, dass sich Lupo in diesen »geklärten Verhältnissen« richtig wohlfühlt und die ausgefochtenen Kämpfe seinen Seelenfrieden fördern. Das Beste aber ist, dass er mir meine Korrekturen nicht übel genommen hat.
    Wahrscheinlich ist es einfach so, dass junge Hunde sich erst einmal selbst finden müssen und dazu auch eine gewisse Anti-Haltung nötig ist. Und wenn die Phase überwunden ist, läuft alles wieder glatt.
    GÜNTHER BLOCH: Protestieren und Rebellieren ist seit jeher das Privileg der Jugend; diese Weisheit gilt für Hund und Mensch.
    Wie unsere Kinder testen junge Hunde vor allem in den Teenagerjahren, dieser entscheidenden Entwicklungsphase, permanent ihre Grenzen. Sie wollen wissen, wo sie stehen, wo genau ihr Platz innerhalb einer sozialen Gruppe ist. Doch wir vergessen im Umgang mit den altersbedingt so typischen kindlichen Trotzphasen bisweilen, auf unser Bauchgefühl zu vertrauen. Wir grübeln und denken zu viel. Machen aus jeder Mücke einen Elefanten. Und handeln viel zu selten einfach instinktiv. Das ist unser Kernproblem.
    Denken Sie in diesem Zusammenhang nur einmal daran, wie hysterisch viele Menschen reagieren, wenn sie sehen, wie zwei Hunde »aggressiv« kommunizieren. Kaniden brummen, knurren und zeigen ihre Zähne, um sich artgemäß zu unterhalten. Was Leuten wie mir eine traumhafte Gelegenheit bietet, Hunde besser verstehen zu lernen, treibt dem gemeinen Hundehalter Schweißperlen auf die Stirn. Kanideneltern dagegen handeln stets intuitiv und greifen sofort ein. Sie vermeiden dabei keine Konflikte und regeln, was es zu regeln gibt. Sie überlegen nicht lange, sondern verfügen vielmehr über die besondere Gabe, spontan und angemessen auf die Konfliktsituation zu reagieren.

    Erziehung ist kein Kinderspiel
    Ach, wäre es schön, wenn alles stets harmonisch abliefe. Wenn wir unsere Ziele ausnahmslos über Nettigkeiten beziehungsweise dadurch erreichen könnten, dass wir Fehlverhalten einfach ignorieren. Doch die Realität sieht anders aus. Das musste auch ich als ehemaliger Hippie erst schmerzlich lernen. Menschen verhalten sich eben nicht alle kooperativ beziehungsweise empathisch.
    Warum soll also das, was bei Kindern nicht funktioniert, ausgerechnet bei Hunden klappen? Wo sich doch gerade Kaniden sehr konsequent und ausdauernd verhalten – ganz im Gegenteil zu uns Menschen.
    Auf den Punkt gebracht: Erziehung ist anstrengend, zeitraubend, mit gelegentlichen Rückschlägen und Auseinandersetzungen verbunden. Das sind wohl

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