Was liest der Hund am Laternenpfahl
Menschen je nach seinen Bedürfnissen und oft auch lediglich nach seinem Geschmack. Ein in der Wüste lebender Targi wird an einen Hund einen völlig anderen Maßstab angelegt haben als kleinhunde-begeisterte Damen am chinesischen Königshof vor 2.000 Jahren. Stark vereinfacht gesprochen hat sich die Hundewelt deswegen sovielfältig entwickelt, weil der Mensch und seine Umwelt ebenso vielfältig war beziehungsweise heute noch ist.
Kann man einen Wolf zum zahmen
hausgenossen
machen?
Der sogenannte „Exotentick“ ist unter Menschen eine weitverbreitete Erscheinung, die seltsamste Blüten treiben kann und auch vor dem Wolf als Hausgenosse nicht haltgemacht hat. Indes, glücklich werden wird man mit einem Wolf als Hundeersatz kaum, denn ein gezähmter Wolf kann nicht mit einem domestizierten Hund gleichgesetzt werden! Zähmung und Domestikation sind zwei ganz verschiedene Prozesse, die man bei aller heutigen Sympathie und Begeisterung für den Urvater unserer Lieblinge nicht verwechseln sollte. Eine Zähmung von Wölfen ist in der Regel nur bis zum zweiten Lebensmonat überhaupt möglich. Mit älteren Tieren gelingt die Zähmung hingegen nur sehr selten. Allen, die sich nun eventuell schon überlegen, wo man einen so jungen Wolf herbekommen könnte, sei jedoch gesagt, dass viele der gezähmten Wölfe mit Eintritt in die Pubertät für den Menschen und seine Umwelt unberechenbar und äußerst schwierig im Umgang werden können. Darüber hinaus erfordert die Zähmung eines Wolfes ein ungeheures Maß an Fürsorge und Zeit, um überhaupt eine entsprechende Bindung zu erreichen. Wolfseltern sowie die übrigen Rudelmitglieder beschäftigen sich oft stundenlang mit den Jungtieren! Die Zahmheit des Hundes wird der Wolf bei allem menschlichen Eifer dennoch nie errreichen. Gezähmte Wölfe können in Wolfs- oder Tierparks angetroffen werden; charakteristisch für sie ist vor allem, dass sie die Gegenwart des Menschen dulden und an deren Anblick gewöhnt sind. Ihren Pflegern gegenüber können sie durchaus eine große Verbundenheit entwickeln. Dabei führen diese Wölfe aber ihr natürliches Leben im Rudel weiter und präferieren den Kontakt mit dem Menschen – anders alsnatürlicherweise der Hund – nicht.
Was passiert, wenn man Hunde und Wölfe
verpaart
?
Viel wird über rassespezifische Krankheiten und gelegentlich sogar über Degeneration bei unseren Haushunden geklagt. Da sind manche Hündinnen nicht mehr imstande, ohne menschliche Hilfe Welpen zur Welt zu bringen oder aufzuziehen. Andere stehen dem Ausdrucksverhalten ihrer Artgenossen hilflos gegenüber, unfähig dieses zu lesen und adäquat zu reagieren, was zu schlimmen Auseinandersetzungen führen kann. Was läge da näher, als diesen Zustand durch ein „Zurück zur Natur“ verbessern zu wollen, indem man den Genpool des Haushundebestandes durch Einkreuzungen des einen oder anderen Wolfes aufpeppt? Doch gute Absichten gebären noch lange keine guten Resultate, denn mit einer solchen Vermischung würde man das genaue Gegenteil einer Verbesserung erreichen. Bereits in der ersten Hälfte des 19.Jahrhunderts kreuzte der Zoologe Georg Louis Buffon Wölfe mit Hunden und verschriftlichte seine Erfahrungen. Auch die Gegenwart kann auf fundierte Forschungen mit sogenannten Hybriden, Mischlingen aus Wölfen und Hunden, verweisen. Die Wissenschaftler haben festgestellt, dass sich Wolf-Hund-Mischlinge vor allem durch eine ausgeprägte Scheuheit auszeichnen, sehr schreckhaft und dabei wesentlich zurückhaltender sind als Hunde. Doch damit nicht genug. Bei Eintritt der Geschlechtsreife steigt das Aggressionspotenzial der Hybriden häufig stark an und ist kaum zu beeinflussen. Diese bedauernswerten Wesen befinden sich in einem ständigen Zustand der Unruhe, Unsicherheit und Angst, was ihre Lernfähigkeit deutlich herabsetzt. Es scheint, als ob die zwei Seelen in ihrer Brust in ständigem Kampf miteinander lägen und dabei zu keiner Entscheidung kommen könnten, ob man nun das eine oder das andere sei. Es ist wohl kaum übertrieben, Hybridenals seelische Qualzüchtungen zu bezeichnen, deren gezielte Verbreitung im höchsten Maße tierschutzrelevant ist.
Wie viel Wolf
steckt
noch im Hund?
Der Wolf ist in puncto Hund schon immer ein äußerst beliebtes Zitationsobjekt gewesen. Das mag womöglich daran liegen, dass er nicht widersprechen kann, oder daran, dass er seine empörten Leserbriefe immer in derart unleserlicher Schrift verfasst, dass sie unzustellbar sind. So wurde
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