Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Was wir unseren Kindern in der Schule antun

Titel: Was wir unseren Kindern in der Schule antun Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sanbine Czerny
Vom Netzwerk:
orientieren.
    Auf dem Weg zur Schule der Zukunft
    Unser Schulsystem steckt derzeit fest. Die Mechanismen, die es bislang erhalten haben, lassen sich so leicht nicht durchbrechen. Dennoch gibt es Wege aus der Misere. Wege ganz unterschiedlicher Art.
    Es gibt Schulen in Deutschland, die als Einzelschule den Mut und die Möglichkeit hatten, Lernen anders zu gestalten. Oft, aber nicht immer, sind dies Privatschulen, die nicht in dieser engen Form an die Vorgaben der Ministerien gebunden sind und daher meist eine Möglichkeit finden, sich ein Stück weit der gängigen Notengebung zu entziehen, die jedes echte Lernen
verhindert. Einige dieser Schulen sind für ihr schülerorientiertes Konzept sogar mit dem Deutschen Schulpreis ausgezeichnet worden. Interessant ist, dass es dabei sehr unterschiedliche Konzepte gibt, die jedoch alle das gleiche Ziel verfolgen: dem Schüler in seiner Individualität gerecht zu werden.
    In Städten oder Stadtstaaten wie Hamburg ist der Weg über eine verlängerte Grundschulzeit und eine Zweigliedrigkeit des Schulsystems hin zu „Eine Schule für alle“ durchaus sinnvoll. Die Stadtteilschule ist nun die einzige Schulart neben dem Gymnasium und bietet alle Abschlüsse bis zum Abitur an. In Flächenstaaten bietet es sich zur Umstellung eventuell eher an, Regionalschulen, also Schulen vor Ort, zu erhalten und dort an jeder Schule alle Abschlüsse zu ermöglichen. Schulen vor Ort haben zudem weitere Vorteile, etwa kürzere Fahrtwege für die Kinder und den Erhalt lebendiger Gemeinden. Ein gutes Schulsystem ermöglicht jedem Kind höhere Bildung und schließt nicht zahlreiche davon aus.
    All die Ausführungen auf den vorhergehenden Seiten dieses Buches zeigen sicher deutlich, warum eine verlängerte Grundschulzeit, ein verändertes Übertrittsverfahren oder die Umstellung auf die Zweigliedrigkeit allein unseren Kindern jedoch nicht gerecht wird und Schule insgesamt nicht verbessert. Solange der Gedanke der Selektion das schulische Geschehen bestimmt, wird das Lernen ausgerichtet sein auf das Erfüllen von Kriterien und nicht auf das einzelne Kind und seine individuelle Förderung.
    Was muss passieren?
    Veränderung kann nur organisch geschehen. Alle Beteiligten müssen das Ziel vor Augen haben und sich dorthin entwickeln können. Dafür braucht es Freiraum und keine vorgeschriebenen Wege.
    Das bedeutet insbesondere auch, dass die Schulen und Gemeinden weit mehr Selbstbestimmung erhalten, damit sie den konkreten Erfordernissen und Bedingungen vor Ort gerecht werden können. Eine Schule auf dem Land wird unweigerlich eine andere Entwicklung durchlaufen als eine Schule im
sozialen Brennpunkt einer Großstadt. Nur die Schule vor Ort weiß um die Bedürfnisse ihrer Schüler und kann entscheiden, ob beispielsweise die Einführung einer Ganztagsschule sinnvoll ist oder nicht. In manchen Gemeinden oder Städten ist durchaus denkbar, statt einer Ganztagsschule eine Ganztagsbetreuung anzubieten und die Angebote in der Gemeinde über Vereine und Verbände so vielfältig zu gestalten, dass ein viel bunteres und passenderes Konzept entsteht. So bilden sich mit der Zeit Schulprofile, die nicht am Computer erstellt, sondern gewachsen und tragfähig sind. Die Schulen vor Ort planen die Gestaltung des Schulvormittags und dabei auch Details wie die zeitliche Gestaltung des Unterrichts. Sie überlegen, ob sie bei den älteren Kindern weiter im Klassenleiterprinzip unterrichten, ein Kurssystem mit Wahlmöglichkeiten oder seminarähnliche Veranstaltungen anbieten. Sie entscheiden auch, ob sie vielleicht dem gesamten Schulkonzept eine einzelne Methodik zugrunde legen wollen: Es gibt beispielsweise derzeit Schulen, deren Konzept auf Wochenplanarbeit gründet, andere wiederum bevorzugen Projekte oder lassen die Kinder völlig frei arbeiten. Genauso ist es möglich, dass Schulen sich dafür aussprechen, für alle gängigen Methoden offen zu bleiben und jeder Lehrer in seinem Unterricht situativ die passende wählt.
    Ebenso gilt es viele weitere Fragen zu klären, beispielsweise, wie zukünftig Fremdsprachen erlernt werden, ob dies im Langzeitprozess oder durch intensive „Sprachenjahre“ geschieht, während derer Jugendliche innerhalb eines Jahres drei Sprachen in drei Ländern erwerben und gleichzeitig wichtige persönlichkeitsbildende Erfahrungen gewinnen. Auch wird zu überlegen sein, wie

Weitere Kostenlose Bücher