Was Paare stark macht
oder emotional scheinen, kurz zusammen. Flechten Sie in diese Zwischenmeldungen jedoch keine Kommentare, Interpretationen oder Wertungen ein. Bleiben Sie in der Zuhörerrolle und werden Sie nicht zum Sprecher, indem Sie sich verteidigen, rechtfertigen oder anfangen, Ihre Sicht der Dinge zu schildern. Zurzeit ist der Partner Sprecher und Sie sind Zuhörer und versuchen, ihn zu verstehen. Anschliessend kommt dann Ihre Zeit als Sprecher.
Deshalb ist Zusammenfassen wichtig: So signalisieren Sie, dass das Gesagte beiIhnen angekommen ist und dass Sie es verstanden haben. Und Sie verhindern, dass Missverständnisse ein Gespräch verkomplizieren. Gleichzeitig nehmen Sie dem Dialog etwas Tempo.
BEISPIEL FÜR ZUHÖRERREGEL 2: ZWISCHENDURCH ZUSAMMENFASSEN
Der Sprecher sagt: «Es hat mich sehr gekränkt, dass du gestern beim Museumsbesuch keinen Hehl draus gemacht hast, wie langweilig du die Ausstellung fandest. Ich habe den Grossteil dieser Ferien dir zuliebe am Strand verbracht. Da hätte ich erwartet, dass du besser mitmachst, wenn wir wenigstens einmal in ein Museum gehen. Ich habe vor dem Urlaub ja viele Male erwähnt, dass mich diese Gegend vor allem fasziniert, weil sich so viele berühmte Künstler hier aufgehalten haben.»
So nicht
Besser
«Du machst mir also einen Vorwurf, weil ich mich nicht für Kunst interessiere?»
«Du warst also enttäuscht, dass ich nicht engagierter dabei war beim Museumsbesuch, obwohl du mir zuliebe auch manche Tage am Strand verbracht hast?»
Zuhörerregel 3: Stellen Sie offene Fragen
Wenn Sie während des Gesprächs etwas nicht verstehen, versuchen Sie, mit offenen Fragen Klarheit zu schaffen. Offen sind jene Fragen, die sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten lassen.
Deshalb sind offene Fragen wichtig: Fragen bieten Ihnen nicht nur die Möglichkeit, Dinge zu klären und zu erfahren. Vielleicht hat Ihr Partner Mühe, sein Anliegen zu erzählen, weil es beispielsweise peinlich, komplex oder emotional ist. Mit offenen Fragen unterstützen Sie Ihren Partner beim Erzählen und Sie halten das Gespräch im Fluss.
Verletzende Gespräche stoppen
Natürlich ist nicht die Idee, dass Sie sämtliche Gespräche mit Ihrem Partner nun nach diesen Regeln gestalten müssen. Deren Hauptzweck ist vielmehr, dass Sie damit brisante oder verletzende Streitgespräche entschärfen können. Gehen Sie dabei folgendermassen vor:
> Wenn Sie realisieren, dass ein Gespräch eine destruktive Wende nimmt, stoppen Sie es («Stopp, hören wir auf damit. Das bringt nichts, wir machen uns nurgegenseitig fertig und finden so keine Lösung.»).
> Legen Sie eine Pause ein, in der Sie beide versuchen, sich zu beruhigen und die Emotionalität herunterfahren (z. B. in getrennten Räumen, mit einer beruhigenden Aktivität).
> Suchen Sie danach erneut das Gespräch oder vereinbaren Sie einen Termin, an dem die Unterhaltung zu Ende geführt werden soll. Setzen Sie sich einander gegenüber, vergegenwärtigen Sie sich die oben beschriebenen Regeln (oder nehmen Sie sie zur Hand) und definieren Sie, wer zuerst Sprecher und wer Zuhörer sein soll.
> Legen Sie eine Zeit fest (10 bis 15 Minuten), während derer Sie sich beide streng an die Regeln halten. Tauschen Sie danach die Rollen (Sprecher wird Zuhörer und umgekehrt).
BEISPIEL FÜR ZUHÖRERREGEL 3: OFFENE FRAGEN STELLEN
Die Sprecherin sagt: «Ich fühle mich heute einfach nicht in der Lage, das Abendprogramm durchzuziehen, das wir gestern angedacht haben. Heute Morgen hatte ich ein schwieriges Gespräch mit meiner Freundin, das ich noch nicht verdaut habe. Ich möchte deshalb lieber einen gemütlichen Abend zu Hause verbringen, vielleicht ein Glas Wein trinken und lesen.»
So nicht
Besser
«Du willst also unseren gemeinsamen Theaterbesuch und das geplante Essen einfach fallen lassen?»
«Worum ging es denn in dem Gespräch, was hat dich so aufgewühlt?»
Mit diesem Vorgehen gelingt es den meisten Paaren, auch heisse Konfliktthemen konstruktiv zu diskutieren und eine für beide stimmige Lösungen zu finden. Probieren Sie es aus – die ersten positiven Erfahrungen werden Sie darin bestärken, die Regeln weiterhin anzuwenden.
4
Unterstützung geben und bekommen
Als Zweier-Seilschaft durch dick und dünn: Es ist ein gutes Gefühl, sich jederzeit auf den Partner verlassen zu können. Lesen Sie in diesem Kapitel, wie Sie die Widrigkeiten des Alltags gemeinsam meistern und einander über die Jahre gefühlsmässig nah bleiben.
4.1 Beziehungskiller
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