Was liest der Hund am Laternenpfahl
völlig überschätzt wird. Da ein Hund die notwendige Auslastung in körperlicher und geistiger Hinsicht ohnehin nur außerhalb der eigenen vier Wände auf befriedigende Weise erhält, können ihn Frust und Langeweile ebenso in einer Zwölf-Zimmer-Villa mit Pool und unverbautem Fernblick ereilen. Viele Hundefreunde, die mit ihren großen Hunden eine ganz normale Etagenwohnung bewohnen, haben keinen Garten, der ihnen eine – und noch dazu vermeintliche – Entlastungsfunktion bieten könnte. Daher sind gerade sie es, die täglich stundenlang mit ihren Tieren in Wald, Wiese und Park spazieren gehen oder die mittlerweile vielfältigen sportlichen Angebote zur Auslastung ihrer Hunde nutzen. Und auf diese Weise können auch große Hunde kleinerer Wohnstätten ein völlig zufriedenes Lebenführen.
Habe ich „
putzfrau
-Qualitäten“?
Menschen, die sich einen Hund wünschen, sind gezwungen, im Vorfeld eine Menge Überlegungen anzustellen. Dass Hunde auch mal Dreck machen, scheint hierbei zunächst auf die Banalitätenliste zu gehören und wird daher oft mit einer wegwerfenden Handbewegung quittiert: „Einen Staubsauger anstellen kann ja wohl jeder!“ Dabei verkennt man jedoch schnell, dass auch dazu eine gewisse Professionalität gehört. Eine gute Putzfrau nämlich erfüllt ihre Tätigkeiten sachlich, ohne persönlich gekränkt zu sein, und zwar zu jedem Zeitpunkt: ob Erbrechen nachts um vier, ob Durchfall während des Kaffeeklatsches mit den Freundinnen oder ob bloßes, aber dafür ständiges Verlieren von Haaren, die sich auf unerklärliche Weise selbst im Besteckkasten finden lassen. Ebenso wie eine Reinigungskraft bei der Ausübung ihrer Arbeit auf das Tragen von guter Kleidung verzichtet, muss der zukünftige Hundebesitzer bereit sein, Abschied von einem Großteil seiner guten Gaderobe zu nehmen und zwei Abteilungen im Schrank einrichten: „Hundekleidung“ und „Etwas für zivile Anlässe“. Von professionellen Putzhilfen lernen, heißt hier fürs Leben lernen, und die notwendigen Qualitäten dabei sind bei Weitem nicht nur rein mechanische wie beim Einschalten eines Staubsaugers.
Sind Tierheimhunde auch
dankbar
?
Die weitverbreiteteAuffassung vom dankbaren Tierheimhund, der seinem Besitzer zeit seines Lebens vor lauter Glück über die segensreiche Wendung seines Schicksals nichts als Freude macht, hat schon vielen Hunden aus dem Tierheim und ihren neuen Herrchen und Frauchen das Leben äußerst schwer gemacht. Denn mit dieser unnützen Übertragung menschlicher Maßstäbe auf das Tier werden an den Hund Erwartungen geknüpft, die er gar nicht erfüllen kann. Hunde sind in hohem Maßegegenwartsbezogene Wesen, sie leben im Hier und Jetzt – dabei zwar von ihrer Vergangenheit geprägt und beeinflusst, doch ohne die dem Menschen eigene Reflexion über seine Biographie. Würden Tierheimhunde tatsächlich so etwas wie eine reflektierende Dankbarkeit besitzen, müssten sie die problemlosesten Hunde auf Gottes schönem Erdboden sein, was so pauschal mit Sicherheit niemand behaupten würde. Es gibt fantastische ehemalige Tierheiminsassen, die durch ihre wechselhaften Lebensumstände eine große Anpassungsfähigkeit mitbekommen haben und sich perfekt in das Dasein ihrer neuen Familien einfügen, es gibt demgegenüber hochproblematische Tierheimhunde, die für jeden Erziehungsexperten eine große Herausforderung darstellen, und es gibt schließlich solche, die lediglich ganz normale und harmlose „Macken“ haben, so wie jeder andere Hund auch. Auf diese Möglichkeiten sollte man sich bei einem Tierheimhund einstellen und nicht an ungesunden Mythen wie einer angeblichen Dankbarkeit festhalten.
Gibt es den passenden
anfängerhund
?
Scheitert eine Mensch-Hund-Beziehung, ist die Umwelt mit Vorwürfen schnell bei der Hand: „Was holen sich Leute mit Kleinkindern auch so einen großen Hund“, „Hätten die sich mal über die rassespezifischen Eigenschaften besser informiert“ oder „Als Anfänger sollte man sich auch kein so temperamentvolles Tier anschaffen“, und so weiter, und so fort. Aber gibt es ihn denn überhaupt, den passenden Anfängerhund, oder wohnt einer jeden Mensch-Hund-Beziehung von vornherein die Möglichkeit des Scheiterns inne? Optimalerweise sollte man sich als Ersthundebesitzer schon vor der Auswahl eines bestimmten Hundes von jemandem, der hauptberuflich mit Hunden zu tun hat, ausführlich beraten lassen. Der hat nämlich bei entsprechender Erfahrung einen guten Überblick über alle
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