Was ich dir noch sagen muss
künstliche Befruchtung stattgefunden hatte. Das wäre dann sozusagen der „Beweis“ dafür, dass sie ihren Mann erpresst hatte.
Besagter Brief wird sechs Monate, nachdem Du Dominic geheiratet hast, zerstört werden. Betrachte dies als mein Vermächtnis an Euch alle.
Natürlich könnte sie gegen Dominic ankämpfen, aber was für eine Chance hatte sie als adoptiertes Kind einer einkommensschwachen Familie gegen eine wohlhabende, einflussreiche Sippe wie die Roths? Ihre Schwiegereltern würden sie nur noch mehr ablehnen, wenn die sogenannte „Wahrheit“ ans Licht käme. Sie würden sich an ihr rächen wollen.
Also würde sie eben Dominic heiraten.
Sie wollte nicht, dass er irgendetwas erfuhr, was er im Gericht gegen sie verwenden konnte.
Nein, sie würde es ganz sicher nicht zulassen, dass man sie als Ehefrau und Mutter für ungeeignet hinstellte.
Was ihre Tochter betraf, würde sie auf keinen Fall ein Risiko eingehen.
2. KAPITEL
Die Hochzeit fand ein paar Tage später in Dominics Büro statt. Die Trauung war wohl eine der schnellsten, die es je gegeben hat. Selbst die hastige Zeremonie damals mit Liam hatte länger gedauert.
Cassandra hatte auch gar nichts anderes gewollt. Dominic hatte sich zwischen zwei Terminen etwas Zeit genommen, und das genügte. Es war schließlich keine Liebesheirat, das hatte der flüchtige Kuss auf ihren Mundwinkel, der die Ehe besiegeln sollte, gezeigt.
„Ich bin froh, dass du für die Hochzeit angemessen gekleidet bist“, meinte er sarkastisch, während seine Assistentin Janice den Standesbeamten zur Tür begleitete.
Cassandra berührte vorsichtig die mit Edelsteinen verzierte Haarspange in ihrem Zopf. Ihr gefiel das kurze schwarze Satinkleid mit dem schicken Bolerojäckchen darüber. „Ich bin schließlich Witwe, vergiss das nicht.“
„Nicht mehr.“
Sie zuckte innerlich zusammen. „Dann trage ich bei meiner nächsten Hochzeit eben Grau.“
„Es wird kein nächstes Mal geben!“, fuhr er sie an.
Sie hielt seinem Blick lange Zeit stand und wandte sich dann dem Trauzeugen zu, Dominics Bruder Adam, der gerade eine Flasche Champagner öffnete. Oh Gott, sie hatte gar keine Lust, auf diese Hochzeit anzustoßen! Es gab absolut nichts zu feiern, die Heirat war eine reine Farce.
Deshalb hatte sie weder Nicole mitgebracht noch ihrer Schwester Bescheid gegeben; Dominic hatte auch nicht darauf bestanden.
Gott sei Dank waren seine Eltern noch immer mit dem Segelboot unterwegs. Bis zu ihrer Rückkehr durfte niemand etwas verraten. Cassandra hatte es Liam zu verdanken, dass ihre Schwiegereltern sie nicht besonders mochten. Sie selbst hatte eigentlich nichts gegen sie, im Gegenteil.
„Nebenbei bemerkt siehst du in Schwarz wunderschön aus“, raunte Dominic ihr im Vorbeigehen plötzlich ins Ohr.
Sie spürte, wie ihr bei diesen Worten heiß wurde. Cassandra schaute ihm nach. In seinem dunklen Anzug sah er kraftvoll und begehrenswert aus. Es war das erste Mal, dass er etwas Persönliches zu ihr sagte, und es beunruhigte sie sehr, dass dies ihre Sinne so durcheinanderbrachte. Wieder einmal konnte sie nicht leugnen, dass zwischen ihnen schon immer eine gewisse Spannung geherrscht hatte.
Bis heute.
In diesem Moment knallte der Champagnerkorken.
„Bitte schön, Cassandra“, Janice hielt ihr ein Glas entgegen. „Ein Gläschen Champagner für die Braut.“
Cassandra zwang sich zu einem Lächeln. „Danke.“
Janice drehte sich zu den Männern um. „Jetzt, wo wir alle Gläser haben, möchte ich einen Toast aussprechen. Auf Cassandra und Dominic.“
Alle zögerten einen Augenblick.
Dann hob auch Adam sein Glas. „Auf Cassandra und Dominic!“
Cassandra betrachtete ihren Schwager. Adam war zu jung, um Witwer zu sein, und sie vermutete, dass er wohl deshalb so viel durch Australien reiste, von einer Filiale zur anderen, um sich um alles zu kümmern. Cassandra kannte Adam nicht sehr gut, sie wusste nur, dass noch vor ihrer Hochzeit mit Liam seine Frau gestorben war. Adam hatte sich gegenüber Cassandra immer distanziert verhalten.
Er war Dominic in vielerlei Hinsicht ähnlich. Gut aussehend. Selbstbewusst. Und er besaß den gleichen Sexappeal.
„Danke euch beiden“, erwiderte Dominic und riss damit Cassandra aus ihren Gedanken. Er sah sie herausfordernd an und hob sein Glas. „Auf uns“, prostete er ihr zu.
„Auf uns“, antwortete sie und musterte ihn kühl.
„Sie werden jetzt wohl Ihre Adresse ändern müssen, Cassandra“, bemerkte Janice und sah zu ihrem Chef
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