Was geschah tatsächlich in Peru?: Die Chroniken des Magnus Bane (01) (German Edition)
der untergehenden Sonne.
»Nun, da das erledigt ist, möchte ich euch etwas vorschlagen. Jahrelang habe ich euch um all die Abenteuer beneidet, die ihr beiden in Peru erlebt habt. Was meint ihr: Sollen wir noch eine Weile hierbleiben?«
»Auf jeden Fall!«, rief Magnus.
Catarina klatschte begeistert in die Hände.
Ragnor blickte finster drein. »Auf gar keinen Fall.«
»Nur keine Sorge, Ragnor«, sagte Magnus leichthin. »Ich bin mir ziemlich sicher, dass niemand mehr am Leben ist, der sich an das Missverständnis mit den Piraten erinnern könnte. Und die Affen sind definitiv nicht mehr hinter mir her. Unter uns, du weißt ja, was das bedeutet.«
»Ich habe keine Lust darauf und ich werde nicht den geringsten Spaß haben«, beharrte Ragnor. »Ich würde auf der Stelle verschwinden, wenn es nicht so grausam wäre, eine Lady in einem fremden Land nur in Begleitung eines Verrückten zurückzulassen.«
»Ich bin so froh, dass wir uns einig sind«, schloss Catarina die Diskussion ab.
»Wir werden ein famoses Triumvirat abgeben«, verkündete Magnus voller Vorfreude. »Das bedeutet: dreifache Abenteuer.«
Später erfuhren sie, dass sie wegen der Schändung eines Tempels landesweit als Verbrecher gesucht wurden. Nichtsdestotrotz stellte auch dies weder den Grund für Magnus’ Verbannung aus Peru dar, noch war es das Jahr, in dem sie ausgesprochen wurde.
1890
Es war ein wunderschöner Tag in Puno. Der See vor dem Fenster lag da wie ein blauer Spiegel und die Sonne strahlte mit solch blendender Kraft, dass es schien, als hätte sie das Azurblau und die Wolken vom Himmel gebrannt, bis nur noch ein weißes Flimmern übrig geblieben war. Von der klaren Andenluft getragen, war Magnus’ Melodie weit über den Titicaca-See und durch das ganze Haus zu hören.
Magnus zog gerade seine Kreise unter dem Fensterbrett, als die Fensterläden vor Ragnors Schlafzimmer krachend aufklappten.
»Was – was – was machst du da?«, wollte Ragnor wissen.
»Ich bin fast sechshundert Jahre alt«, antwortete Magnus.
Ragnor ließ ein deutliches Schnauben vernehmen, denn Magnus änderte sein Alter je nach Belieben, und das beinahe wöchentlich.
Magnus redete unbeirrt weiter. »Die Zeit ist reif, dass ich endlich ein Instrument lerne.« Er wedelte mit seiner neuesten Errungenschaft, bei der es sich um ein kleines Saiteninstrument handelte, das wie der entfernte Cousin einer Laute aussah – wobei sich die Laute ganz sicher schämte, mit so etwas verwandt zu sein. »Das hier ist ein
charango.
Ich gedenke, ein
charanguero
zu werden.«
»Ich würde es ja nicht direkt als Musikinstrument bezeichnen«, warf Ragnor säuerlich ein. »Folterinstrument trifft es da schon eher.«
Magnus wiegte das
charango
in seinen Armen, als sei es ein Baby, das von Ragnors Worten zutiefst getroffen war. »Das ist ein wunderschönes und einzigartiges Instrument! Der Klangkörper ist ein Gürteltier. Nun ja, ein getrockneter Gürteltierpanzer.«
»Das erklärt die Töne, die du damit hervorbringst«, bemerkte Ragnor. »Klingt wie ein verirrtes, hungriges Gürteltier.«
»Du bist doch nur neidisch«, antwortete Magnus gelassen. »Weil du keine wahrhaftige Künstlerseele in dir trägst, wie ich es tue.«
»Oh ja, ich bin praktisch grün vor Neid«, blaffte Ragnor.
»Komm schon, Ragnor. Das ist nicht fair«, entgegnete Magnus. »Du weißt, wie sehr ich es liebe, wenn du Witze über deine Hautfarbe machst.«
Magnus ließ sich von Ragnors harschem Urteil nicht aus der Ruhe bringen. Er musterte seinen Hexenmeisterfreund mit einem herablassenden Blick von ausgesuchter Gleichgültigkeit, hob das
charango
und begann von Neuem, sein wunderschönes widerborstiges Lied zu spielen.
Aus dem Hausinneren war das dumpfe Stakkato rennender Füße zu hören, begleitet vom Klang raschelnder Röcke, dann kam Catarina in den Innenhof gestürmt. Ihr Haar fiel offen über ihre Schultern, in ihrem Gesicht stand ein Ausdruck größter Besorgnis.
»Magnus, Ragnor, hier hat gerade eine Katze ganz fürchterlich geschrien«, rief sie. »So, wie das klang, muss es dem armen Wesen wirklich schlecht gehen. Ihr müsst mir suchen helfen!«
Ragnor brach unter hysterischem Gelächter auf der Fensterbank zusammen. Magnus starrte Catarina eine Weile an, bis er ihre Mundwinkel zucken sah.
»Ihr habt euch gegen mich und meine Kunst verschworen«, klagte er. »Ihr seid eine Bande von Verrätern.«
Er setzte wieder seinen Bogen an. Catarina legte ihm eine Hand auf den Arm, um ihn
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