Was Menschen gutes tun
Geist flutete.
Dumpf trottete Theras mit dem Rest der Gruppe den Gang hinunter. Er fühlte sich innerlich völlig tot. Und war er es nicht auch – zumindest gesellschaftlich gesehen? Schließlich hatte er sich in etwas verwandelt, das bei seinem Volk regelrecht als Fluch galt. Er war nun ein Killer.
Ein Mörder.
Mühsam versuchte er seine Aufmerksamkeit auf den Weg durch die Korridore zu konzentrieren, dessen Biegungen und Abzweigungen er den Köpfen der toten Romulaner entnommen hatte und der sie zum Transporter des Schiffs führen würde.
Überall innerhalb des Schiffs lagen niedergestreckte Romulaner verstreut. Theras war dankbar dafür, dass der Entertrupp keinem davon so nahe kam, dass die Nachtsichtgeräte ihrer Anzüge irgendwelche abscheulichen Details hätte enthüllen können. Leider fanden sich die grauenvollen Bilder seiner Tat auch in den Köpfen der anderen Mitglieder seiner Gruppe, und diese auszusperren, würde ihm nicht so leicht gelingen. Obwohl ihm bewusst war, dass so nur ein Feigling dachte, wünschte er sich dennoch, die romulanischen Leichen würden in seiner Erinnerung niemals mehr als diese tot daliegenden Silhouetten werden. Selbst das, so befürchtete er, würde ihm noch bis zum Ende seiner Tage Albträume bescheren.
Mehr und mehr lenkten ihn allerdings die Gefühle deutlicher Anspannung ab, die er von der
Enterprise
spürte, deren Besatzung irgendwo im Raum, nicht weit von dem Transportschiff entfernt, tapfer ihren Mann gegen die Waffen zweier romulanischer Kriegsschiffe stand. Sie riskierte ihr Leben, um dem Rettungstrupp die Zeit zu verschaffen, die dieser benötigte, um seine Aufgabe zu erfüllen. Theras wünschte sich, er könnte die Mannschaften der romulanischen Kriegsschiffe dahingehend beeinflussen, dass sie glaubten, die
Enterprise
sei geflohen. Doch langsam ließen seine Kräfte nach. Schon jetzt fühlte er sich müder als je zuvor. Er hatte seine telepathischen Fähigkeiten bis an ihre Grenzen belastet und vielleicht bereits ein gutes Stück darüber hinaus.
Eine weitere Sache, die ihm zu schaffen machte, waren die trüben Bewusstseinsströme der Aenar-Gefangenen, vor allem die seiner Bündnispartner Vishri, Shenar und Jhamel. Hatten die Romulaner sie aus Angst betäubt, sie könnten über genau dieselben Maßnahmen nachdenken, die er, Theras, schließlich ergriffen hatte? Defensive Maßnahmen wie das zeitweilige Verbergen des Enterkommandos vor den Romulanern? Und offensive wie die Trugbilder, die dafür gesorgt hatten, dass die Romulaner sich gegenseitig abschlachteten, weil sie glaubten, Eindringlinge niederzustrecken?
Hätte Shenar überhaupt darüber nachgedacht, etwas Derartiges zu tun, wenn die Romulaner ihm die Möglichkeit gelassen hätten?
, fragte sich Theras, als ihre Gruppe endlich den abgedunkelten romulanischen Transporterraum erreichte und er zusammen mit den übrigen Aenar ins Innere gescheucht wurde.
Hätte es Vishri?
Hätte es Jhamel?
Malcolm Reed hatte angenommen, dass es sie vielleicht ein paar Minuten kosten würde, herauszufinden, wo sich die Sensor-, Reichweiten-, Zielerfassungs- und Übertragungskontrollen des romulanischen Transporters befanden. Anschließend hatte sein Plan eine kurze Reihe schneller Beamvorgänge zurück zur
Enterprise
vorgesehen.
Nicht im Geringsten hatte er damit gerechnet, dass die mittlerweile verstorbenen romulanischen Wachen den Transporter mit ihren Disruptoren völlig zerstört haben könnten. Sowohl die Konsole als auch die Plattform waren zu Schlacke zerschmolzen. Offenbar hatten sie damit die Flucht der Aenar-Gefangenen vom Schiff verhindern wollen, nachdem bekannt geworden war, dass diese aus dem Zellenbereich entkommen waren.
»Was jetzt?«
, fragte Shran ernüchtert.
Reed seufzte. »Was ist mit Theras? Kann er der
Enterprise
nicht telepathisch unsere Koordinaten schicken?«
»Vielleicht«
, gab Shran zurück. Er deutete auf den in seinem Raumanzug steckenden Aenar.
»Leider ist er seit dem Feuergefecht völlig katatonisch.«
Reed drehte sich um und erblickte Theras, der an einer der Wände zu Boden gesunken war. Dort kauerte er nun matt und reglos und sah dabei aus, wie ein leerer Raumanzug, den irgendjemand nicht ordentlich verstaut hatte.
»Feuergefecht«, wiederholte Reed. Er lachte humorlos auf. »Es war eher ein Gemetzel.«
»Wären
die
nicht niedergemetzelt worden, hätte es
uns
erwischt. Er muss einfach lernen, damit umzugehen, wenn …«
Unvermittelt trat Commander T’Pol zwischen
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