Was Menschen gutes tun
hungrige, glänzende Schneide des Schwertes mit seinem eigenen Blut zu tränken. Aber natürlich würde er auch vor dieser Pflicht nicht zurückschrecken, wenn die Ehre sie ihm abverlangte.
Valdore war zufrieden, dass er wenigstens den Ansatz einer Strategie hatte, die er am nächsten Morgen dem Praetor und seinen Tribunen präsentieren konnte. Dieses Gefühl verlieh ihm die Selbstsicherheit, die einzigen anderen Personen im Universum zu kontaktieren, deren Wohlwollen ihm noch wichtiger war als sowohl das seiner militärischen als auch seiner zivilen Vorgesetzten.
Er schob die Papierstapel und Datentafeln auf eine Seite des Tisches und aktivierte dann das Kommunikationsterminal vor sich, um darauf zu warten, dass das Bild seiner Frau und seiner Kinder vor ihm auf dem Schirm auftauchte.
FÜNF
Montag, 3. Februar 2155 Andor
Hravishran th’Zoarhi stand wortlos in dem eisigen Windhauch, der unablässig durch die spärlich beleuchtete, eisbedeckte Höhle strich. Er atmete tief aus, und eine weiße Dunstwolke erhob sich über seinem Kopf. Dann schloss er die Augen. Er war in einigen der kältesten Regionen Andors aufgewachsen und fand den frostigen Wind erfrischend und lebensbejahend. Er erinnerte ihn an die einfacheren, glücklicheren Tage seiner Kindheit. Lange bevor ihn die unausweichlichen und erbarmungslosen Umstände des Lebens dazu bewogen hatten, den Dienst an der Waffe anzutreten, um sein Volk zu verteidigen. Oder ihn dazu zwangen, seine geliebte Gefährtin Talas zu begraben, die durch die Hände eines elenden Tellariten-Diplomaten gestorben war.
Dieses
zhaveylose
Schwein
, dachte er. Die Wunde der Erinnerung klaffte noch immer in seinem Inneren, selbst Monate nach der Tat.
In jenen Tagen war ich einfach nur Shran
, dachte er, und seine mit Eis überzogenen Antennen senkten sich.
Dennoch fiel es ihm schwer, aus dem rohen, körperlichen Empfinden der eisigen Luft, die seinen Leib umstrich, Freude zu ziehen. Denn zum einen juckte seine linke Antenne, die noch immer nicht ganz nachgewachsen war, nachdem Jonathan Archer sie ihm in einem rituellen
Ushaan
-Kampf abgeschnitten hatte. Das Gefühl sorgte für eine ständige Irritation, ebenso wie die Kopfschmerzen und die Anfälle von Schwindel, die das verletzte Sinnesorgan noch immer gelegentlich verursachte. Darüber hinaus fühlte er sich isoliert und einsam, ungeachtet der kleinen Gruppe in stiller Freude versammelter Personen, die ihn umgab. Es waren freundliche, gastliche Leute, die nicht gezögert hatten, ihn aufzunehmen, nachdem ihn das andorianische Militär für den Verlust seines Schiffs, der
Kumari
, in einem Überraschungsangriff der Romulaner unehrenhaft entlassen hatte. So blind die Aenar um ihn auch sein mochten, es herrschte noch genug schwaches, von Mikroorganismen erzeugtes Licht in der geräumigen Kammer, um Shrans Einzigartigkeit hervorzuheben. Shran war der einzige Angehörige der blauhäutigen Hauptspezies von Andor in der ganzen Untergrundstadt der Aenar.
Abgesehen von ihrer offensichtlich ungewöhnlichen Hautfarbe – alle der vielleicht noch fünftausend unter den nördlichen Einöden Andors lebenden Aenar waren Albinos – gab es, zumindest was das Aussehen anging, wenig, das diese Leute von ihren himmelblauen Vettern unterschied. Genau wie die deutlich zahlreicheren blauen Andorianer konnten sich die Aenar nicht ohne den Beitrag von vier unterschiedlichen Geschlechtern vermehren:
shen
,
thaan
,
chan
und
zhen
. Und genau wie die Andorianer besaßen die Aenar schneeweißes Haar, aus dem auffällige Antennen herausragten, die ihnen nicht nur Sinneseindrücke elektromagnetischer Felder lieferten, sondern sich auch in Reaktion auf ihre Gefühle hin und her bewegten.
Während er zuschaute, wie die
Shelthreth
-Gruppe gemessenen und würdevollen Schrittes näher kam, musste Shran an die Gefühle denken, die die Aenar am deutlichsten von den Andorianern unterschieden. Wahrscheinlich sogar noch mehr als die einzigartigen und beachtlichen telepathischen Fähigkeiten des Albinovolkes. Denn die Aenar waren so sanft und pazifistisch veranlagt, wie Shrans Leute leidenschaftlich und streitsüchtig waren. Ungeachtet ihrer schwindenden Zahlen – nach Shrans Einschätzung ein Vorzeichen ihrer bevorstehenden Auslöschung – schienen die Aenar auf eine Weise ihren Frieden mit einem feindseligen Universum gemacht zu haben, die Shran niemals möglich gewesen war und vielleicht niemals möglich sein würde. Oft beneidete er sie um ihre optimistische
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