Was geschah mit Mara Dyer?: Roman (German Edition)
Wagen und ich drehte und wendete seine Worte im Kopf, während wir die Stufen des Gerichts hinaufliefen.
Es gab andere Möglichkeiten, das Problem zu lösen, hatte Noah gesagt. Aber ich wusste, dass sie nicht funktionieren würden.
58
A lswir die breiten Glastüren erreichten, war ich völlig außer Atem. Nachdem Noah überprüft worden war, leerte ich den Inhalt meiner Taschen in die kleine Plastikwanne und streckte die Arme aus, damit der Sicherheitsbeamte mich mit dem Metalldetektor absuchen konnte.
Angespannt wippte ich auf den Fußballen hin und her.
Unsere Schritte hallten durch die riesige Eingangshalle, meine folgten unmittelbar auf Noahs, und ich wandte im Gehen den Kopf von einer Seite zur anderen und las die Zimmernummern ab. Vor Raum 213 blieb Noah stehen.
Ich wischte mir mit dem Ärmel den Schweiß vom Gesicht. »Und jetzt?«
Noah querte zu einem Gang hinüber und nahm die erste Tür links. Ich hielt mich im Hintergrund, während er mit einem jungen Typen sprach, der am Empfangstisch saß. Ich konnte nicht hören, was er sagte, versuchte aber, in seinem Gesicht zu lesen. Es verriet mir gar nichts.
Als er fertig war, kam Noah zurück und begann in die gleiche Richtung zurückzugehen, aus der wir gekommen waren. Er sprach kein Wort, bis wir wieder draußen waren, zurück auf der Treppe vor dem Gerichtsgebäude.
»Was ist passiert?«, fragte ich ihn.
»Die Jury ist seit zwei Stunden draußen.«
MeineFüße verwandelten sich in Stein. Ich konnte mich nicht bewegen.
»Es ist noch nicht zu spät«, sagte Noah leise. »Vielleicht beschließen sie, ihn zu verurteilen. Himmel, Florida ist ein Staat, in dem sie die Todesstrafe anwenden. Vielleicht hast du ja Glück.«
Sein Ton machte mich wütend. »Er hat meinem Bruder aufgelauert, Noah. Meiner Familie.«
Noah legte mir die Hände auf die Schultern und zwang mich, ihn anzusehen. »Ich beschütze ihn«, sagte er. Ich wollte mich wegdrehen. »Sieh mich an, Mara. Ich finde einen Weg.«
Ich wollte ihm glauben. Seine Zuversicht war unerschütterlich und ansteckend. Aber Noah war sich immer sicher. Und manchmal lag er damit falsch. Das konnte ich mir in diesem Fall nicht leisten.
»Du kannst Joseph nicht beschützen, Noah. Das hier ist nichts, was du in Ordnung bringen kannst.«
Noah wollte etwas erwidern, aber ich schnitt ihm das Wort ab. »Ich habe mich so verloren gefühlt, seit Rachel tot ist. Ich habe wirklich versucht, das Richtige zu tun. Bei Mabel und bei Morales – ich wollte alles richtig machen. Ich habe die Tierschutzbehörde angerufen und mich an den Direktor gewandt. Aber nichts hat funktioniert, bis ich es auf meine Weise getan habe«, sagte ich und spürte, wie die Worte etwas in mir entfachten. »Bei allem, was passiert ist, ging es von Anfang an um mich. Darum, zu verstehen, wer ich bin und was ich zu tun habe. Und das hier ist es. Ich muss es tun.«
Noah senkte den Kopf und sah mir direkt in die Augen.
»Nein,Mara. Ich will auch wissen, warum das mit uns geschieht. Aber damit kommen wir nicht weiter.«
Ich sah ihn ungläubig an. »Für dich spielt es keine Rolle, verstehst du das denn nicht? Gut, du kriegst Kopfschmerzen und siehst verletzte Menschen. Aber was passiert, wenn du den Grund dafür nie herausfindest? Gar nichts«, sagte ich mit kippender Stimme.
Noahs Blick wurde stumpf. »Ist dir klar, was die Tatsache, dass wir Joseph helfen konnten, zu bedeuten hat?«
Ich schwieg.
»Es bedeutet, dass die beiden anderen, die ich gesehen habe, echt waren. Dass ich ihnen nicht geholfen habe und sie gestorben sind.«
Ich schluckte und versuchte, mich zu sammeln. »Das ist nicht das Gleiche.«
»Nicht? Warum nicht?«
»Weil du es jetzt weißt. Und weil du jetzt die Wahl hast. Ich aber nicht. Solange ich es nicht kanalisieren – und, sagen wir, zu einem bestimmten Zweck einsetzen – kann, wird alles nur noch schlimmer werden. Ich mache alles nur schlimmer.« Eine heiße Träne lief mir über die Wange. Ich schloss die Augen und spürte Noahs Finger auf meiner Haut.
» Mich machst du besser.«
Seine Worte zerrissen mir das Herz. Ich starrte in Noahs perfektes Gesicht und versuchte zu sehen, was er sah. Ich versuchte, uns zu sehen, nicht jeden für sich – den schönen, arroganten und wagemutigen Draufgänger und das wütende, gebrochene Mädchen –, sondern wer und was wir zusammen waren. Ich versuchte, die Erinnerung heraufzubeschwören, wie ich an unserem Küchentisch seine Hand gehalten und zum ersten Mal seit unserem
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