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Was geschah mit Angelika H.

Was geschah mit Angelika H.

Titel: Was geschah mit Angelika H. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Ziegler
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Astralebene geknipst worden. Hat mich ein halbes Vermögen und fünf Jahre meines Lebens gekostet, aber die Liebe ist jedes Opfer wert, stimmt’s?«
    Ma Vadenta betrachtete mit kindlichem Staunen das Bild. »Na, so was! Also, ich habe schon eine Menge Astralfotos gesehen, aber keins war so scharf wie das! Und wenn das hier nicht Ma Purana ist … Oh, großer Buddha, wie aufregend! Weißt du, was das bedeutet? Das bedeutet, daß sich dein Karma erfüllt, und zwar mit meiner Hilfe! In alle Ewigkeit werden unsere Lebensfäden miteinander verknüpft sein!«
    »Das ist ja wirklich super«, sagte Markesch ohne rechten Schwung. »Sie nennt sich jetzt also Ma Purana? Und wo kann ich sie finden?«
    Das Pummelchen zuckte die Schultern. »Keine Ahnung. Ich hab’ sie schon seit Wochen nicht mehr gesehen. Ich kenne sie auch nur flüchtig – wir haben mal zusammen in der Frauengruppe menstruiert, das ist alles. Aber du könntest im Restaurant Löwenzahn nach ihr fragen. Am besten wendest du dich an Bikshu Arupa; der mixt dort die Gemüsesäfte. Ich glaube, er war mit Ma Purana befreundet. Er …«
    Sie brach ab. Ihre Augen wurden groß.
    »Ich faß es nicht! Was für ein starkes Karma! Da ist er ja! Bikshu Arupa – an der Coktailbar!«
    Er folgte ihren Blicken. Ein schlaksiger, dunkelhaariger Sanyit mit Nickelbrille und hohlwangigem Gesicht lehnte an der Cocktailbar und redete mit der rotgelockten Hexe. Als Markesch sich aufrichtete, deutete sie aufgeregt in seine Richtung, und er fuhr sichtlich erschrocken herum. Sein Sanyitlächeln erstarrte zu einer Grimasse, als hätte er nicht einen harmlosen Privatschnüffler, sondern den Gottseibeiuns persönlich erspäht. Im nächsten Moment floh er Richtung Ausgang und tauchte in der Menge unter. Markesch zögerte nicht länger und rannte los, pflügte quer über die Tanzfläche, daß die Tänzer wie Wassertropfen vor dem Bug eines Schnellboots zur Seite spritzten, und ließ eine Heckwelle wütender Gesichter hinter sich zurück. Zum Glück war die Musik zu laut, als daß er die Drohungen, Schimpfwörter und Beleidigungen verstehen konnte, die ihm nachgebrüllt wurden.
    Dann stürmte er durch den Ausgang und hinaus in die frostige Nacht. Die beiden blonden, blauäugigen und leicht beschränkten Teenager flanierten noch immer vor dem Krishna auf und ab und lästerten über Gott und die Welt, doch von Bikshu Arupa gab es keine Spur.
    Es war, als hätte er sich vollständig in Erleuchtung aufgelöst.
    »Mistkerl!« fluchte Markesch, hörbar nach Luft schnappend.
    Die beiden Teenager warfen ihm besorgte Blicke zu.
    »Ey, Tina, ruf den Notarztwagen! Der Gruftie nibbelt ab!«
    »Nö, Eva, da hilft kein Notarzt mehr, da hilft nur noch der Totengräber – und selbst das ist fraglich.«
    Sie gackerten los. Einen Moment lang war Markesch versucht, die beiden unverschämten Gören zu packen und das ABC des guten Benehmens in sie hineinzuprügeln, doch dann siegte die sanftmütige Hälfte seiner Seele, und er beschränkte sich auf ein Dutzend wüster Morddrohungen, die sie Hals über Kopf davonstöckeln ließen.
    Zufrieden schob er die Hände in die Taschen und machte sich auf den Rückweg zu seinem Auto. Der Wind war stärker geworden und schlug ihm wie mit schwammigen Fäusten ins Gesicht. Von den Dächern heulte es wütend herab, wie das Hornsignal zur Wilden Jagd. Er spähte zum schwarzbewölkten Himmel hinauf, der so schwer und tief über der Stadt lastete, als wollte er ganz Köln unter sich begraben. Der Himmel sah nach Aufruhr aus, nach Gewalt, Zerstörung und Mord.
    Er hoffte nur, daß es kein Omen war.
    Und wenn doch, dann nicht für ihn, sondern für Bikshu Arupa, dem Gemüsesaftmixer vom Restaurant Löwenzahn, der nichts mehr zu fürchten schien als die Frage nach dem Verbleib von Ma Purana alias Angelika Hilling.

 
3
     
    Die ganze Nacht hatte der Sturm wie ein rasendes Tier vor Markeschs Schlafzimmerfenster gebrüllt und geheult und ihn immer wieder aus dem Schlaf geschreckt, und als er am Morgen erwachte, fühlte er sich so alt und krank, wie er wahrscheinlich niemals werden würde.
    Er bekämpfte seinen Kater mit der üblichen Mischung aus Schmerztabletten und Überlebenswillen und verzichtete in weiser Voraussicht darauf, sich vor dem Spiegel zu rasieren. Wie schon so oft entschloß er sich, dem Scotch für immer zu entsagen, nur noch Säfte zu trinken und Gesundheitsschuhe zu tragen, doch als die Schmerztabletten zu wirken begannen und sein Kopf wieder klar wurde, vergaß er

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