Was - Waere - Wenn
erwidert Isa süffisant. »Ich habe mir
nur genommen, was mir sowieso immer gehört hat.«
»Möchte wissen, wie du das angestellt hast«, fauche ich sie an.
»Oh, das war ganz einfach. Ich hatte bei New Life ein sehr
interessantes Gespräch.«
»Schatz …«, versucht Moritz es jetzt noch einmal.
»Sei endlich still und geh zurück ins Bett!« staucht sie ihn
zusammen. Tatsächlich verschwindet er ohne ein weiteres Wort, sie scheint ihn
ja gut im Griff zu haben.
»Wo war ich?« Sie überlegt einen Moment. »Ach ja, bei New Life. Ganz
reizend, diese Elisa. Sie hat mir erklärt, daß man bei ihnen nicht nur
Erlebnisse aus seinem Leben entfernen, sondern auch welche einspielen lassen
kann. Sie zeigte mir eine Liste der erhältlichen Ereignisse, die andere Kunden
nicht mehr haben wollten. Mit dem kleinen, praktischen Gerät können sie die
Sequenzen dann einfach verfremden und an das Leben des jeweiligen Käufers
anpassen. Ihr könnt euch gar nicht vorstellen, wir überrascht ich war,
Charlottas Namen auf einer dieser Listen zu entdecken.« Sie schmunzelt
selbstgefällig. »Und nachdem ich dein kleines Geheimnis herausgefunden habe,
wissen wir beide wohl, zu wem Moritz in Wahrheit gehört!«
»Du kannst ihn gern wiederhaben!«
»Ich habe ihn doch schon wieder!« Sie
lacht und schüttelt amüsiert den Kopf. »Und dazu habe ich nicht mal New Life
gebraucht, unsere Affäre ging schon seit kurz nach eurer Hochzeit. Trotzdem
fand ich diese kleine Garageneinlage zu verführerisch. Viel netter, als es dir
einfach nur zu sagen.«
»In Ordnung, ich mache dir einen Vorschlag«, sage ich, als ich mich
wieder einigermaßen beruhigt habe. »Wir fahren jetzt zu New Life und machen
alles wieder rückgängig. Du bekommst Moritz so, wie es früher war – und ich
kriege mein altes Leben zurück.« Isa prustet los.
»Dein altes Leben? Was ist denn daran so erstrebenswert, daß du es
zurückmöchtest?« Sie mustert mich feindselig, vielleicht denkt sie, ich will
sie reinlegen.
»Das laß mal meine Sorge sein.« Einen Augenblick lang sieht sie
unschlüssig aus, die Sekunden ziehen sich wie Kaugummi. Aber dann nickt sie
langsam.
»Ich habe das nicht gewußt, das mußt du mir glauben!« Heike
sitzt zwischen Isa und mir auf dem Rücksitz unseres Taxis, während Tim dem
Fahrer den Weg erklärt. Weil sie ja auch ein Stückchen meines Lebens besitzt,
mußten wir sie auf dem Weg zu New Life aus dem Bett klingeln.
»Schon gut«, beruhige ich sie, »mach dir keine Gedanken.« Sie
schnaubt geräuschvoll in ein Taschentuch.
»Als Isa«, sie wirft ihr einen vorsichtigen Blick zu, doch die
starrt nur stumm aus dem Fenster, »mit dieser Idee kam, dachte ich, es wäre nur
ein Witz. Konnte doch nicht ahnen, daß das wirklich funktioniert. Und ich hatte
auch keine Ahnung, daß wir uns da bei dir bedienen, das hätte ich doch nie gemacht!«
Sie wird von einem weiteren Heulkrampf geschüttelt. »Aber ich wollte halt auch
mal Spaß haben und ausflippen. Für alle bin ich immer nur die öde Heike.«
Wieder heult sie auf.
»Ja, ist doch in Ordnung, mach dir nichts draus.« Hätte ich auch nie
gedacht, daß ich mal bei einer Taxifahrt mitten in der Nacht einer flennenden
Heike Ludwig das Händchen tätscheln würde. Aber jetzt ist es wohl so weit.
Mit Heike fangen wir an. Habe Angst, sie kriegt einen
Nervenzusammenbruch und wird damit unbrauchbares Material für uns.
»Und ich bin dann wirklich mit Dirk verheiratet? Also, in diesem
anderen Leben?« will sie ängstlich wissen, während wir sie an die Elektroden
anschließen.
»Ja, das bist du«, verspreche ich ihr, »und du wirst ganz glücklich
sein.« Heike seufzt, lehnt sich zurück und kriegt einen richtig seelenvollen
Gesichtsausdruck. Aber nur für einen kurzen Moment. Dann setzt sie sich auf
einmal wieder kerzengerade auf.
»Aber will ich das überhaupt?«
»Was?« fragen Tim, Isa und ich wie aus einem Mund.
»Mit einem Mann verheiratet sein, der in Wahrheit lieber Isa will?«
Mist, jetzt wird’s schwierig. Gleich wird sich meine Rückfahrkarte ins alte
Leben in Luft auflösen.
»Aber das mit Isa war doch nur jetzt so. Wenn wieder alles so ist
wie früher, dann ist das nie passiert«, versuche ich ihre Zweifel zu
verscheuchen.
»Trotzdem«, erwidert Heike, »bin ich dann für ihn nur zweite Wahl,
weil Isa ja mit Moritz zusammen ist und Dirk sie nicht haben kann.« Kurz bevor
ich mich auf die Knie werfe, Heike darum bitte, das alles doch einfach mir
zuliebe zu vergessen, und ihr
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