Was liest der Hund am Laternenpfahl
auch, da sie gezwungen sind, sich an die vorgegebene Nahrungssituation, die sehr schwankend sein kann, anzupassen. Forscher beobachteten ein Rudel von 15 oder 16 Wölfen, das im Verlauf von wenigen Stunden ein erwachsenes Elchweibchen auffraß, was pro Schnauze eine Menge von 9kg ausmacht. Ein anderes Forscherteam berichtet davon, dass ein siebenköpfiges Wolfsrudel innerhalb von 24 Stunden etwa drei Viertel eines erwachsenen Virginiahirsches sowie einen kleinen Hirsch vertilgte. Durchschnittlich kam so jedes Rudelmitglied auf beeindruckende 12,5kg Fleisch. Ein neugeborenes Zicklein nun wiegt je nach Rasse und Wurfgröße zwischen 2,5 und 5kg, womit die Unschuld des Wolfes in diesem Fall zunächst einmal bewiesen wäre, denn ein Wolf, der Fleischmengen von 17,5–35kg auf einmal restlos verputzen kann, wurde zumindest bislang noch nicht beobachtet. Die Zahl Sieben hat in Märchen, Volksbrauchtum und Mythologie von alters her und durch alle Epochen und Kulturen eine rein symbolische Bedeutung, der man sich auch im Fall der Sieben Geißlein bedient hat.
Gibt es auch Geschichten, in denen der Wolf der
gute
ist?
Die Selbstverständlichkeit, mit der der Wolf in vielen Sagen, Märchen und Mythen als Sündenbock herhalten muss, ist mitunter erschütternd. Sie wirft jedoch ein sehr einseitiges Bild auf die erzählerische Darstellung des Wolfes, der keineswegs in allen Kulturen und zu allen Zeiten eine solch einseitige Bewertung erfuhr. Einer der berühmtesten Gegenentwürfe zum bösen, gefräßigen und zuweilen auch tölpelhaften Wolf begegnet uns in der mythischen Gründungssage desRömischen Reiches, das immerhin eines der bedeutendsten und größten Reiche aller Zeiten war. Wäre das Bild des Wolfes zur Enstehungszeit dieser Sage nicht ein ehrenhaftes gewesen, hätte man es nie und nimmer einer Wölfin überlassen, Romulus und Remus, die sagenhaften Gründer Roms, zu säugen. Es gibt eine weitere Vielzahl von Sagen, in denen der Wolf sozusagen zum Schöpfungsvater von Stämmen oder ganzer Völker gemacht wird. Wir finden sie unter anderem bei den Mongolen und bei einigen nordamerikanischen Indianerstämmen. Am Anfang dieser Erzählungen steht häufig die Verpaarung des Wolfes mit einer Menschenfrau. Auch die Vorstellung vom ersten Menschen, der ein Wolf war, kommt vor. Man kann sicherlich davon ausgehen, dass diese Kulturen dem Wolf, wahrscheinlich wegen seiner außerordentlichen Fähigkeiten bei der Jagd, große Achtung entgegenbrachten. Anders ist die Entstehung von Herkunftslegenden, die den Wolf sogar zum Stammvater der Menschheit erheben, nicht zu erklären. In der Märchen- und Sagenweltder osteuropäischen Völker finden wir weitere Fälle eines positiven Wolfsbildes. Sie erzählen von der unverbrüchlichen Liebe einer Prinzessin zu einem Wolfsmann, von Zaren, die von Wölfinnen genährt wurden und daher ihre Kräfte besitzen. Sogenannte Wolfsgattenmärchen, Märchen also, in denen sich in der Gestalt des Wolfes der zukünftige geliebte Ehegatte verbirgt, kennt man auch in Dänemark und bei den Wallonen.
Warum steckt der Wolf in so vielen
namen
?
Kaum ein Tier ist in der Welt der Namen so omnipräsent wie der Wolf: Wolfenbüttel, Wolfsborn, Wolfshagen; Wolfgang, Wolfram, (W-)Ulf. In deutschen Telefonbüchern wurden sage und schreibe über 55.000 Einträge für Wolf/Wolff und um die 9.000 Einträge für Wulf/Wulff ermittelt. Die Zahl der Städte- und Gemeindenamen, die den Wolf enthalten, soll bei etwa 200 liegen. Wie ist diese schleichende Unterwanderung zu erklären? Im Falle der Ortsbezeichnungen kann man – insbesondere bei alten Ansiedelungen – die frühe Existenz des Wolfes im deutschen Sprachraum ablesen. Häufig wurden Ortschaften nach Begebenheiten benannt, die an diesen Stellen angeblich oder tatsächlich stattgefunden hatten. Andere Ortsnamen allerdings entstanden aus Personennamen, so bezieht sich Wolfenbüttel auf eine Person namens Wolfher – doch wie wiederum sind diese zu erklären? Die Herkunftsgeschichte der Ruf- und Nachnamen, die den Wolf zum Paten haben, ist eine spannende Sache. Zunächst muss man wissen, dass die Geschichte unserer Nachnamen eine recht junge Angelegenheit ist. Nachnamen gibt es nämlich erst seit einigen Hundert Jahren; ursprünglich hatten die Menschen nur Vorund Rufnamen, aus denen sich eine große Anzahl der späteren Nachnamen entwickelt hat. Eine ganze Menge unserer heutigen Vornamen ist altgermanischen Ursprungs, und so haben wir auchden Wolf als Bestandteil
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