Was sich liebt das raecht sich - Roman
auf der Tribüne und sah ihm von dort aus zu. Ace fühlte sich lebendig und beschwingt, als er in halsbrecherischem Tempo die letzte Gerade nahm. Das Bewusstsein der Gefahr brachte sein Blut wie jedes Mal in Wallung, und jubelnd schoss er über die Ziellinie und brachte den Wagen in einer dichten Staubwolke zum Stehen.
Dann stieg er durch das Fenster aus, riss sich den Helm von dem zerzausten rötlich braunen Haar und unterzog die Reifen seines Wagens einer eingehenden Inspektion.
Sie kamen gut mit Hitze und Geschwindigkeit zurecht, doch so, wie er den Wagen fuhr, nutzte er die Reifen sehr zum Ärger von Joe Wilson, seinem Teamchef, bereits innerhalb von ein paar Runden ab. Als er eine abgefahrene Stelle fand, ging er in die Hocke, um sie sich genauer anzusehen.
»Aber hallo!«, raunte ihm in diesem Augenblick eine verführerische Stimme zu.
Er sprang erschrocken wieder auf und presste eine Hand an seine Brust. »Allegra! Meine Güte, hast du mich erschreckt. « Er war überrascht, seine zeitweilige Freundin am Zaun der Rennstrecke lehnen zu sehen. Er war davon ausgegangen, dass sie frühestens in zwei Wochen aus Europa wiederkam. Allegra war ein exotisches Model mit langen, sonnengebräunten Beinen und einer wogenden kastanienbraunen Mähne, die ihr bis über die Schultern hing. Sie war geschmeidig wie eine Siamkatze, trug ein knapp bis über den Hintern reichendes türkisfarbenes Kleid, das ihre sensationelle Figur besonders vorteilhaft zur Geltung brachte, und hatte eindeutig vergessen, Unterwäsche anzuziehen.
Ace strich sich die dunklen Haare aus der Stirn. »Was machst du hier? Ich dachte, du wärst in Mailand und sämtliche geilen Italiener hinter dir her.«
»Ich war in Rom und nicht in Mailand«, korrigierte sie, zog einen leichten Schmollmund, sah in seine grauen Augen und fügte hinzu: »Aber du hast mir so gefehlt, dass ich früher zurückgekommen bin. Und als du nicht in deiner Wohnung warst, ging ich einfach davon aus, du wärst beim Training.« Sie ließ ihren lasziven Blick über seinen Körper wandern, denn sie wusste, dass er unter seinem Overall von Kopf bis Fuß gebräunt und genauso muskulös wie ein teures Rennpferd war. »Ist es nicht eine tolle Überraschung, mich zu sehen?«
»Echt super«, murmelte Ace.
»Wann ist dein nächstes Rennen?«, fragte sie und beugte sich ein wenig vor, damit er in ihren Ausschnitt sah.
»Erst im Februar … in Daytona.«
Ace öffnete den Reißverschluss von seinem Overall und kletterte über den Zaun. Ihm war bewusst, Allegra hatte keinen blassen Schimmer von der Arbeit, die er tat. In ihren Augen war sein Job einfach wunderbar gefährlich und vor allem herrlich glamourös. Sie hatte keine Ahnung, dass die Rennen zu den meistgesehenen Sportarten im Fernsehen gehörten und dass nur professioneller Football noch beliebter war.
Gemeinsam gingen sie zu seiner heißgeliebten Original Corvette C3, Baujahr 1965 – einem Geschenk von Judd, als Ace einundzwanzig geworden war –, und dort lehnte Jerry lässig an der Motorhaube und grinste sie fröhlich an. Mit dem popperhaft geschnittenen blonden Haar und dem fein gemeißelten Gesicht sah Jerry aus, als ob er geradewegs von einem Foto-Shooting käme. Und tatsächlich jobbte er regelmäßig als Model, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen.
»Gut ’rumgekommen?«, wandte Jerry sich an Ace, ohne Allegra auch nur eines Blickes zu würdigen. »Auf der letzten Geraden warst du wirklich schnell.«
»Ich bin echt gut in Form und kann das Rennen in Daytona kaum erwarten«, antwortete sein Freund. »Und wie war es bei dir?« Ace war völlig überrascht, denn Allegra küsste ihn plötzlich derart innig, dass er kaum noch Luft bekam.
Jerry rollte mit den Augen. »War okay. Joe meint, wenn ich fleißig weitertrainiere, hätte ich bald eine echte Chance. « Und grinsend fügte er hinzu: »Dabei trainiere ich schon jetzt doppelt so viel wie du.«
»He, ich arbeite wirklich hart!«, protestierte Ace.
»Was etwas völlig Neues ist!«
Ace und Jerry kannten sich bereits seit einer Ewigkeit. Jerry hatte im Kart Club von L. A. den anderen Kindern sehnsüchtig beim Fahren zugesehen. Er hatte es sich nicht leisten können, selbst in ein Gefährt zu steigen, aber bereits damals von einer Karriere als NASCAR-Fahrer geträumt. Da Ace aus seiner Sicht eins der faulen, reichen Kids gewesen war, die er verachtete, hatte es ihn völlig überrascht, als Ace ihn gegenüber ein paar anderen Jungs in Schutz genommen hatte, die ihn
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