Was sich liebt, das küsst sich - Gibson, R: Was sich liebt, das küsst sich - Nothing but Trouble
einem herzhaften Gähnen. »Er ist erst vor einem Monat aus der Reha-Klinik
entlassen worden. Ich weiß nicht, ob er körperlich in der Verfassung ist, den Schock zu verkraften.«
Licht von dem 60-Zoll-Flachbildfernseher fiel auf Mark und glitt über seine nackte Brust. Mit der rechten Hand knetete er einen Anti-Stress-Ball, während er sich die Höhepunkte des Spiels vom gestrigen Abend ansah. Er saß auf dem Ledersofa im großen Schlafzimmer und bildete eine schwarze Silhouette im Dunkeln. Die Sportberichterstattung wechselte von den Stanley-Cup-Highlights zu dem Interview von heute Vormittag in der Key Arena. Er sah sich selbst zu und fragte sich, wie er so normal wirken und so normal klingen konnte. Der Unfall, der ihm die Knochen zertrümmert hatte, hatte ihm die Seele aus dem Leib gerissen. Er war innerlich leer, und in diese Leere war eine schreckliche Wut gesickert, die er nicht überwinden konnte. Er versuchte es noch nicht einmal. Ohne seine Wut war er leer.
Mit der freien Hand nahm er die Fernbedienung und richtete sie auf den Fernseher. Sein Daumen glitt auf den Aufwärtspfeil, und er zappte durch Reality-Shows und Wiederholungen auf Kabel. Bei einem Porno auf Cinemax blieb er schließlich hängen. Auf dem Bildschirm gebärdeten sich zwei Frauen wie Katzen und schleckten sich von oben bis unten ab. Sie hatten hübsche Titten, rasierte Mösen und trugen hochhackige Stripper-Schuhe. Normalerweise war das die Art niveauvolle Unterhaltung, die er genoss. Eine Frau steckte das Gesicht zwischen die Beine der anderen, und Mark sah eine Weile zu und … wartete.
Nichts beulte seine Boxer Briefs aus, und er drückte auf den Aus-Knopf und tauchte das Zimmer in völlige Dunkelheit. Er legte den Ball mit Gel-Einlage neben sich und
stemmte sich von der Couch hoch. Seit dem Unfall hatte er keine vernünftige Erektion mehr gehabt, dachte er, während er den Raum zu seinem Bett durchquerte. Wahrscheinlich waren die Medikamente schuld. Oder sein Schwanz funktionierte einfach nicht mehr. Erstaunlich, dass es ihm nicht so viel ausmachte, wie es sollte.
In Anbetracht seines Sexuallebens vor dem Unfall müsste es ihn wahnsinnig machen. Er hatte ihn immer hochgekriegt. Tag und Nacht, egal wann. Er war immer bereit gewesen. Es hatte nie viel gebraucht, um ihn in Stimmung zu bringen. Und jetzt interessierte ihn nicht mal mehr ein heißer Lesbenporno.
Mark zog die dicke Decke zurück und kroch ins Bett. Er war nur noch ein Schatten seiner selbst. So jämmerlich, dass er genauso gut zu dem Röhrchen Tabletten auf seinem Nachttisch hätte greifen und dem allen ein Ende hätte machen können, wäre das nicht noch jämmerlicher gewesen. Wenn es nicht der feige Ausweg wäre.
Mark hatte nie aus irgendwas den feigen Ausweg genommen. Er hasste Schwäche, was einer der Gründe war, warum es ihm ein Gräuel war, diese Betreuerinnen um sich zu haben, die ihm den Puls maßen und seine Medikamenteneinnahme überwachten.
Innerhalb weniger Minuten setzte die Wirkung des Ambien ein, und er fiel in einen tiefen, ruhigen Schlaf und träumte den einzigen Traum, den er je für sich selbst gehabt hatte. Er hörte das Geschrei der Menge, das mit dem Aufprall der Graphitschläger auf dem Eis kollidierte, und das Schsch der messerscharfen Kufen. Die Stadiongerüche stiegen ihm in die Nase, Schweiß und Leder, frisch aufbereitetes Eis und ein Hauch von Hot Dogs und Bier. Er schmeckte Adrenalin
und Erschöpfung, während sein Herz hämmerte und seine Beine über die Eisfläche rasten, den Puck auf der Schaufel seines Schlägers. Er spürte, wie der kalte Fahrtwind über seine Wangen streifte, sich in den Ausschnitt seines Trikots stahl und den Schweiß auf seiner Brust kühlte. Tausende von Zuschauern, die den Blick nicht von ihm wenden konnten; er konnte ihre Spannung fühlen, die Aufregung in den unscharfen Gesichtern sehen, als er vorbeilief.
In seinen Träumen war er wieder da. Wieder gesund. Ein Mann. Seine Bewegungen waren fließend, mühelos und schmerzfrei. In manchen Nächten träumte er, dass er Golf spielte oder für seinen alten Hund Babe die Frisbeescheibe warf. Babe war schon seit fünf Jahren tot, aber das machte nichts. Im Traum strotzten sie beide vor Leben.
Doch beim Erwachen im grellen Morgenlicht wurde er immer wieder aufs Neue mit der niederschmetternden Wahrheit konfrontiert, dass das Leben, das er gekannt hatte, vorbei war. Verändert. Auf den Kopf gestellt. Und er wachte immer mit Schmerzen auf, mit steifen Muskeln und
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