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Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht

Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht

Titel: Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moor
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«Fertig!»
    «Na also», macht Sonja nur, und wir marschieren los. Über die Straße, und dann   … ja, dann sind wir da. Direkt vis-à-vis unserem Hof, auf der Angerwiese, ist ein kleiner Pavillon aufgebaut: die Grillstation.
     Davor und daneben Biertische, etwas abseits ein großer Holzhaufen, am anderen Ende, beim Wasser, ein kleines Löschfahrzeug.
     Fertig. Das ist das ganze Feuerwehrfest.
    «Etwas dürftig, hä, oder?», motzt der kleine Schweizer in mir. «Nicht mal ein Schießstand oder eine Tombola oder eine Hawaii-Bar
     oder ein Tanzboden oder ein Rednerpult für den Bürgermeister oder   …»
    «Eeeeh, da isser ja, der Schauspieler, samt seiner Sonja», ruft Teddy. Er steht inmitten einer kleinen Gruppe von Männern
     neben dem Grillpavillon und winkt mit seiner Bierflasche. In seiner Riesenpranke wirkt sie wie ein Fläschchen Kinderhustensaft.
     «Kommt rum und stoßt an!»
    Wir begrüßen ihn. «Na, wat is?», tönt er. «Ich will anstoßen, warum habt ihr denn noch immer nix zu trinken?»
    «Da hast du recht, Teddy», antwortet Sonja todernst. «Ein Skandal, schon ganze fünf Sekunden da, und noch immer nichts zu
     trinken! Dieter, möchtest du uns vielleicht endlich Bier und was zu essen bestellen?»
    «Wie konnte ich nur so tatenlos rumstehen, tut mir leid, klar, ich mach sofort   …», nehme ich Sonjas Ironie auf.
    «Ich hab gemeint, wir trinken auf gar keinen Fall Bier?», flüstert |262| mein kleiner Schweizer. «Also, wenn du jetzt nicht konsequent bist, dann   …»
    «Zwei Bier bitte», sage ich trotzig zum Mann hinter dem Grill.
    «Was zum Essen dazu?», fragt der, während er die Flaschen öffnet. «Oder seid ihr Nurtrinker?» Über der Holzkohle brutzeln
     saftige Schweinhalssteaks und verschiedene Würste.
    «Zweimal Steaks, zweimal Würste», bestelle ich. «Teddy, für dich?»
    «Einmal kein Steak mit Bier.»
    «Also, äh, dann   … noch ein Bier.»
    Ich balanciere die beladenen Pappteller zum nächsten Tisch, dann hole ich die Biere.
    «Prost, Sonja, prost, mein Kleener!» Teddy lässt seine Flasche gegen die unseren klirren. «Dette sind meine Brüder. Ingo kennt
     ihr ja, und det is Silvio, Renato.»
    «Oh, ihr alle habt Namen, die mit ‹o› enden? Oh, oh», lacht Sonja, während sie anstößt. «IngO, SilviO, RenatO, TheO. Als der
     Wievielte bist du eigentlich zur Welt gekommen, Teddy?»
    Der beugt sich zu ihrem Ohr herunter und raunt verschwörerisch: «Na, ich war der Testlauf gewesen.»
    «Was, du bist der Älteste? Sieht man dir gar nicht an, Teddy, hast dich gut gehalten.» Sonja knufft in seinen runden Bauch.
    «Höööi, hööi, höi», kommt es sofort von seinen Brüdern, «soll das vielleicht heißen, wir hätten uns nicht gut gehalten?»
    «Wat denn, wat denn, wat denn?», wendet sich Teddy an sie. «Bloß nicht wehleidig werden, nur weil meine Sonja eine einfache
     Tatsache aussprechen tut.»
    «Nooo, wenn ich es mir recht überlege», sagt Sonja, indem sie ein paar Schritte rückwärtsgeht und die Teddybrüder mustert
     wie eine Bildhauerin, die ihr Werk begutachtet, «also, man kann nicht behaupten, dass ihr am Verkümmern seid.»
    |263| «Ohne mich würde es die Kerls doch alle gar nicht geben», verkündet Teddy großspurig. «Weil, meine liebe Mama hat, klug wie
     se war, schnell gespannt, wat für ein strammes Kerlchen aus mir werden würde. Und da hat se bei sich gedacht: Mein kleener
     Theo ist gesund und rund und kräftig, da wär’s doch ganz schlau, noch ein paar von solche Kerls zu machen und denen auch so
     ’n ‹o› zu verpassen am Ende von ihre Namen.»
    «Mach dich nicht so wichtig, Teddy», sagt Ingo, der Dachdecker. «Dein Name sollte nicht nur mit ‹o› enden, der sollte auch
     mit ‹o› beginnen, der sollte nur aus lauter Os bestehen, aus großen Nullen, verstehst du? Alle so groß und rund wie du!»
    Alle vier lachen, am lautesten Teddy.
    «Ohhhhhh, wie schön ist so ein Tag wie heute   …», beginnt er zu singen, die anderen fallen mit ein.
    «Die Null ist nämlich unteilbar, hat unser Mathelehrer immer gesagt», erklärt Silvio. «Die Null kriegste als einzige Zahl
     einfach nicht klein! Genau wie unsern Teddy, versteht ihr? Unteilbar.»
    «Auf die Nullen dieser Welt!», ruft Teddy und legt seinen linken Arm über meine Schultern, den rechten über Sonjas. «Nicht
     kleinzukriegen, der Teddy!»
    Wir setzen uns an den Biertisch und essen. Die Steaks schmecken ganz genau so, wie Steaks schmecken müssen: nach Sommer und
     Fest und

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