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Was mit Rose geschah

Was mit Rose geschah

Titel: Was mit Rose geschah Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stef Penney
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hast es nicht gewusst?«
    »Natürlich habe ich es nicht gewusst! Du lieber Himmel, JJ. Sonst hätte ich doch nichts mit ihm angefangen!«
    »Hast du’s nicht gemerkt?«
    »Nein. So etwas ›merkt‹ man nicht.«
    »Was hat dir denn an ihm gefallen?«
    Ich versuche mir einzureden, es wäre mir egal, wie er gewesen ist, da er sich offenbar keinen Pfifferling um mich oder Mama geschert hat, und gleichzeitig will ich es unbedingt erfahren; es ist ein so furchtbares, jämmerliches Bedürfnis, dass ich mich nicht beherrschen kann.
    »Na ja … er war witzig. Brachte die Leute zum Lachen. Und er war großzügig. Hat immer eine Runde ausgegeben. Er verdiente ganz gut und war nicht geizig. Er hatte dunkles, lockiges Haar und trug goldene Ohrringe. Er hatte blaue Augen. Auf den Arm hatte er eine Rose tätowiert. Ich habe ihn damit aufgezogen, ob er ein Zigeuner sein will. Er sah gut aus … vielleicht bist du ihm darin ähnlich …«
    Sie beugt sich vor und ergreift meine Hand. Ich ziehe sie weg und verschränke die Arme.
    »Ich dachte, ich würde ihm nicht ähnlich sehen. Du hast gesagt, ich wäre ein Janko durch und durch.«
    »Das bist du auch. Aber da gibt es etwas …«
    Sie betrachtet mein Gesicht und will lächeln, aber es fällt ihr zunehmend schwer. Sie beugt sich wieder vor und legt die Hand auf meinen Arm. »Schatz, deswegen wollte ich es dir nicht sagen. Ich wusste, es würde dich durcheinanderbringen. Vergiss ihn lieber. Du hast deine Familie hier. Wir lieben dich alle. Du bist zu gut für ihn!«
    Ich schlinge die Arme um mich, versuche, meine Wut zu unterdrücken. Ich versuche es wirklich.
    »Hat er mich … je gesehen?«
    Das wollte ich eigentlich gar nicht fragen, aber es kommt einfach heraus. Sie zögert.
    »Nein. So etwas kommt vor, JJ. Es ist schrecklich, aber manche Leute sind eben einfach so, und am besten … hält man sich von ihnen fern und versucht, sie zu vergessen. Du solltest froh sein, dass du einen solchen Mann nicht kennst. Und damit genug. Ich habe deine Frage beantwortet. Jetzt muss ich abwaschen.«
    Sie steht auf, kratzt die Essensreste in den Müllsack, trägt die Teller in die Küche und macht sich dort lautstark zu schaffen. Ich bleibe am Tisch zurück und fühle mich schmutziger als in meinem ganzen Leben.
    Väter sollten ihren Kindern etwas hinterlassen, selbst wenn sie von Geburt an nicht da sind, selbst wenn sie tot sind, Herrgott noch mal. Ein Medaillon mit einem Bild oder ein seltenes Buch. Eine Kiste mit einem ganz besonderen, wunderbaren Geheimnis darin. In Büchern ist es so.
    Im wirklichen Leben bekommt man nichts. Das habe ich natürlich gewusst. Das Leben ist kein Märchen. Ich hatte nicht erwartet, herauszufinden, dass ich ein Prinz bin oder eine MillionPfund erben werde. Ich weiß nicht, weshalb ich auf einmal so wütend bin.
    Weil ich glaube, dass sie lügt.
    Und ich bin richtig zornig. Plötzlich löst sich etwas in mir, ein Damm bricht. Ich bin wie ein Vulkan, der jeden Moment ausbrechen kann, hinter meinen Augen steigt rotglühende Lava empor.
    »Du hättest Kontakt zu ihm halten können. Für mich. Du musst doch gewusst haben, dass ich irgendwann etwas über ihn erfahren will.«
    Mama steht mit dem Rücken zu mir und klappert mit dem Geschirr in der Spülschüssel. Daher erkenne ich nicht, wie sie reagiert. Sie spricht, ohne sich umzudrehen.
    »Ich hatte meinen Stolz. Ich wollte ihm nicht nachlaufen, weil er schon verheiratet war.«
    »Du hattest mich! Seinen Sohn! Wenn dir etwas an mir liegen würde, hättest du’s getan. Zumindest hättest du herausgefunden, wo er wohnt. So wie Mr Lovell. Er macht so etwas. Er findet Leute. Selbst wenn sie nicht gefunden werden wollen!«
    Ich brülle jetzt laut. Mama lässt den Topf, den sie gerade spült, fallen, dass das Spülwasser auf den Boden spritzt.
    »Rose hat er jedenfalls nicht gefunden, oder?«
    Undurchdringliche Stille. Sie genießt ihren Triumph, das spüre ich. Dann dreht sie sich zu mir um.
    »JJ, wenn du einen Privatdetektiv beauftragen möchtest, der diesen Mann finden soll, kannst du das gerne tun, sobald du achtzehn bist. Es tut mir leid, dass es so gelaufen ist. Es tut mir leid, dass ich dir keinen guten Vater bieten konnte. Es tut mir leid, dass es nicht anders gekommen ist …«
    »Du meinst, es tut dir leid, dass du mich bekommen hast!«
    »Nein, natürlich nicht. Das reicht, JJ!«
    Ich schaue Mama an, und es ist, als hätte ich eine Fremde vor mir. Ich erkenne die Frau mit dem krausen blonden Haar und den

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