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Was Menschen gutes tun

Was Menschen gutes tun

Titel: Was Menschen gutes tun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy Mangels
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Einstellung und ihre ruhige Sanftheit.
    Doch genauso oft trieb ihn ihr tief verwurzelter Glaube an Passivität innerlich zur Weißglut.
    In diesem Augenblick aber fragte er sich vor allem, ob die Andorianer und die Aenar überhaupt dazu bestimmt waren, ohne den jeweils anderen zu überleben.
    Am Morgen hatte Shran ohne bewusste Willensentscheidung damit begonnen, in Gedanken ein Gedicht darüber zu formulieren, was an diesem Tag geschehen würde. Vielleicht würde auch eines Tages ein Lied daraus werden, dessen von Trauerklängen begleiteter Text ebenso von Shrans eigenen Verlusten inspiriert sein würde wie von Jhamels nur unzureichend unterdrücktem Kummer um ihren Bruder. Garebs Tod war so eng mit dem von Talas zusammengefallen.
    Was auch immer am Ende damit geschehen würde – wenn es ihm überhaupt jemals gelang, es fertigzustellen –, er wusste bereits jetzt, dass es ein ziemlich trauriges, missmutiges Stück werden würde.
    Warum auch nicht?
, dachte er. Schließlich war er im Begriff, der Frau Lebewohl zu sagen, mit der er einst, wenn auch nur sehr kurz, die Hoffnung verbunden hatte, eine Zukunft aufbauen zu können, eine
Shelthreth
-Verbindung einzugehen und vielleicht Kinder zu haben. Gemeinsam hätten sie womöglich eine Zukunft erschaffen, die eine Brücke über den tiefen Graben geschlagen hätte, der die zwei so unterschiedlichen Völker Andors trennte.
    Jhamel.
    Trotz all der mentalen Disziplin, die er in den vielen Monaten unter den Aenar aufzubringen gelernt hatte, spürte er, dass es ihm in diesem Augenblick vollkommen unmöglich war, das zunehmende Gefühl tiefster Melancholie im Zaum zu halten. Er nahm an, dass er einen jammernden Klagelaut ausschickte, den jeder im Raum telepathisch wahrnahm, auch wenn es Jhamels Leuten zutiefst widerstrebte, in die Privatsphäre der Gedanken anderer einzudringen, ohne zuvor deren eindeutige Erlaubnis einzuholen.
    Reiß dich zusammen
, schalt sich Shran, während er zusah, wie sich die Menge teilte, um die
Shelthreth
-Prozession durchzulassen. Trotz des vorherrschenden Halbdunkels strahlte Jhamel in ihrem schneeweißen Kleid regelrecht.
Wünsch ihr einfach nur alles Gute. Sie verdient all das Glück, das du dir vorstellen kannst, und mehr.
    Hab Dank, Shran
, sagte Jhamel in sanften, süßen Gedanken. Sie war nur einige lange Schritte von Shran entfernt stehen geblieben und wandte sich offenbar allein an ihn. Es war ein stummes Geräusch, wie die Erinnerung an feinste, kristalline Glocken.
Mögest auch du dieses Glück finden.
    Eine zweite Stimme drang in seinen Geist ein. Shran erkannte sofort, dass diese sich mental an alle im Raum Versammelten richtete.
    Der Gedankenstrom ging von der weiß gekleideten Frau aus, die Jhamel und den drei anderen Mitgliedern der
Shelthreth
-Gruppe gegenüberstand. Es handelte sich um Lissan, eine der angesehensten Anführerinnen der Aenar.
    Meine lieben Freunde
, wandte sich Lissan stumm an die versammelte Gemeinschaft blinder, schweigender und höchst aufmerksamer Aenar-Telepathen, die in einem weiten Kreis um die
Shelthreth
-Gruppe standen und weiße Dampfwölkchen zur Decke bliesen.
Wir haben uns heute hier versammelt, um Zeugen zu werden, wie diese vier verwandten Seelen den Bund des
Shelthreths
eingehen und in jenen ehrenvollen, heiligen Stand eintreten, der in frühester Urzeit von Uzaveh dem Endlosen, dem allwissenden und allmächtigen Schöpfer der Welt, geschaffen wurde. So wie Uzaveh die Große Verbindung herstellte, die die Weisheit von Charaleas, die Stärke von Zheusal, die Liebe von Shanchen und die Leidenschaft von Thirizaz zusammenbrachte, um den Ersten Bund zu zeugen, werden wir das
Shelthreth
dieser vier segnen.
    Shran gestattete sich ein leichtes Lächeln, als er die vier alten Namen hörte, die ihm aus Gutenachtgeschichten und Andachten seiner Jugend so vertraut waren. Es freute ihn, festzustellen, dass sich die Ähnlichkeiten zwischen dem Volk der Aenar und dem der Andorianer sogar bis zu frühzeitlichen Mythen erstreckten, den Grundfesten ihrer jeweiligen Kultur.
    Plötzlich fiel ihm auf, dass Lissan in telepathisches Schweigen verfallen war. Ihre Pause wurde durch beifälliges Murmeln ausgefüllt, das als mentale Welle wortlos durch die Dutzenden Gäste rollte. Shran nahm an, dass die schiere Kraft der positiven Gefühle dafür sorgte, sein entschieden nichttelepathisches Gehirn daran teilhaben zu lassen.
    Lissan gab einem der zwei männlichen Aenar der
Shelthreth
-Gruppe ein Zeichen. Es handelte sich um

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