Was fuer eine Nacht Cowboy
er schließlich hervor. “Ich gehe.” Er bückte sich dem Sattel und der Tasche und wollte an ihr vorbeigehen. Doch sie stand so verlockend nah, er konnte nicht anders, als sich zu ihr hinunterzubeugen und ihr einen Kuss auf den Mund zu geben. Und auf der en Stufe wandte er sich noch einmal um. “Ich rufe dich an.”
„Nein.“
„Ich rufe dich an“, wiederholte er nachdrücklich.
Aber fast hätte er das nicht getan.
„Lass es sein!” riet Taggart ihm. “Das tut nicht gut. Sie soll doch nicht auf dich warten, oder?”
Eigentlich wünschte Noah sich das. Aber das wäre egoistisch gewesen.
Trotzdem wachte er mehrere Nächte hintereinander auf, nachdem er sie verlassen hatte, und sehnte sich nach ihr. Er vermisste ihr Lachen, ihr Flirten, ihre Zärtlichkeit. Überall, wo er hinkam, wartete er einem Mädchen mit ihrem lieben, warmherzigen Wesen zu begegnen, aber keine war wie Tess. Und Tess war die einzige, nach der er sich sehnte, an die er nachts dachte, wenn er wach lag.
Taggart hatte recht. Was konnte er ihr bieten außer mal einem en Besuch, wenn er zufällig in der Gegend war? Es hatte wirklich keinen Sinn, darüber nachzudenken. Schließlich rief er sie im September an, um ihr das zu sagen.
„Noah?” fragte sie, als er sich meldete. “Oh, Noah!“
Sie freute sich so riesig über seinen Anruf, dass er sich wie ein Schuft vorkam, so lange damit gewartet zu haben. “Hallo, Tess. ” Er bemühte sich um einen fröhlichen Ton.
“Bist du in der Stadt?”
“Nein, in Kalifornien. Ich bin weit herumgekommen. Du weißt, wie das ist.”
“Ich schätze schon”, erwiderte sie. “Wann kommst du denn?”
Er holte tief Luft. “Ich komme nicht.“
“Nicht? Überhaupt nicht?” Plötzlich klang sie atemlos, und die Begeisterung, mit der sie ihn eben noch begrüßt hatte, war verflogen.
Verzweifelt wünschte er sich, er könnte sie wieder wecken. Doch er wagte es nicht. “Nein, überhaupt nicht”, sagte er bestimmt. “Ich wollte … nicht, dass du dir Gedanken machst, wie es mir geht.” Er stockte.
“Und weil ich versprochen hatte, ich rufe an. Deshalb.”
Schweigen herrschte in der Leitung. “Ja, danke”, antwortete sie schließlich, nach so einer langen Pause, dass er schon glaubte, sie hätte längst aufgelegt.
Jetzt klang sie sehr höflich, sehr distanziert.
“Es war nett von dir, dich zu melden.”
Nett? Wohl kaum. Er wünschte, ihm würde noch etwas einfallen, was er ihr sagen konnte, damit sie wusste, dass es nur zu ihrem Besten war. Sie hatte einen besseren Mann verdient, als er ihr einer sein konnte. Doch ein solches Geständnis wollte sie bestimmt nicht hören.
“Geht es dir gut?” fragte er zum Schluss.
„Ja, danke.”
“Prima.” Er zögerte. “Ich … muss jetzt los. Mal sehen, ich werde… Er hielt inne. “Nein, werde ich nicht.”
Und er hatte es auch nicht getan.
“Er hat nach dir gefragt”, berichtete Nita Tess zwei Tage später, als sie nach ihrem freien Tag zur Arbeit kam.
Tess antwortete ihr nicht sofort. Sie hängte ihren Mantel auf und schüttelte den Schnee aus ihrem Haar. Dabei bemühte sie sich, nach außen hin gleichgültig zu bleiben, obwohl sie das schon seit fünf Tagen nicht mehr war. Sie hatte auf ihren freien Tag gewartet und gehofft, er würde reichen, damit sie ihr inneres Gleichgewicht wiederfand. Das war jedoch nicht der Fall. Schrecklich, dass Noah Tanner sie immer noch so aus der Fassung bringen konnte. “Wer hat nach mir gefragt?” erkundigte sie sich, obwohl sie sicher war, es zu wissen.
“Der dunkelhaarige Cowboy mit den phantastischen blauen Augen. Er sieht besser aus als Derek, muss ich schon sagen. Aber das ist dir bestimmt auch aufgefallen.”
“Kann ich nicht sagen”, log Tess. “Wie geht es Mrs. Forrest heut morgen?”
“Mrs. Forrest ist gestern entlassen worden. Hier, das Frühstück ist gerade fertig. Warum verteilst du es nicht schon mal und schaust bei der Gelegenheit etwas tiefer in die blauen Augen?” schlug Nita zwinkernd vor.
Tess murmelte etwas Unverständliches vor sich hin und schnappte sich den Wagen mit den Tabletts. In Noah Tanners Augen hatte sie bereits tief genug geschaut. Sie hoffte nur, dass er sie zugemacht hatte und schlief.
Aber das war nicht der Fall.
“Hallo, Sonnenschein.” Er lag noch flach, aber er lächelte, als er sie sah.
„Hallo, Noah.” Sie stellte ihm das Tablett auf den Tisch.
„Ich dachte schon, du würdest mir aus dem Weg gehen, aber Nita sagte mir, du hättest deinen
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