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Was - Waere - Wenn

Was - Waere - Wenn

Titel: Was - Waere - Wenn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wiebke Lorenz
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gewesen. »Hast dich wieder
abgeregt?« Ich sage gar nichts, sondern nehme ihn einfach nur in den Arm. Und
dann kann ich nicht mehr anders, sondern fange ganz furchtbar an zu weinen.
Habe mich damit abgefunden, eine Heulsuse zu sein. Tim tätschelt beruhigend
meinen Rücken und fragt sich wahrscheinlich gerade, was um Himmels willen mein
Problem ist. Soll er sich das ruhig fragen, ich bin einfach nur glücklich, daß
wieder alles so ist wie vorher.
    »Hab ich’s dir nicht gesagt«, höre ich Georg hinter mir brummen,
»Charly wird’s ganz schön umhauen, wenn sie erfährt, daß St.   Pauli gestern das
Heimspiel gewonnen hat.«

12. Kapitel
    No the game
never ends
When your whole world depends
On the turn of a friendly card
    The turn of a friendly card,
The Alan Parsons Project
    Back to business. Alles auf Anfang, alles ganz neu. Und doch
alt. Ich wache um acht Uhr morgens auf und fühle mich so gut wie lange nicht
mehr. Quatsch, wie noch nie! Mit einem mir völlig unbekannten Tatendrang – jedenfalls vor zehn oder elf Uhr abends – springe ich aus dem Bett. Um fünfzehn
Uhr muß ich wieder zur Arbeit, und bis dahin habe ich noch eine ganze Menge
vor. Innerhalb von zwanzig Minuten bin ich geduscht, gefönt und angezogen,
laufe die Treppe hinunter zu meinem Fahrrad und düse los.
    Keine zehn Minuten später stehe ich bei meinen Eltern vor der Tür.
Ich gucke auf die Uhr, gerade mal halb neun. Aber ich klingele trotzdem, wie
ich meine Mutter kenne, hat die samstags um diese Zeit schon den halben Haushalt
fertig und nebenbei schon mal für die nächsten drei Wochen vorgekocht.
Tatsächlich öffnet sie mir Sekunden nachdem ich geklingelt habe.
    »Charlotta! Was willst du denn so früh hier?« Mit einem lauten
»flatsch« zieht sie ihre gelben Gummihandschuhe aus und nimmt mich in den Arm.
»Warum schläfst du am Wochenende nicht mal aus? Die Uni ist doch so anstrengend
und …«
    »Weil ich sonst immer ausschlafe«,
schneide ich ihr das Wort ab, bevor sie mir wieder erzählt, wie schwer ich es
sicher habe und mich damit möglicherweise von meinem Vorhaben abbringt.
Gleichzeitig ärgere ich mich, daß ich jetzt so mit der Tür ins Haus falle, ich
will ihr und meinem Vater das in aller Ruhe erklären.
    »Wie bitte? Ich verstehe nicht ganz, was du meinst …«
    »Kann ich reinkommen?« frage ich, statt darauf einzugehen. »Ich muß
mit dir und Papa reden.«
    »Natürlich kannst du reinkommen.« Sie lacht. »Was für eine dumme
Frage!« Mal sehen, wie lange sie gleich noch lacht.
    Wir gehen durch den großen Flur ins Wohnzimmer, auf dem Weg ruft sie
nach meinem Vater. Meine Mutter steuert auf die Sitzgruppe zu, aber ich lotse
sie Richtung Eßtisch. Irgendwie habe ich den Eindruck, daß es leichter für mich
wird, wenn ich dabei auf einem Stuhl sitzen und den Rücken gerade machen kann.
Ein paar Minuten später kommt mein Vater und gesellt sich zu uns.
    »Morgen, Schatz«, begrüßt er mich und gibt mir ebenfalls einen Kuß.
»Das ist eine seltene Überraschung, wir haben dich ja schon lange nicht …«
    »Hört zu!« Lieber gleich anfangen, bevor ich es doch noch bleiben lasse
und am Ende mit ein paar leckeren Lebensmitteln im Rucksack unverrichteter
Dinge wieder abziehe. Meine Eltern sehen mich mit großen Augen an. So haben sie
mich bisher noch nicht erlebt. Sie haben mich eigentlich überhaupt noch nie
erlebt, denn so, wie ich eigentlich bin, kennen sie mich gar nicht. Ich höre
mein Herz laut in den Ohren pochen und versuche, mich zu beruhigen. Du bist
neunundzwanzig Jahre alt, Charly, da ist es wirklich egal, was deine Eltern von
dir halten. Du bestimmst immer noch selbst, wie du über dich denkst. Leider bin
ich nicht besonders gut darin, mich selbst zu überzeugen.
    »Was hast du denn?« fragt meine Mutter vorsichtig. Sie scheint zu
merken, daß ich kurz davor bin, einfach wieder aufzustehen und mit einem
»Tschüß, war schön euch zu sehen!« die Flucht zu ergreifen.
    »Ich muß euch was sagen.« So weit war ich eigentlich schon. Hätte
gerade gut Verwendung für eine Souffleuse.
    »Ja?« Meine Erzeuger sind ganz Ohr.
    »Willst du einen Kaffee?« fragt meine Mutter. Ich will keinen
Kaffee. Eher einen Cognac.
    »Nein, danke«, lehne ich ab und versuche, mich wieder auf das zu
konzentrieren, was ich sagen will.
    »Könnt ihr euch noch an meine erste, große Jugendliebe erinnern?«
Habe selbst keine Ahnung, in welche Richtung das hier gehen soll, der Satz war
auf einmal einfach da in meinem Kopf und wollte

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