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Was will man mehr (German Edition)

Was will man mehr (German Edition)

Titel: Was will man mehr (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Rath
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Herannahen der Polizei.
    «Aber wie zur Hölle haben die uns denn gefunden?», frage ich verzweifelt.
    Bronko steckt den Kopf durch die halbgeöffnete Tür. «Ich habe mich schon gefragt, ob ich den Aston Martin nicht hätte zurückgeben sollen.»
    «Weil?», frage ich aufgeschmissen.
    «Weil die den Blitzer vielleicht ausgerechnet gestern gecheckt haben. Außerdem ist der Wagen immerhin an eine Diplomatengattin …»
    «Die Karre ist vernetzt», unterbricht Günther zerknirscht. «Verdammt. Dass ich daran nicht gedacht habe. Die können den Wagen orten. Wahrscheinlich sind wir gestern nicht nur geblitzt, sondern auch dauernd gefilmt worden. In London hängen Hunderttausende Überwachungskameras.»
    «Würde es was helfen, wenn jemand jetzt sofort den Wagen von hier wegbringt?», fragt Iris.
    Günther schüttelt den Kopf. «Dieser Jemand käme bestimmt nicht weit. Außerdem würde die Polizei trotzdem auch hier nach Schamski suchen.»
    Verzweifelt sehe ich Günther und Bronko an. «Ich kann doch jetzt nicht da reingehen und die Hochzeit absagen. Ihr wisst genau, was der heutige Tag den beiden bedeutet.»
    Schweigen. Wir überlegen angestrengt.
    «Wir brauchen ein zweites Brautpaar», sagt Günther plötzlich. «Dann ziehen wir die gleiche Nummer wie in Deutschland durch. Diesmal muss sich nur jemand vom Traualtar weg verhaften lassen.»
    Ich brauche ein paar Sekunden, um den Sinn von Günthers Worten zu verstehen, dann wende ich mich zu Iris. «Ich werde dich jetzt vor den Traualtar führen», sage ich. «Keine Sorge. Du musst mich nicht heiraten, weil wir vorher verhaftet werden. Tu es einfach für Melissa und Schamski. Obwohl du, ganz nebenbei bemerkt, auch mir einiges schuldig bist.»
    Iris sieht mich an. Dann nickt sie wie jemand, der gerade für ein Himmelfahrtskommando ausgewählt wurde.
    «Es gibt da noch ein kleines Problem», sagt sie. «Mary-Ann fremdelt momentan sehr. Und da sie ihre Verwandten seit mehr als einem Monat nicht gesehen hat, wüsste ich nicht, wem ich sie anvertrauen könnte.»
    Günther steckt sein Handy weg. Dann bedeutet er Iris, ihm Mary-Ann anzureichen. Iris zögert einen Moment, setzt dann aber doch ihre Tochter auf Günthers breiten Unterarm, womit Mary-Ann nun Jona direkt gegenübersitzt. Die Kleine betrachtet Günther interessiert, lacht dann glucksend und beginnt mit Jona zu flirten.
    Iris und ich tauschen einen Blick. Ihrem kurzen Nicken entnehme ich, dass unserer Hochzeit nun nichts mehr im Wege steht – bis auf Scotland Yard oder wer auch immer uns in Handschellen legen wird.
    Es ist ein Machtwort von Mulligan nötig, um die Hochzeitsgesellschaft zum Schweigen zu bringen. Ich hätte nicht gedacht, dass der Reverend über ein derart respektgebietendes Organ verfügt. Harte Drinks und schwarzer Tabak scheinen also auch Vorteile zu haben.
    Um keine Zeit zu vergeuden, umreiße ich den Plan in aller Kürze. Zu kurz, offenbar, denn danach sehe ich in ratlose Gesichter. Immerhin haben Melissa und Schamski verstanden, was ich vorhabe, denn Melissa zieht nun Iris mit den Worten «Wir müssen sofort die Kleider tauschen» zielstrebig in einen der Umkleideräume.
    Kaum fünf Minuten später haben sich die Hochzeitsgäste unter die erstaunten Kirchgänger von Morlyhan gemischt. Ich stehe am Altar und warte auf Iris, die von Karl von Beuten zu frenetischer Orgelmusik durch den Mittelgang geführt wird.
    Dann stehen Iris und ich vor dem Traualtar.
    Während Mulligan die Anwesenden darüber informiert, dass er gleich eine Trauung durchführen wird, die nicht ganz den üblichen Gepflogenheiten entspricht, will ich gerade darüber nachdenken, wie seltsam das Leben manchmal spielt. Dazu habe ich aber keine Gelegenheit, denn noch bevor Mulligan zur eigentlichen Zeremonie schreiten kann, hört man draußen mehrere Autos vorfahren. Dann öffnen sich leise die Türen, und etwa ein halbes Dutzend Polizisten verteilt sich in den Seitengängen. Bei einem kurzen Blick nach hinten sehe ich zwei Kerle in Trenchcoats durch den Mittelgang zum Altar schreiten. Ich vermute, das sind die Herren, auf die wir gewartet haben.
    Mulligan schweigt, bis sich das Gemurmel in den Reihen gelegt hat. Einer der Männer im Trenchcoat nutzt die Gelegenheit, um das Wort zu ergreifen: «Entschuldigen Sie die Störung, Reverend. Parker ist mein Name. Das hier ist mein Kollege Wilkinson. Wir sind von der Kriminalpolizei und haben Grund zu der Annahme, dass der Mann, den Sie da gerade verheiraten wollen, Guido Schamski ist. Er

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