Was Paare stark macht
die Partnerschaft hineinwirkt
Alltagsstress setzt, wenn er uns chronisch plagt, unserer Beziehung gleich auf mehreren Ebenen zu. Denn anhaltender Stress bedeutet:
> weniger Zeit füreinander
> schlechtere Kommunikation
> Belastungen für die körperliche und seelische Gesundheit
> unerwünschte Persönlichkeitsmerkmale, die häufiger zu Tage treten
Alle diese negativen Folgen sorgen dafür, dass das kostbare Wir-Gefühl in der Partnerschaft verloren geht. Doch genau dieses Bewusstsein, dass Sie nicht allein als «Ich», sondern zu zweit als «Wir» durchs Leben gehen, bildet eine wichtige Grundlage Ihrer Beziehung. Ein starkes Wir-Gefühl wirkt verbindend und tragend. Nur wenn es ein «Wir» gibt, können Zweisamkeit und Geborgenheit erlebt werden.
Das Korsett des Alltags lässt häufig wenig Zeit für die Beziehungspflege. Besonders unter Druck sind Paare mittleren Alters mit der Doppelbelastung von Familie und Beruf, Doppelverdiener, die den Spagat zwischen Karriere und Partnerschaft zu bewältigen haben, Paare mit niedrigem Einkommen, die im Clinch zwischen schlecht bezahlter Arbeit und mangelnder Freizeit stecken, oder Paare, bei denen der eine Partner einen besonders stressreichen Beruf ausübt. Unter diesem chronischen Stress nimmt die Qualität der Beziehung ab. Häufig ziehen sich die Partner zurück, wollen ihren Frieden. Und wenn man noch miteinander redet, ist der Ton gereizt bis gehässig.
Es ist letztlich jedem Paar selber überlassen, wie stark es sich als ein «Wir» oder als zwei «Ichs» definiert. Wünscht sich ein Paar viel Nähe, Intimität und Geborgenheit (starkes Wir-Gefühl), dann wird es unter dem Einfluss von Stress stärker leiden, weil weniger gemeinsame Zeit zur Verfügung steht (mehr dazu im Kapitel «Gemeinsam verbrachte Zeit nährt das Wir-Gefühl», Seite 34).
Dieses negative Beziehungsklima ist ein Nährboden für weiteren Stress, für Frustrationen und Desillusion. Chronischer Alltagsstress schädigt zudem das Immunsystem, macht anfällig für Krankheiten. Diese schwächen das Paarsystem zusätzlich: Der Betroffene leidet unter seinen Beschwerden, der Partner ist beeinträchtigt, weil er Rücksicht nehmen muss, Pflegeaufwand hat, sich Sorgen um den anderen macht. Es kommt zu einem Ungleichgewicht zwischen den Partnern, und genussvolle, aufbauende Aktivitäten fallen immer mehr weg.
STRESS UND PARTNERSCHAFT
Hat sich der Stress in Ihre Beziehung gefressen? Machen Sie den Test: Verteilen Sie Punkte, wie Sie die vier Kategorien bewerten, von 1 (trifft vollumfänglich zu) bis 5 (trifft gar nicht zu).
Bewertung
Wir haben genügend Zeit füreinander.
Wir können Dinge offen und wohlwollend bereden.
Wir fühlen uns gesund, fit und ausgeglichen.
Mein Partner zeigt mir seine unangenehmen Seiten nicht häufiger als früher.
Wenn Sie in einer Kategorie drei oder mehr Punkte vergeben haben, überlegen Sie, was der Auslöser dafür sein könnte und wie lange dieser Zustand schon besteht. Es ist völlig normal, ab und zu mal weniger Zeit zu haben oder schlecht drauf zu sein. Dauern solche Dinge aber an, können sie Ihre Beziehung gefährden.
Warum uns Stress unausstehlich macht
Stress setzt uns noch auf ganz andere Weise zu: Unter Druck kommen nämlich unsere unangenehmen Seiten zum Vorschein. Wir sind gereizt, dominant, unflexibel und rücksichtslos und haben einen Tunnelblick, mit dem wir nur noch unsere eigenen Sorgen sehen. Vielleicht nehmen wir den Partner dann gar als Übel wahr, das uns zusätzlich belastet und Energie abziehen will. Tatsache ist: Unter Stress sind wir alles andere als unser strahlendstes Selbst – und sicher nicht jemand, in den man sich Tag für Tag neu verliebt.
Die positiven Seiten
Warum aber verwandeln wir uns unter Druck in kleine Egoisten? Ganz einfach: Stress absorbiert unsere Kräfte, bündelt diese auf die Stresssituation, die Umwelt tritt dabei völlig in den Hintergrund. Unser körperliches Stresssystem läuft auf Hochtouren und liefert so die Energie für notwendige Handlungen.
Allerdings: Auch wenn es Ihnen auf den ersten Blick vielleicht schwerfällt, das zu glauben – die beschriebenen Veränderungen haben auch ihr Gutes. Denn sie helfen uns, in Stresssituationen effizient zu sein.
Melanie…
…ist Mutter dreier Kinder. Die Familie ist spät dran, der Bus fährt in wenigen Minuten. Die Kinder rennen noch ohne Schuhe und Jacke in der Wohnung herum. Die Katze ist auf den Frühstückstisch gesprungen und leckt
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