Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
Beschreibung ihrer Schwester musste sie fast grinsen.
»Der Bonus, den du aus Bresslers Nachsorgeprogramm bekommst, wird nicht lange reichen, wenn du ihn für Klamotten verpulverst. Wenn du dich allerdings jetzt schon für Kurse anmeldest, kannst du in diesem Herbst mit dem Studium beginnen.«
Sie hatten noch nicht darüber gesprochen, dass Chelsea wieder wegwollte, doch der Zeitpunkt jetzt war genauso gut wie jeder andere. »Im Herbst bin ich nicht mehr hier. Ich geh zurück nach L.A.« Sie hatte mit Protest gerechnet. Dass ihre Schwester versuchen würde, sie zum Bleiben zu überreden, damit sie nicht so weit voneinander weg wohnten.
Aber nicht damit, dass die nächsten Worte ihrer Schwester sie wie ein Faustschlag ins Gesicht treffen würden.
»Du bist jetzt dreißig. Es wird langsam Zeit, dass du dich verantwortungsbewusst verhältst, Chelsea. Du hast es mit der Schauspielerei versucht. Jetzt musst du dir realistischere Ziele setzen.«
Dass der Rest ihrer Familie es albern fand, dass sie ihrem Traum von der Schauspielerei nachjagte, war ihr klar gewesen. Dass sie die Augen verdrehten und sagten, sie sei unrealistisch. Dass Bo allerdings auch so dachte, hatte sie nicht gewusst. Der Schmerz klang zu einem unangenehmen Druck in einem Winkel ihres Herzens ab. »Und worüber sollt ihr hinter meinem Rücken lästern, wenn ich plötzlich verantwortungsbewusst werde?« Der Rest der Familie konnte über Chelsea sagen, was er wollte, aber wenn es aus Bos Mund kam, tat es weh.
Bo seufzte. »Du kannst nicht für den Rest deines Lebens in Slasher-Filmen mitspielen. Und willst du wirklich ewig für irgendwen die Assistentin spielen?«
Chelsea strich sich die Haare hinter die Ohren. Nein, sie wollte nicht ewig für irgendwen die Assistentin spielen, und sie wusste besser als jeder andere, dass sie nicht für den Rest ihres Lebens in Slasher-Filmen mitspielen konnte. Sie wurde langsam zu alt dafür, aber sie hatte einen Plan. Als sie Hals über Kopf aus L.A. abgehauen war, hatte sie überhaupt keinen Plan gehabt. Außer aus der Stadt zu verschwinden, bevor sie noch jemanden killte. Doch dank der Chinooks-Organisation hatte sie jetzt einen.
»Nicht beleidigt sein. Ich sage doch nur, dass es vielleicht an der Zeit ist, erwachsen zu werden.«
»Warum? Du bist erwachsen genug für uns beide«, konterte
sie und schaffte es, dass ihr die Kränkung, die sie tief im Inneren spürte, nicht anzuhören war.
»Das musste ich auch sein. Du warst schon immer die lustige Zwillingsschwester. Die, deren Nähe immer alle gesucht haben.« Bo verschränkte die Arme unter der Brust. »Diejenige, die Partys schmiss, wenn Mom und Dad verreist waren, und ich musste mit Untersetzern durch die Gegend rennen, damit die Bierdosen deiner Freunde keine Ringe auf Moms Couchtisch hinterließen. Ich musste dann hinterher aufräumen, damit du keine Schwierigkeiten bekamst.« In Chelseas Augen brannten Tränen. »Du bist mit Untersetzern durch die Gegend gelaufen, weil immer alle von dir denken sollten, dass du die brave Zwillingsschwester bist. Die kluge Zwillingsschwester. « Sie deutete anklagend auf ihre Schwester. »Und du musstest nie hinter mir her räumen.«
»Ich räume noch immer hinter dir her.«
»Nein. Tust du nicht.«
»Warum bist du dann hier?«
»Weil ich meine Schwester brauchte.« Sie hielt sich die Hand vor den Bauch, als hätte sie einen Schlag in die Magengrube bekommen, doch sie weinte nicht. Sie war eine bessere Schauspielerin, als man es ihr je zugetraut hatte. »Ich wollte sowieso hier ausziehen, sobald ich meinen ersten Gehaltsscheck bekomme, aber so lange muss ich ja nicht warten. Ich hab genug Geld für die erste Monatsmiete und die Kaution.« Sie sah in die blauen Augen ihrer Schwester. Die beiden waren so verschieden und sich doch in vielerlei Hinsicht so ähnlich, dass sie genau wussten, was sie sagen mussten, um sich gegenseitig weh zu tun. »Ich weiß, dass der Rest der Familie findet, ich hätte mein Leben verpfuscht, aber ich wusste nicht, dass du das auch so siehst.«
»Jetzt weißt du’s.«
»Ja.« Enttäuscht wandte sich Chelsea zum Gästezimmer. »Jetzt weiß ich’s.« Sie lief den Flur entlang, bevor ihre Gefühle sie übermannten. Leise schloss sie die Tür hinter sich und setzte sich auf die Bettkante. Bo war die andere Hälfte ihrer Seele. Der einzige Mensch auf der Welt, der ihr wirklich weh tun konnte.
Chelsea streckte sich auf dem Bett aus und starrte mit leerem Blick an die Wand. Nur wenn sie mit
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