Was Katzen wirklich wollen
Städten, Geschöpfe ohne Seltenheitswert und daher ohne große Wertschätzung, in Hinterhöfen und Straßenecken zu einer Leidensexistenz verurteilt, die geprägt ist von Krankheiten, von verächtlichen Fußtritten und dem Unrat der Menschen.
So ist und bleibt die Katze ein vielumstrittenes Haustier: von ihren Feinden verdammt als falsches, kratziges Luder, als gieriger Mörder unserer gesamten Singvogelwelt, als Faunenverfälschung und abgefeimter Jagdschädling, als Krankheitsüberträger und Entweiher gepflegter Gärten, von den Katzennarren hingegen bis zum Überdruss, nicht selten gar bis zur Gesundheitsschädigung verzärtelt, vermenschlicht und umsorgt. Die Schwelle von vernünftiger Einschätzung zur Verachtung einerseits und zur Vernarrtheit andererseits wird meist dort überschritten, wo aufgrund ungesunder Wohndichte und ständiger Zwangsgemeinschaft die Extreme blühen: in der Großstadt.
Noch Anfang des 20. Jahrhunderts glaubte man, dass dreifarbige »Glückskatzen« Unglück fernhalten, Menschen vor Fieber und Häuser vor Feuer schützen.
Wenn der Aberglaube Blüten treibt
Es gibt leider auch heute noch Menschen, die gegenüber Katzen in allerlei abergläubischen Auffassungen befangen sind, so zum Beispiel, dass sie Unglück brächten oder unrein seien und allerlei Krankheiten ins Haus schleppten. Wer im gleichen Haus mit solchen Leuten wohnt, sollte gar nicht erst versuchen, ihnen zu erklären, Katzen brächten, wenn irgendetwas, dann Glück und Zufriedenheit ins Haus, oder Katzen seien, wenn sie ordentlich gehalten werden, überaus sauber und übertrügen weniger Krankheiten als andere Haustiere.
Dies ist deshalb sinnlos, weil Menschen mit abergläubischen Vorurteilen Vernunftgründen nicht zugänglich sind und sein wollen. Sonst hätten sie derartige Ansichten, die so leicht durch den Augenschein zu widerlegen sind, schon mit den Kinderschuhen abgelegt. Man muss ihnen also anders beizukommen versuchen. Am besten wird man es vielleicht mit jener Geduld und sanften Liebenswürdigkeit, für welche die Katzen uns Menschen Vorbild sein sollten, in einigen Fällen zuwege bringen, dass sich solche Mitmenschen doch mit der Anwesenheit des kleinen Haustigers abfinden – und schließlich sogar Gefallen an ihm finden.
Dass schwarze Katzen Unglück bringen, glauben hierzulande immer noch einige abergläubische Menschen. In England gehören sie dagegen zu den Glücksbringern.
Konkurrenz aus den Reihen der Katzen
Die Falbkatze ist übrigens nicht die einzige Felidenart, die im Kontakt mit Menschen lebte. Auch der Gepard hat bereits eine sehr lange Verbindung mit uns Menschen. Schon vor etwa 2500 Jahren setzte man Geparden als Jagdhilfe ein. Der älteste Nachweis stammt von einer Silbervase aus einem skythischen Grab im Kaukasus, in die ein Gepard eingraviert ist, der ein Halsband trägt.
Leider ist das Alter der Vase nicht sehr genau bestimmbar (700 – 300 v. Chr.). Möglicherweise ist die Verbindung zwischen Geparden und Menschen aber noch viel älter.
Abbildungen einer Dionys-Prozession (um etwa 300 v. Chr.) zeigen einen Geparden, der an der Leine mitgeführt wird. Der Großmogul Akbar soll 3000 Geparden für seine Antilopenjagden gehalten haben.
Geparden lassen sich vergleichsweise leicht und zuverlässig zähmen. Wegen ihrer besonderen und sehr erfolgreichen Jagdmethode und ihrer geringen Neigung, ihre Beute zu verteidigen, wurden sie als nützlicher Jagdbegleiter hochgeschätzt.
Ihre Schönheit, ihr sanftmütiger und anhänglicher, jedoch niemals aufdringlicher Charakter könnten sie auch zu einem überaus liebenswerten Hausgenossen – freilich mit großem Platzbedarf – machen. Nur: Geparden pflanzen sich in Gefangenschaft fast nie fort. Selbst heute gelingt es weltweit nur vereinzelten Institutionen, eine erfolgreiche Gepardenzucht auf die Beine zu stellen, wobei die Wahl des Partners auf jeden Fall den Tieren überlassen bleiben muss – sonst geht gar nichts. An eine Zuchtwahl ist unter solchen Umständen natürlich kaum zu denken, und dies steht einer Domestikation grundsätzlich im Wege.
Auch die Versuche, den im Vogelfang überaus geschickten Karakal als Jagdhelfer einzusetzen, waren zum Scheitern verurteilt. Zwar werden diese Tiere bei Handaufzucht zu liebenswerten, wenn auch etwas anstrengenden Hausgenossen, doch verschwinden fast alle auf Nimmerwiedersehen, wenn sie in das Alter kommen, in dem sie sich unter natürlichen Umständen ein eigenes Revier suchen müssten. Selbst
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